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Insolvenz von MV Werften: Alle Augen sind auf Genting-Chef Lim Kok Thay gerichtet


Pleite der MV Werften
An diesem Multimilliardär hängt das Schicksal von 2.200 Deutschen

Von Frederike Holewik

12.01.2022Lesedauer: 3 Min.
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Lim Kok Thay: Er ist Chef der Genting-Gruppe, dem Eigentümer der MV Werften.Vergrößern des Bildes
Lim Kok Thay: Er ist Chef der Genting-Gruppe, dem Eigentümer der MV Werften. (Quelle: Jens Koehler/imago-images-bilder)

Die Insolvenzanträge der MV Werften und der Lloyd Werft sorgen seit Wochenbeginn für Wirbel. Beide Unternehmen gehören zum Hongkonger Konzern Genting. Doch wer ist eigentlich der Mann an der Spitze?

Die Zukunft der MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern und der Lloyd Werft in Bremerhaven ist ungewiss. 2.200 Menschen bangen deshalb um ihre Jobs. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck warf dem Mutterkonzern Genting vor, die Hilfsangebote der Bundesregierung ausgeschlagen zu haben.

An der Spitze des Hongkonger Konzerns steht der 70-jährige Lim Kok Thay. Bauingenieur, dreifacher Vater und reichster Mann Malaysias: t-online stellt den Unternehmer vor.

Er galt als Retter der Region

Als Lim an der Spitze des Hongkonger Unternehmens Genting 2016 die MV Werften übernahm, galt er als Retter. 230 Millionen Euro soll er damals für die drei Standorte in Wismar, Rostock-Warnemünde und Stralsund bezahlt haben. Mit der Investition verdoppelten sich die Arbeitsplätze in den Werften. Es war von einem "Job-Wunder" für die strukturschwache Region die Rede.

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Das Ziel: Kreuzfahrtschiffe für die eigenen Marken Star Cruises, Dream Cruises und Crystal Cruises bauen. Die Perspektive war gut, denn der asiatische Kreuzfahrtenmarkt boomte.

Lim sprach damals von einem strategischen Investment, das sich auszahlen werde. Doch die Corona-Krise belastet die Reisebranche seit nun fast zwei Jahren stark. Besonders Kreuzfahrten-Anbieter haben zu kämpfen, da bei ihnen auch ohne Fahrten hohe Instandhaltungskosten anfallen.

Sein Vater hat Genting gegründet

Lim stammt aus Malaysia und ist Jahrgang 1951. Für sein Bauingenieur-Studium ging er an die Universität London. Später absolvierte er noch ein sechswöchiges Management-Programm an der Harvard Business School in Boston.

Über sein Privatleben ist wenig bekannt. Mit seiner Frau Puan Sri Cecilia hat er drei Kinder. Medienberichten zufolge sammelt das Paar Kunst. Die Zeitschrift "Forbes" schätzt sein Vermögen auf 2,6 Milliarden US-Dollar (2,28 Milliarden Euro). Damit ist Lim der reichste Mann Malaysias – so wie auch schon sein Vater.

Dieser war in den 1960er Jahren dafür bekannt geworden, auf der Bergkuppe "Genting Highlands", unweit von Kuala Lumpur, ein großflächiges Ressort mit Hotels, Freizeitparks, Restaurant und Spielcasinos gegründet zu haben. Es war zeitweise das erfolgreichste Casino-Ressort der Welt.

Lim übernahm die Leitung von seinem 2007 verstorbenen Vater und baute den Konzern weiter aus. Mittlerweile ist er Vorstandsvorsitzender der Genting Holding und hält die Mehrheitsanteile an Genting Honkong.

Vielleicht kommt auch der Wunsch nach immer neuen Rekorden vom Vater. Immerhin betreibt die Unternehmensgruppe auch das "Resorts World" am Las Vegas Strip. Mit 6.118 Zimmern wurde es 2006 als größtes Hotel der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen.

Doch mit der Corona-Krise sind schwierige Zeiten für seinen Konzern angebrochen, denn Genting ist auf Reisen und Kreuzfahrten spezialisiert. Mit Star Cruises gehört unter anderem die drittgrößte Kreuzfahrt-Reederei der Welt zum Konzern. Diese Probleme bekommt nun auch das Prestigeprojekt in Mecklenburg-Vorpommern zu spüren.

Er wollte das größte schwimmende Casino der Welt

Mit der "Global Dream I", die aktuell in Wismar und Warnemünde gebaut wird, sollte das größte Kreuzfahrtschiff der Welt entstehen: 342 Meter lang, 57 Meter hoch, Platz für 9.500 Passagiere und 2.500 Crew-Mitglieder.

Auf 20 Decks sollte neben einem Vergnügungspark, einer Wasserrutsche und einer Achterbahn auch ein Casino Platz finden. Ein spezielles Schiff, produziert für den chinesischen Markt, denn auf dem Festland darf dort kein Glücksspiel betrieben werden – auf See jedoch schon.

Mittlerweile ist das 1,5 Milliarden Euro teure Schiff zu 75 Prozent fertiggestellt. Doch seit Baubeginn haben sich die Regeln in China geändert. Inzwischen versucht die Regierung, das Zocken auch auf Schiffen zu verbieten.

Finanzstreit geht vor Gericht weiter

Die Genting-Gruppe dürfte sich deshalb überlegen, wie viel Sinn es ergibt, das Schiff überhaupt noch fertigzustellen. Fest steht: Wegen der Corona-Pandemie fehlen den MV Werften nun angeblich 700 Millionen Euro, um das Schiff zu Ende zu bauen.

Um diese Finanzierungslücke zu schließen, wollte die Bundesregierung der Werft rund 600 Millionen Euro aus dem staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds zur Verfügung stellen. Doch Lim wollte den dafür geforderten Eigenbetrag von 60 Millionen Euro offenbar nicht aufbringen.

Am Geld liegt es bei Milliardär Lim sicher nicht. Beobachter gehen davon aus, dass er auf die Auszahlung eines Hilfsdarlehens der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern an Genting warten will.

Insgesamt geht es dabei um eine Summe von 78 Millionen Euro. Der Betrag war dem Konzern im Juni zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen zugesagt worden. Doch das Land kündigte den Vertrag am Montagabend. Genting bezweifelt, dass das rechtens ist – und zog umgehend vor Gericht. Eine Entscheidung wird für Anfang der kommenden Woche erwartet.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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