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Wie Probiotika wirklich das Immunsystem stärken


Das Geheimnis der Probiotika
Diese Darmbakterien unterstützen das Immunsystem

  • Ann-Kathrin Landzettel
Von Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 22.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Milchsäurebakterien sind essenziell zur Aufrechterhaltung einer gesunden Darmflora.Vergrößern des Bildes
Milchsäurebakterien sind wichtig zur Aufrechterhaltung einer gesunden Darmflora. (Quelle: Science Photo Library/imago-images-bilder)

Ein Teil des Immunsystems sitzt im Darm. Ein gesunder Darm mit einer Vielzahl nützlicher Bakterien ist für die Gesundheit daher förderlich.

Probiotika sollen helfen, den Darm zu stärken – und zugleich das Immunsystem unterstützen. Doch stimmt das? Wie der Verzehr von Probiotika das Immunsystem widerstandsfähiger machen kann.

Was sind Probiotika?

Die Darmflora, auch Darmmikrobiom genannt, setzt sich aus Billionen verschiedener Mikroorganismen zusammen. Besonders den Bakterien kommt eine bedeutende Rolle zu. Geschätzt wird der Dickdarm von über 1000 verschiedenen Bakterienarten besiedelt. Die Zusammensetzung der Darmflora ist bei jedem Menschen ganz individuell. Probiotika sollen helfen, eine günstige Bakterienzusammensetzung im Darm zu fördern – was unter anderem die Verdauung unterstützen und das Immunsystem positiv beeinflussen soll.

Als Probiotika werden lebende Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien (Laktobazillen), Bifidobakterien oder bestimmte Hefen bezeichnet. "Sie sind in bestimmten Lebensmitteln natürlicherweise enthalten, zum Beispiel in naturbelassenem Joghurt oder Sauerkraut", sagt Professor Johann Ockenga, Klinikdirektor der Medizinischen Klinik II und Experte des wissenschaftlichen Beirats der Gastro-Liga e.V. "Auch sind Probiotika als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich oder werden bestimmten Nahrungsmitteln gezielt zugesetzt."

Der Darm und das Immunsystem

Ein Großteil der Immunzellen ist im Darm zu finden. Ein bedeutender Teil der Abwehrreaktionen des Immunsystems findet daher im Darm statt. Somit spielt der Darm eine wichtige Rolle für die Immunabwehr des Körpers. Je mehr günstige Keime im Darm angesiedelt sind, desto besser kann der Darm seine Aufgaben erfüllen: Verdauung, Aufnahme von Nährstoffen und Bekämpfung von Krankheitserregern.

"Eine frische, ausgewogene Ernährung mit reichlich Gemüse, Obst, Salat, Vollkornprodukten, Nüssen, Samen und Hülsenfrüchten ist reich an wichtigen Nährstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen sowie Ballaststoffen. Insbesondere Ballaststoffe sind Nahrung für gesundheitsfördernde Darmbakterien", sagt Ockenga. "Je größer die Vielfalt an günstigen Darmbakterien ist, desto gesünder ist der Darm."

(Quelle: Privat)

Professor Dr. Johann Ockenga ist Klinikdirektor der Medizinischen Klinik II mit Schwerpunkt
Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie, Diabetes & Ernährungsmedizin am Klinikum Bremen Mitte und Experte des wissenschaftlichen Beirats der Gastro-Liga e.V.

Wenn der Darm aus dem Gleichgewicht gerät

Das Darmmikrobiom kann unter anderem durch bestimmte Erkrankungen, etwa chronische Magen-Darm-Krankheiten, eine ungesunde Ernährung, Alkohol, fett- und zuckerreiche Nahrung, strenge Diäten sowie die Einnahme von Antibiotika aus dem Gleichgewicht geraten. Dann können sich ungünstige Keime vermehren und die guten Bakterien zurückdrängen.

"Es gibt keine gesicherten Symptome, die auf eine geschwächte Darmflora hinweisen. Verdauungsbeschwerden sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit können in manchen Fällen durchaus mit dem Darm in Zusammenhang stehen", so der Gastroenterologe. "Eine Ernährungsanpassung kann ein erster Schritt sein, um das Allgemeinbefinden zu verbessern. Mit der Ernährung nehmen wir den größten Einfluss auf unsere Darmbakterien und somit einen bedeutenden Einfluss auf unsere Gesundheit."

Stärken Probiotika das Immunsystem?

Ergänzend zur Ernährung hoffen viele, mit Probiotika eine gesunde Darmflora zu fördern und damit auch ihr Immunsystem zu stärken. Neben Milchprodukten wie Joghurt und Joghurtdrinks, die von Natur aus spezielle Milchsäurebakterien oder Bifidobakterien enthalten, werden Probiotika auch in Form von Nahrungsergänzungsmitteln angeboten oder bestimmten Lebensmitteln zugesetzt. Probiotika-Präparate können unterstützend zu einer vollwertigen Ernährung einen Versuch wert sein.

Viele berichten, dass ihnen eine Einnahme gut bekommt. Und gesunde Menschen haben in der Regel keine negativen Effekte zu befürchten. Die Studienlage ist allerdings mau: Es gibt keine wissenschaftlichen Belege, dass eine gezielte Einnahme von Probiotika die Gesundheit positiv beeinflusst, das Immunsystem stärkt oder Infekte rascher abklingen lässt.

"Es gibt keine Daten, dass eine Einnahme von Probiotika das Immunsystem gezielt stärken kann. Besser ist die Datenlage mit Blick auf das Reizdarmsyndrom und die damit verbundenen Beschwerden. Hier deuten Studien auf einen lindernden Effekt durch bestimmte Bakterienstämme in zugelassenen probiotischen Arzneimitteln hin.

Auch wer Antibiotika nehmen muss, kann von Probiotika möglicherweise profitieren und das Durchfall-Risiko senken", sagt Ockenga. "Welcher Bakterienstamm sinnvoll ist, hängt auch von der Krankheit ab. Wer Probiotika als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen möchte, sollte dies zuvor mit seinem Arzt abstimmen – auch um unerwünschte Nebenwirkungen zu verhindern. So wird beispielsweise immungeschwächten Personen von einer Einnahme abgeraten."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • bzfe.de: "Präbiotika und Probiotika". Online-Information des Bundeszentrums für Ernährung. (Stand: 13. März 2018)
  • medizin-transparent.at: "Reizdarm: Helfen Probiotika?". Online-Information von Medizin Transparent, ein Projekt von Cochrane Österreich an der Donau-Universität Krems. (Stand: 2. August 2021)
  • medizin-transparent.at: "Probiotika: Schneller gesund bei Durchfall?". Online-Information von Medizin Transparent, ein Projekt von Cochrane Österreich an der Donau-Universität Krems. (Stand: 16. November 2021)
  • Update S3-Leitlinie "Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie". Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM), AWMF-Registriernummer: 021/016. (Stand: Juni 2021)
  • onlinelibrary.wiley.com: "Reizmagen (funktionelle Dyspepsie)". Europäische Leitlinie der United European Gastroenterology (UEG) and European Society for Neurogastroenterology and Motility (ESNM). (Stand: 1. November 2020)
  • verbraucherzentrale.de: "Lebensmittel mit speziellen Bakterienkulturen (früher: „Probiotika“)". Online-Information der Verbraucherzentrale. (Stand: 28. Dezember 2021)
  • gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert der Darm?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 17. November 2021)
  • gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert die Darmentleerung?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 3. November 2021)
  • gesundheitsinformation.de: "Reizdarmsyndrom". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 25. September 2019)
  • awmf.org: "Chronische Obstipation". S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität e.V. (DGNM). AWMF-Register-Nr. 021-019. (Stand: gültig bis 30. Oktober 2026).
  • awmf.org: "Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie". Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM). AWMF-Registriernummer: 021/016. (Stand: Juni 2021)
  • gastro-liga.de: "Chronische Obstipation (Verstopfung)". Online-Ratgeber der Gastro-Liga e. V. (Stand: Aufgerufen am 1. November 2022)
  • dge.de: "Ausgewählte Fragen und Antworten zu Ballaststoffen". Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). (Stand: Aufgerufen am 21. November 2022)
  • patienten-information.de: "Antibiotika – was Sie wissen sollten". Online-Information von Patienten-Information, ein Service des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) im Auftrag von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung. (Stand: Dezember 2020)
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