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Weniger chinesische Übernahmen in Deutschland


Platz 12 im Investorenranking
Weniger chinesische Übernahmen in Deutschland

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 21.02.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0199151554Vergrößern des BildesEin Containerschiff der chinesischen Cosco-Shipping im Hamburger Hafen (Archiv): Mehrere Minister wollten die Beteiligung des Konzerns an einem Terminal komplett verbieten. (Quelle: IMAGO/Jürgen Ritter)
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Die Zahl der chinesischen Übernahmen oder Beteiligungen in Deutschland geht zurück. Verstetigt sich der Trend?

Noch vor wenigen Jahren war China der viertwichtigste Investor in Deutschland, doch aktuell spielen chinesische Unternehmen nur eine untergeordnete Rolle in der Bundesrepublik. Das geht aus einer Analyse der Unternehmensberatung EY hervor.

Im vergangenen Jahr kam es demnach zu 26 Übernahmen oder Beteiligungen an deutschen Firmen im Wert von insgesamt knapp 290 Millionen Dollar. Damit belegte China Platz 12 im Investorenranking, das von den Vereinigten Staaten und Großbritannien mit 242 bzw. 128 Transaktionen angeführt wird. Die Zahlen legen die Vermutung nahe, dass Käufer aus der Volksrepublik die in Deutschland politisch umstrittenen Großkäufe mittlerweile meiden.

Auch in ganz Europa rückläufig

Die chinesische Zurückhaltung zeigt sich auch im Blick auf ganz Europa: Im vergangenen Jahr gab es der Analyse zufolge europaweit noch 139 Übernahmen oder Beteiligungen chinesischer Investoren an europäischen Firmen, 16 weniger als 2021. Deutlich wird das Ausmaß vor allem im längerfristigen Vergleich zum Rekordjahr 2016. Damals hatte EY 309 Firmenkäufe oder -beteiligungen chinesischer Investoren in Europa mit einem Gesamtvolumen von 86 Milliarden Euro gezählt.

Den geschätzten Wert der 139 Deals in Europa in 2022 beziffern die Autoren der am Dienstag veröffentlichten Studie auf lediglich 4,3 Milliarden Dollar (4 Mrd. Euro) – im Vergleich zum Vorjahr wäre das ein Rückgang um fast zwei Drittel. EY verweist jedoch darauf, dass die Kaufpreise bei der Mehrheit dieser Übernahmen nicht veröffentlicht wurden. Vor sieben Jahren war der größte Deal in Deutschland der Kauf des Augsburger Roboterherstellers Kuka durch den chinesischen Midea-Konzern, der allein geschätzte 4,7 Milliarden Dollar gekostet hatte.

Übernahmen könnten wieder zunehmen

Abgesehen von politischen Hürden und Spannungen zwischen China und dem Westen spielten nach EY-Einschätzung auch die mittlerweile beendeten drakonischen Covid-Restriktionen in China eine Rolle. Reisebeschränkungen und strenge Quarantäne-Regeln hätten Transaktionen erschwert, sagte Sun Yi, Leiterin der China Business Services für Westeuropa.

In diesem Jahr werden nach Einschätzung der Unternehmensberaterin wieder mehr chinesische Unternehmen in Europa nach Übernahmekandidaten Ausschau halten. "Allerdings wird die Zahl der Deals nicht zuletzt aufgrund der politischen Rahmenbedingungen weiterhin deutlich niedriger liegen als in den Boom-Jahren", prophezeite Sun.

Wachstumsprognose für China angehoben

In einer Umfrage der Deutschen Handelskammer (AHK) in Peking im vergangenen Jahr nannten die Mitgliedsunternehmen die strengen Pandemie-Maßnahmen als Hauptgrund, ihre Investitionen in China zu reduzieren oder den Markt ganz zu verlassen. Die Stimmung der deutschen Unternehmen hatte einen Tiefpunkt erreicht. Anfang Dezember vollzog Peking dann eine abrupte Kehrtwende und hob nach gut drei Jahren die meisten Corona-Maßnahmen auf.

Nach der rasanten Ausbreitung des Coronavirus im Land hat sich der Alltag vielerorts in China wieder normalisiert – und auch bei den ausländischen Unternehmen kehrt der Optimismus zurück. Vor allem ab dem zweiten oder dritten Quartal rechnen viele Unternehmen mit einer positiven Entwicklung ihres China-Geschäfts, heißt es bei der Handelskammer. Damit dürften auch die Investitionen wieder anziehen.

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Die chinesische Wirtschaft zeigte zuletzt Anzeichen einer Stabilisierung. So hat sich die Stimmung in der Industrie deutlich aufgehellt. Der IWF hat seine Wachstumsprognose für die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr von 4,4 auf 5,2 Prozent angehoben.

Klöckner fordert Unvereinbarkeitsbeschluss

Inzwischen haben auch chinesische Unternehmen nach dem Ende der strikten Corona-Reisebeschränkungen wieder begonnen, ihre Fühler ins Ausland auszustrecken. So berichten deutsche Unternehmensvertreter von zahlreichen chinesischen Wirtschaftsdelegationen, die seit Jahresbeginn Deutschland und andere europäische Länder besucht haben.

Die CDU-Politikerin Julia Klöckner hat sich für eine Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik Deutschlands mit China ausgesprochen. Klöckner sagte der Deutschen Presse-Agentur, China und die EU, speziell Deutschland, verbinde eine enge Wirtschaftspartnerschaft, die für beide Seiten Wohlstand über die vergangenen Jahrzehnte gebracht habe. "Wir sind aber nicht nur Partner, sondern auch Wettbewerber und Rivalen mit unterschiedlichen politischen Systemen."

Klöckner forderte unter anderem einen besseren Schutz der europäischen Infrastruktur, etwa mit einer einheitlichen Investitionskontrolle sowie einer gemeinsamen Ausschlussliste, welche Investitionen nicht möglich seien. Klöckner will außerdem einen Unvereinbarkeitsbeschluss. Man könne nicht gleichzeitig EU-Mitglied und Mitglied in der "Seidenstraße" sein.

Regierung arbeitet an neuer China-Strategie

Dieses 2013 von Staats- und Parteichef Xi Jinping gestartete gigantische Projekt mit Milliarden-Investitionen soll nicht nur Handelskorridore über Land schaffen, sondern auch über See mit Beteiligungen an einer Reihe wichtiger Häfen.

Die Bundesregierung erarbeitet eine neue China-Strategie. Die Abhängigkeit von China soll verringert und Lieferwege sollen breiter aufgestellt werden. Im Herbst hatte das Kabinett auf Drängen von Kanzler Olaf Scholz (SPD) beschlossen, dass der chinesische Konzern Cosco eine Beteiligung von 24,9 Prozent an einem Terminal im Hamburger Hafen übernehmen kann – statt wie geplant 35 Prozent. Mehrere Minister wollten die Beteiligung komplett verbieten.

Verwendete Quellen
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