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Kann die Galle überlaufen? Zwölf medizinische Redensarten


Medizinische Redensarten
Kann aus Wut die Galle überlaufen?

ag

Aktualisiert am 10.08.2011Lesedauer: 4 Min.
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Ist es möglich, das jemandem aus Wut die Galle überläuft?Vergrößern des Bildes
Ist es möglich, das jemandem aus Wut die Galle überläuft? (Quelle: imago)

Spucken Sie manchmal Gift und Galle? Was geht Ihnen an die Nieren? Und wurde Ihr Herz schon einmal gebrochen? Viele Redensarten benutzen die Bildsprache des menschlichen Körpers, um Gefühle auszudrücken. Dass zwischen Körper und Psyche eine Wechselwirkung besteht, erkennen wir schon daran, dass körperliche Reaktionen wie Übelkeit, Zittern, und Herzklopfen häufig durch seelische Erregungen verursacht werden. Viele Sprichwörter gehen auf diese Symptome ein und einige haben sogar eine tiefere medizinische Bedeutung. Zwölf Redensarten rund um den menschlichen Körper.

Was hat die Galle mit Ärger zu tun?

"Wer sein Herz ausschütten kann, dem wird die Galle nicht überlaufen", sagt ein altes Sprichwort. Während das Herz als Symbol für positive Gefühle gilt, ist bei der Galle genau das Gegenteil der Fall. Galle steht für Ärger, Bitterkeit und Aggression. Wer zornig ist, möchte am liebsten "Gift und Galle spucken" oder die "Galle kommt ihm hoch." Medizinisch gesehen ist die Galle jedoch zunächst ein Sekret der Leber, das durch den Gallengang in den Zwölffingerdarm abgeleitet wird. Sie verursacht dann Beschwerden, wenn der Abfluss der Gallenflüssigkeit in den Darm behindert wird oder die Gallenblase entzündet ist. Ein feststeckender Gallenstein kann eine Gallenkolik auslösen, was sich durch starke Schmerzen im rechten und mittleren Oberbauch ausdrückt. Dabei ziehen sich die Muskeln in der Wand der Gallenwege zusammen, um den Stein weiter zu befördern. Dabei kann es tatsächlich passieren, dass einem die Galle hochkommt oder man Galle spuckt. Allerdings gibt es keine medizinischen Nachweise, dass Gallenbeschwerden bei cholerischen Menschen besonders häufig vorkommen.

Kann Blut in den Adern stocken?

Bei unheimlichen Geräuschen, Horrorfilmen oder alleine Dunkeln haben viele Menschen Angst: "Da stockt mir das Blut in den Adern" sagen dann die meisten, um ihren Schrecken zu beschreiben. Doch was ist dran an dieser Redewendung? Kann Panik wirklich den Blutfluss lahmlegen? Ja, sagen Mediziner. Und auch bei Stress kann Blut ins Stocken geraten. Blut gerinnt bei Panik schneller. Hinter dem erlahmenden Blutfluss steckt ein wichtiger Überlebensmechanismus: Bei Panik und Stress produziert der Körper mehr Fibrin, einen Stoff, der für die Blutgerinnung verantwortlich ist. Die Fibrinauflösung verlangsamt sich hingegen, dadurch wird das Blut etwas dicker und "stockt" in den Adern. "Evolutionsgeschichtlich ergibt das auch Sinn", sagt Professor Roland von Känel, Chefarzt für psychosomatische Medizin am Universitätsspital Bern, gegenüber "Welt online". Der Mediziner ergänzt: "Wenn unsere Vorfahren durch Angreifer oder wilde Tiere unter Stress gerieten und entweder kämpfen oder fliehen mussten und sich dabei verletzten, war es von Vorteil, wenn das Blut möglichst rasch geronnen ist und so die Wunde verschlossen wurde."

Warum geht etwas an die Nieren?

"Das geht mir aber richtig an die Nieren", sagen manche von uns immer dann, wenn sie etwas besonders stark belastet oder extrem betroffen macht. Diese Redewendung findet im Mittelalter ihren Ursprung. Damals sah man die Nieren als Sitz der Gefühle und des Geschlechtstriebes. Deshalb hat man Ehebrechern im Mittelalter der Überlieferung nach eine Niere als Strafe für ihr Vergehen herausgeschnitten. Einen wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen Stress und Nierenproblemen gibt es daher nicht. Die Redensart hat also einen rein kulturhistorischen Hintergrund.

Kann Angst die Kehle zuschnüren?

Hinter dem Gefühl, dass sich die Kehle zuschnürt oder es einem die Sprache verschlägt, steckt Angst. Dass bestimmte Panikzustände Luft- oder Sprechbeschwerden verursachen, ist eine typische psychosomatische Reaktion. Kaum eine andere Funktion unseres Körpers ist so eng mit unseren Gedanken und Gefühlen verknüpft wie der Atem. Ängste, Erwartungen und Befürchtungen äußern sich unmittelbar in seinem Rhythmus. Daher atmen ängstliche Menschen oft flach und hastig in die Brust hinein. Tiefe ruhige Bauchatmung dagegen führt zu Ausgeglichenheit und Belastbarkeit. Angst und Aufregung verursachen auch häufig einen "Frosch im Hals", der sich in einem Fremdkörper- und Engegefühl im Rachen äußert. Mit dem kleinen, grünen Tierchen hat dieser Ausdruck in Wirklichkeit aber gar nichts zu tun. Er kommt ursprünglich aus dem medizinischen Bereich. Eine Zyste neben dem Zungenbändchen nennt man "Ranula". Dieses Wort leitet sich vom Lateinischen Rana (Frosch, Kröte) ab. Deswegen und auch wegen ihrer Form nannten die Mediziner die Zyste "Fröschlein". So gelangte der Ausdruck in die Umgangssprache.

Kann ein Herz zerbrechen?

Ein gebrochenes Herz kann tatsächlich zum Tod führen. Eine erste Studie zum so genannten "Broken Heart Syndrom" erschien bereits im Jahr 1969. Britische Forscher verfolgten neun Jahre lang das Schicksal von 4500 Witwern, die mindestens 55 Jahre alt waren. Innerhalb der ersten sechs Monate nach dem Verlust ihrer Ehefrau war das Sterberisiko für die Männer 40 Prozent höher. Dieses Ergebnis bestätigt eine Untersuchung aus dem Jahr 1996, derzufolge innerhalb der ersten sechs Monate das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, um bis zu 35 Prozent höher ist. Über das "Broken Heart Syndrom" wird auch an der renommierten Mayo-Klinik in den USA geforscht. Demnach lösen bestimmte Stresssituationen, wie etwa der Verlust eines geliebten Partners, Herzprobleme aus. Und die können in bestimmten Fällen tödlich enden.

Schlägt Stress auf den Magen?

Sprichwörter, die sich auf Magen und Darm beziehen, drücken häufig die Gefühlswelt und die Empfindungen eines Menschen aus. Das ist der Fall, wenn jemandem etwas "auf den Magen schlägt", er einen "Stein im Magen" oder aus Angst "Schiss" hat. In der Tat können Sorgen, Stress und trübe Gedanken uf die Verdauung schlagen. Wissenschaftler der Swinburne University im australischen Melbourne haben die Stressauswirkungen auf den Bakterienhaushalt im Darm untersucht. Laut des Fachmagazins "Biological Psychology" nimmt die Zahl der für die Verdauung wichtigen Milchsäurebakterien bei erhöhtem Stress ab. Diese Bakterien drängen schädliche Keime zurück und sorgen für eine gesunde Magen-Darm-Flora. Viele Magenbeschwerden sind Erregungszustände des vegetativen Nervensystems. Eine verstärkte Magensäure-Produktion kann die Folge sein. Die erhöhte Säurekonzentration könne die Magenschleimhäute reizen und Unwohlsein erzeugen. Wenn dazu noch eine Infektion mit Helicobacter-Bakterien kommt, kann sich schnell auch ein Magengeschwür entwickeln.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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