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Schmerzen in der Hüfte: Was kann man tun?


Operation als letzte Option
Schmerzen in der Hüfte: Was kann man tun?

  • Ann-Kathrin Landzettel
Von Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 21.12.2022Lesedauer: 4 Min.
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Expertin zeigt: Mit diesen einfachen Übungen dehnen Sie Ihre Hüfte von zuhause aus. (Quelle: t-online)

Hüftschmerzen treten vor allem im Zuge einer Arthrose auf. Sie können aber auch andere Ursachen haben. Welche Behandlungsoptionen es gibt und was Sie selbst tun können.

Ist ein Gelenkverschleiß die Ursache der Beschwerden, sprechen Mediziner von Arthrose, genauer: Hüftgelenkarthrose oder Coxarthrose. Mit Bewegungstherapie und Schmerzmedikamenten bekommen Betroffene die Beschwerden oft gut in den Griff.

Eine Hüft-Operation kommt dann infrage, wenn Schmerzen und Bewegungseinschränkungen den Alltag stark einschränken und die Lebensqualität deutlich vermindern.

Wann mit Hüftschmerzen zum Arzt?

Auch wenn eine Hüftarthrose die häufigste Ursache für Schmerzen in der Hüfte ist: Es gibt auch andere Ursachen für Hüftschmerzen. So können beispielsweise eine Schleimbeutelentzündung, rheumatisch-entzündliche Erkrankungen, Fehlstellungen der Beine, ein Engpasssyndrom der Hüfte (Impingement-Syndrom) sowie ein Oberschenkelhalsbruch den Schmerz verursachen.

"Gehen Sie mit anhaltenden Schmerzen in der Hüfte immer zum Arzt und lassen Sie die Ursache klären", rät Professor Dr. med. Diethard M. Usinger, Chefarzt der Reha-Klinik "Klinik im Park" – Medical Park in Bad Sassendorf. "Ist die Ursache für die Schmerzen in der Hüfte bekannt, kann entsprechend therapiert werden."

Was ist Hüftarthrose?

Die häufigste Ursache für Hüftschmerzen ist eine Hüftgelenkarthrose, medizinisch Coxarthrose genannt. Dabei verschleißt der schützende Gelenkknorpel und verliert seine dämpfende Funktion. Entzündungen bilden sich im Gelenk und Schmerzen entstehen. Gehen und Sitzen sind zunehmend erschwert, Treppensteigen fällt immer schwerer und das Austeigen aus dem Auto wird zur Herausforderung.

Reibt irgendwann Knochen auf Knochen, ist der Hüftschmerz meist so stark ausgeprägt und der Alltag so sehr eingeschränkt, dass konservative Therapien an ihre Grenzen stoßen. Betroffene entscheiden sich dann oft für eine Hüftoperation.

"Eine Hüftarthrose kann sehr unterschiedlich verlaufen", sagt Usinger. "Es gibt Menschen, die lange Zeit nur geringe Beschwerden haben und mit konservativen Maßnahmen lange zurechtkommen. Bei anderen schreitet der Verschleiß schnell voran. Die Entscheidung für die Hüftoperation treffen die meisten Betroffenen dann, wenn konservative Behandlungsmethoden nicht mehr ausreichend Linderung bringen."

Professor Dr. med. Diethard M. Usinger ist Chefarzt der Reha-Klinik "Klinik im Park" – Medical Park in Bad Sassendorf.

Bewegungstherapie lindert Schmerzen in der Hüfte

Sind die Schmerzen in der Hüfte bei vorliegender Arthrose noch nicht so stark ausgeprägt, können konservative Therapieansätze die Beschwerden verbessern. Dabei kommt der Bewegungstherapie eine große Bedeutung zu.

Im Rahmen einer Physiotherapie lernen Betroffene Übungen kennen, welche die Beweglichkeit des Hüftgelenks fördern, die Durchblutung unterstützen und die stützende Muskulatur kräftigen.

Im Rahmen der Bewegungstherapie lernen Betroffene zudem, wie sie ihre Hüfte bestmöglich entlasten können und welche Bewegungsabläufe sie besser meiden sollten. Sie erfahren auch, welche Sportarten hüftschonend sind, etwa Schwimmen und Radfahren, und auf welche Sportarten sie besser verzichten sollten, etwa Sportarten mit schnellen Richtungswechseln und Stößen.

Mit Bewegung und Physiotherapie kann man die Symptome der Hüftarthrose bis zu einem gewissen Maß mindern.

Wärmetherapie und Schmerzmittel bei Hüftschmerzen

Die zweite Säule der Arthrose-Therapie ist die Schmerztherapie. Gegen Schmerzen und Entzündungsprozesse im Gelenk können unter anderem entzündungshemmende Schmerzmittel, wie beispielsweise die Wirkstoffe Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen helfen.

Bei ausgeprägteren entzündlichen Reaktionen kann Kortison eine Option sein. Kortison wird aufgrund der Nebenwirkungen allerdings nur kurzzeitig angewendet. Auch die Wärmetherapie, die Elektrotherapie sowie Massagen werden von vielen Betroffenen als schmerzlindernd empfunden und sind auch in den Leitlinien empfohlen.

Hilft Abnehmen gegen Hüftschmerzen?

Besteht Übergewicht, kann eine Gewichtsreduktion eine Option sein. Eine Gewichtsabnahme kann das Gelenk möglicherweise entlasten und die Beschwerden lindern. Die Autoren der Leitlinie "Koxarthrose" weisen allerdings darauf hin, dass die Studienlage derzeit nicht ausreichend ist, um eine eindeutige Empfehlung bezüglich Gewichtsreduktion bei Koxarthrose für die konservative und die operative Therapie abzugeben.

Andere Therapiemethoden sind die Röntgenreizbestrahlung oder Injektionstherapie mit Hyaluronsäure, die bei Betroffenen zu einer Schmerzlinderung führen können. Naturheilkundliche Ansätze mit Brennnessel oder Teufelskralle lindern häufig bei längerer Anwendung den Reizzustand an der entzündeten Gelenkkapsel. Alternative Behandlungen, wie etwa Nahrungsergänzungsmittel oder homöopathische Mittel werden ebenso eingesetzt.

Wissenschaftlich ist nicht sicher nachgewiesen, dass sie bei Hüftarthrose helfen. Dennoch berichten Patienten manchmal, dass sie eine subjektive Linderung durch diese Verfahren erfahren.

Wann muss man die Hüfte operieren?

Eine Hüftoperation, bei der eine Hüftprothese eingesetzt wird, ist ein großer Eingriff, der mit Risiken verbunden ist. Bei Hüftproblemen sollte vor der Hüftoperation dem Experten zufolge daher zunächst immer drei bis sechs Monate versucht werden, die Beschwerden ohne Operation zu bessern. Gelingt das nicht, kann über die Möglichkeiten einer Operation gesprochen werden.

In Deutschland werden jedes Jahr über 200.000 Hüftoperationen durchgeführt – die Mehrheit aufgrund von Abnutzungserscheinungen von Knorpel und Knochen. Die Hüftoperation aufgrund einer Arthrose ist grundsätzlich eine Wahl-OP und kein Notfalleingriff.

"Es besteht in der Regel medizinisch betrachtet meist keine Notwendigkeit für einen umgehenden Eingriff. Doch der Leidensdruck der meisten Patienten ist irgendwann zu groß", sagt Usinger.

Thrombosen und Infektionen: Risiken der Hüftoperation

Zu den möglichen Komplikationen einer Hüftoperation gehören Thrombosen und Lungenembolien (Blutgerinnsel). Daher sollten Operierte laut dem Experten mindestens fünf Wochen nach dem Eingriff Thrombosespritzen verabreicht bekommen oder Tabletten einnehmen, die Blutgerinnseln vorbeugen. Infektionen gehören ebenfalls zu den Risiken einer Operation an der Hüfte.

Deshalb erfolgt meist bei der Operation eine Antibiotika-Therapie. Die Entzündungswerte im Blut werden durch regelmäßige Blutentnahmen überprüft.

Hüft-OP: Ein erneuter Eingriff ist nicht auszuschließen

Durch die Operation können zudem Nerven geschädigt und Gefäße verletzt werden. Selten liegt die Prothese nicht in der richtigen Position und eine Korrektur wird notwendig. Ebenso können Beinlängenunterschiede, ein Bruch oder Riss im Oberschenkelknochen im Rahmen der Operation sowie nach längerer Zeit materialbedingte Abriebe mit Lockerungen des Implantates auftreten. Allergien auf die eingebrachten Materialien sind äußerst selten.

"Das Risiko für Komplikationen ist bei der Hüftoperation sehr gering. Dennoch ist es wichtig, dass die Patienten aufgeklärt sind und wissen, welche Komplikationen möglicherweise auftreten können – und dass im Bedarfsfall eine Folgeoperation notwendig sein kann. Das ist aber eher die Ausnahme", sagt Usinger.

Laut dem Experten, dessen derzeitiger beruflicher Schwerpunkt in der Rehabilitation liegt, ist der Großteil der Patienten mit dem Operationsergebnis zufrieden. Etwa 90 Prozent sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden, fünf Prozent sind teilweise zufrieden und bis zu fünf Prozent nicht zufrieden.

"Das endgültige Ergebnis einer Operation sollte frühestens nach einem Zeitraum von sechs Monaten eingeschätzt werden, manche Patienten und Patientinnen benötigen bis zu zwölf Monate", sagt Usinger. "Moderne Operationsverfahren führen zu einer stetigen Zunahme der Patientenzufriedenheit."

Expertenbox: Professor Dr. med. Diethard M. Usinger ist Chefarzt der Reha-Klinik "Klinik im Park" – Medical Park in Bad Sassendorf.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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