t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenBörsen-News

Die Zinsen werden steigen – aber nicht für Sparer


Wende naht
Die Zinsen werden steigen – aber nicht für Sparer

MeinungEine Kolumne von Jessica Schwarzer

Aktualisiert am 12.12.2021Lesedauer: 4 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Eine Frau blickt frustriert (Symbolbild): Für Sparer wird es auf absehbare Zeit keine nennenswerten Zinsen geben.Vergrößern des Bildes
Eine Frau blickt frustriert (Symbolbild): Für Sparer wird es auf absehbare Zeit keine nennenswerten Zinsen geben. (Quelle: getty-images-bilder)

Endlich erhöhen die Notenbanken die Zinsen. Doch Sparer gehen leer aus. Noch dazu frisst die Inflation Ihr Erspartes. Aber Sie können gegensteuern.

Experten sind sich relativ einig: 2022 wird das Jahr der Zinswende. Das lese ich derzeit ständig in den Kapitalmarktausblicken der Banken, Fondsgesellschaften und anderer Wirtschaftsexperten. Eigentlich eine gute Nachricht für Sparer. Das sollte man zumindest meinen.

Steigende Zinsen, das wäre Balsam für ihre geschundene Seele. Leiden sie doch seit Jahren besonders unter der Nullzinspolitik der Notenbanken. Und selbst leidenschaftliche Aktionäre wie ich würden sich über ein paar Euro Zinsen für den Notgroschen auf dem Tagesgeldkonto freuen. Endet also endlich die Phase der Mini-, Null- und zuletzt sogar Minuszinsen?

Ich muss Sie leider enttäuschen. Als Sparer werden Sie erst mal nichts von der Zinswende haben. Denn es sind zunächst die Leitzinsen und die Renditen an den Rentenmärkten, die steigen. Sollten Sie Anleihen im Depot haben, dann könnten Sie sogar Verluste erleiden. Denn steigende Renditen bedeuten fallende Kurse.

Höhere Zinsen als Mittel gegen Inflation

Die amerikanische Notenbank sollte als erste große Notenbank den Leitzins erhöhen. Die hohe Inflation und die weitere Wirtschaftserholung werden die Fed zum Handeln zwingen. Höhere Zinsen wären ein Mittel dagegen.

Die Prognosen variieren zwischen ein bis drei Zinsschritten. Ein einzelner Schritt könnte 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte "groß" sein. Die Europäische Zentralbank wird wohl erst 2023 über steigende Zinsen nachdenken. An den Anleihemärkten könnte die Zinswende zu einigen Schwankungen führen. Aber zurück zu den leidgeplagten Sparern.

Die Börsenexpertin
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Zuletzt ist ihr jüngstes Buch "Warum wirklich jeder entspannt reich werden kann" erschienen. Bei t-online schreibt sie alle zwei Wochen über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

Sparer gehen bis auf Weiteres leer aus

Selbst wenn vom Zinsanstieg in den kommenden Jahren etwas bei uns ankommt, wird es wenig sein. Erst werden die Strafzinsen verschwinden, immerhin. Schließlich werden die Sparzinsen in Tippelschrittchen steigen, ganz, ganz langsam also.

Wir reden dann von homöopathisch niedrigen Sparzinsen. Die Inflation werden wir damit kaum ausgleichen können. Auch deshalb gehen Sparer bei dieser Zinswende bis auf Weiteres leer aus. Aber genau das ist ein großes Problem.

Aus 10.000 Euro werden weniger als 7.000 Euro

Die Inflation knabbert an unserem Ersparten. Die Folgen sind dramatisch. Es muss gar nicht die aktuell wirklich sehr hohe Inflation sein, es reicht schon, wenn es nur die von der Europäischen Zentralbank langfristig angestrebten zwei Prozent wären. Wir verlieren richtig viel Geld.

Auch wenn 10.000 Euro auf dem Tagesgeldkonto natürlich 10.000 Euro bleiben (nämlich nominal), schmilzt die Kaufkraft. In fünf Jahren wären Ihre 10.000 Euro nur noch 9.057,31 Euro wert. In 20 Jahren sogar nur noch 6.729,71 Euro. So richtig kann man sich das gar nicht vorstellen, oder? Aber erinnern Sie sich, was in Ihrer Kindheit eine Kugel Eis gekostet hat? Und was kostet sie jetzt? Das ist Inflation.

Breite Risikostreuung, langer Anlagehorizont

Diesen Kaufkraftverlust gilt es auszumerzen, mindestens das. Wir müssten eine Rendite oberhalb der Inflationsrate erzielen. Besser wäre natürlich eine noch höhere Rendite, um wirklich Vermögen aufzubauen. Eine Anlageklasse, auf die Sie dabei setzen sollten, sind Aktien. Ich weiß, gerade unter Sparern gibt es viele, viele Vorbehalte: zu riskant, zu kompliziert, nur was für Reiche. Alles falsch!

Wenn Sie das Risiko breit streuen – über sehr viele Einzelaktien, aus vielen Branchen, Ländern und Regionen – und sehr langfristig anlegen, dann sind Aktien überhaupt nicht gefährlich. Im Gegenteil. Allen Kursschwankungen und sogar Crashs zum Trotz, die es natürlich gibt, bieten sie langfristig die besten Renditen.

Im Schnitt sind es sechs bis acht Prozent pro Jahr. Wichtig ist aber der lange Anlagehorizont von zehn oder mehr Jahren, um schwache Jahre aussitzen zu können. Es braucht auch keine größeren Summen, um an der Börse zu investieren. Schon mit ein paar Hundert Euro geht es los, bei Sparplänen mit noch viel geringeren Raten. Lesen Sie hier, wie Sie mit einem Sparplan ganz leicht fürs Alter vorsorgen.

Die Welt im Depot

Breite Risikostreuung bieten börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz: ETFs), die einen Index nachbilden. Für den Einstieg an der Börse wäre der Weltaktienindex MSCI World eine gute Wahl.

Sein Name führt zwar etwas in die Irre, weil er nicht die ganze Welt abdeckt, sondern nur die Aktienmärkte von 23 Industrieländern. Aber das ist eine ziemlich gute Risikostreuung, zumal er 1.600 Einzeltitel enthält.

Da der Index wie die meisten anderen auch nach der Marktgewichtung zusammengestellt wird, haben die USA mit mehr als 60 Prozent den größten Anteil. Die Wall Street ist eben der mit Abstand größte Kapitalmarkt der Welt.

ETFs auf den MSCI World bieten eigentlich alle Emittenten an, beispielsweise iShares , Xtrackers , Lyxor oder HSBC .

Diese Renditen hätten Sie erzielen können

Die Statistik des Fondsverbands BVI zeigt: Wenn Sie vor zehn Jahren in einen Aktienfonds global investiert hätten, könnten Sie sich über eine Rendite von insgesamt 157,8 Prozent freuen – macht durchschnittlich 9,9 Prozent pro Jahr.

Bei einem Anlagehorizont von 20 Jahren wären es "nur" noch 5,2 Prozent pro Jahr. In diese Zeit fallen ein paar sehr schlechte Börsenphasen. Die kumulierte Rendite liegt aber trotzdem bei 175,2 Prozent. In die Statistik fließt allerdings die Entwicklung von aktiv gemanagten Fonds und ETFs ein.

Haben Sie Mut, steigen Sie ein!

Die Zahlen zeigen eindrucksvoll, wie Sie mit Aktieninvestments der Inflation ein Schnippchen schlagen und langfristig Vermögen aufbauen. Haben Sie Mut, legen Sie los! Einen kleinen Teil Ihres Ersparten sollten Sie in Aktien investieren. Langfristig ist es übrigens relativ irrelevant, wann Sie eingestiegen sind. Sie müssen also nicht auf Kursrücksetzer warten.

Apropos: Auf die Zinswende für Sparer zu warten, ist keine Alternative und erst recht keine Strategie. Aktien waren langfristig immer schon die Anlageklasse, die die besten Renditen bringt – auch als es noch Zinsen gab.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website