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Was die EZB-Zinspolitik für Sparer bedeutet


Die EZB und der Anleger
Was die Zinspolitik für Sie bedeutet

Von t-online, sm

24.01.2018Lesedauer: 4 Min.
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Zinspolitik: t-online erklärt, wie sie unseren Geldalltag beeinflusst. (Quelle: stroeer-video)
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Seit Jahren fristet das Geld der Sparer ein eher kärgliches Dasein. Während konservative Anlagestrategien kaum etwas abwerfen, erklimmen die Aktienkurse und Immobilienpreise immer neue Höhen. Wie die Zinspolitik der EZB den Geld- und Kapitalmarkt beeinflusst und welche Auswirkungen dies auf Ihr Sparbuch oder Ihre Altersvorsorge hat.

Ausgangspunkt der Zinspolitik der Europäischen (EZB) Zentralbank ist wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum. Die Konjunktur sollte brummen, das Preisniveau jedoch stabil und die Inflationsrate auf einem bestimmten Niveau liegen. Um diesem Ziel näher zu kommen, können Zinsen entweder angehoben oder auch gesenkt werden.

Dafür stehen der EZB drei Instrumente zur Verfügung: der Hauptrefinanzierungszins – im Allgemeinen als der Leitzins bezeichnet, der Einlagenzins und der Spitzenrefinanzierungszins. Sie bestimmen, zu welchen Bedingungen sich Geschäftsbanken bei den Noten- und Zentralbanken entweder Geld beschaffen oder dieses anlegen können. Damit bieten sie eine Orientierungsfunktion für die Geldmärkte und wirken indirekt steuernd auf die Kapitalmärkte, also die Preise für Anleihen, Aktienkurse aber auch Immobilienpreise sowie den Eurokurs. (Lesen Sie mehr: Die Zinsinstrumente der Notenbank.)

Welche Auswirkungen haben die Anhebung oder Senkung des Leitzinses?

Zinsanhebung: Die Anhebung des Leitzinses weist den Weg in eine restriktive also einschränkende Geldpolitik. Bei zumeist guter Konjunkturlage soll einem zu schnellen Anstieg der Inflationsrate entgegengewirkt werden. Durch die Anhebung der Zinsen erhöhen sich die Kreditzinsen, das heißt die Geldaufnahme verteuert sich. Auf der anderen Seite erhöhen sich die Guthabenzinsen, Sparer bekommen mehr Geld. An den Kapitalmärkten werden Anleihenim Gegensatz zu Aktien stärker nachgefragt.

Zinssenkung: Mit einer Senkung des Leitzinses fährt die EZB den Kurs einer expansiven Geldpolitik. Die Aufnahme von Geld bei der Zentralbank wird günstiger. Das spiegelt sich auch in den Kreditbedingungen der Banken wider. Ziel ist, einen Investitionsanreiz für Unternehmen zu schaffen und Konsumenten in Form von Verbraucherkrediten zum Konsum zu animieren und mithin die Konjunktur anzukurbeln. Werden Kredite günstiger, sinken andererseits die Guthabenzinsen. Sparer bekommen weniger für ihre Geldanlage. Da auch Anleihen kaum noch etwas abwerfen, investieren Anleger vermehrt in den Aktienmarkt oder in Immobilien.

Welche Gefahren lauern im billigen Geld?

Seit Jahren versuchen die Notenbanken mit billigem Geld der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen und zugleich die Teuerung anzuheizen. Allerdings birgt die ultralockere Geldpolitik auf lange Sicht die Gefahr von Verwerfungen an den Finanzmärkten: So können sich Blasen unter anderem am Aktien- oder Immobilienmarkt bilden, indem sich Preise über ein gesundes Maß hinaus aufblähen. Ökonomen mahnen die EZB seit einiger Zeit, den Kurs der offenen Geldschleusen zu verlassen.

Was sind Negativzinsen und was bedeutet das für mein Sparbuch?

Seit einiger Zeit macht auch der Begriff der „Negativzinsen“ die Runde. So haben einige Banken bereits für Unternehmen oder auch Sparer mit höheren Sparguthaben einen negativen Zinssatz für ihre Geldanlagen eingeführt. Doch was ist das eigentlich: Negativzins?

Aktuell müssen Geschäftsbanken einen negativen Zinssatz von 0,40 Prozent berappen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Während die EZB die Banken damit zu einer gesteigerten Kreditvergabe animieren möchte, überlegen diese indes, diesen – auch Strafzins genannten – Betrag an ihre Kunden weiterzureichen. Damit soll wiederum für die Bankkunden der Anreiz steigen, ihr Geld lieber auszugeben, statt auf dem Sparbuch zu halten.

Noch sind Kleinsparer von diesem Schritt nicht betroffen. Doch es scheint nur eine Frage der Zeit, bis auch auf das Sparguthaben von Kleinanlegern sogenannte Strafzinsen erhoben werden. Nach einer Umfrage von Bundesbank und Finanzaufsicht BaFin will künftig jedes zwölfte Institut Negativzinsen auf Einlagen von Privatkunden erheben. Da den Banken wegen der Niedrigzinsen die Einnahmen wegbrechen, geben sie die Kosten an ihre Kunden weiter und drehen an der Gebührenschraube. Künftig wird dann auch der eine oder andere Sparer mit Strafzinsen für sein Erspartes konfrontiert werden.

Welche Folgen hat die EZB-Zinspolitik auf Sparbuch und Tagesgeld?

Anleger und Sparer sollten alle drei Zinssätze im Blick haben. Während der Leitzins die Richtung der Geldpolitik weist, zeigen der Spitzenrefinanzierungszins (Obergrenze) und die Einlagenfazilität (Untergrenze) den Korridor, in dem sich zum Beispiel das Tagesgeld bewegt. Mit dieser Orientierung können Anleger die Angebote der Banken einschätzen und vergleichen.

Generell müssen sich Sparer weiter mit mickrigen bis gar keinen Zinsen für Tagesgeld, Sparbuch etc. abfinden. Doch das ist nicht alles: Da die Zeiten einer Inflation nahe Null seit geraumer Zeit vorbei sind, verlieren Sparer unter dem Strich sogar noch Geld. In Deutschland lag die Jahresinflation im Dezember 2017 bei 1,7 Prozent, der EU-Durchschnitt bei 1,4 Prozent.

Eine grundlegende Kurskorrektur steht trotz der verbesserten Konjunktur in Europa für lange Zeit nicht zu erwarten. Mit einer Zinswende, so zaghaft sie auch ausfallen mag, wird nicht vor 2019 gerechnet. Doch selbst dann würde es noch weitere Jahre dauern, bis die Zinserhöhung auch tatsächlich auf dem Sparbuch ankommt. Denn auch dann gilt: Inflation frisst Zinsen.

Ist die Altersvorsorge in Gefahr?

Die anhaltende Niedrigzinsphase reißt auch Lücken in die klassischen Vehikel der Altersvorsorge. So werfen konservative Anlagestrategien, die dem langfristigen Vermögensaufbau dienen sollten, kaum noch etwas ab. Hier sind unter anderem Sparbriefe, Anleihenfonds oder auch Lebensversicherungen zu nennen.

Zwar müssen sich Lebensversicherungen an ihr einmal gegebenes Zinsversprechen, den Garantiezins, halten, doch wurde dieser in Zeiten der Finanzkrise und niedriger Zinsen immer weiter gedrückt. Lag der Garantiezins beim Abschluss einer Lebensversicherung im Jahr 1997 bei vier Prozent, bekommen Neukunden zwanzig Jahre später nur noch 0,9 Prozent. Eins scheint klar: Inhaber von hochverzinsten Altverträgen sollten sich nicht von ihrem Anbieter überreden lassen, ihre Verträge zu kündigen. Und die Jungen müssen künftig auf den Kapitalmärkten mehr ins Risiko gehen oder ihr Geld einfach ausgeben.

Quellen:
– eigene Recherchen
– dpa

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