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Hodenkrebs: Was bedeutet das für das Sexualleben?


Zu 95 Prozent heilbar
Hodenkrebs: Was bedeutet die Erkrankung für Ihr Sexualleben?

Ann-Kathrin Landzettel

21.03.2017Lesedauer: 5 Min.
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Ein Mann sitzt auf der BettkanteVergrößern des Bildes
Die Behandlung von Hodenkrebs kann Folgen für die Potenz haben (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Hodenkrebs ist bei jungen Männern zwischen 20 und 40 Jahren der häufigste bösartige Tumor. In Deutschland gibt es jedes Jahr über 4.000 Neuerkrankungen. Die gute Nachricht: Hodenkrebs ist gut heilbar. Doch welche Folgen hat er für das Sexualleben?

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) gehört Hodenkrebs (Hodenkarzinom) mit einer relativen 5-Jahres-Überlebensrate von 96 Prozent sowie einer relativen 10-Jahres-Überlebensrate von 95 Prozent zu den gut heilbaren Tumoren. Das Sterberisiko ist gering. Über 90 Prozent der Hodentumore werden in einem frühen Stadium erkannt und können erfolgreich behandelt werden. Doch die Therapie bleibt nicht immer ohne Folgen.

Hodenkrebs und die Potenz

Pro Sekunde bilden die Hoden etwa 2.500 Spermien. Auch das Geschlechtshormon Testosteron, das unter anderem die Produktion der Samen reguliert und für die Libido zuständig ist, ist in den Hoden zu finden. Bildet sich ein bösartiger Tumor, nimmt die Therapie Einfluss auf die Funktion des Geschlechtsorgans. So kann die Behandlung die Bildung von Testosteron beeinflussen, was Folgen für Libido und Potenz haben kann. Die Gabe von speziellen Testosteronpräparaten beispielsweise kann vielen Männern gegen schwindende Lust und Erektionsstörungen helfen.

Hodenkrebs: Fruchtbarkeit in Gefahr

"Das größere Problem allerdings ist die Fruchtbarkeit. Bereits beim Zeitpunkt der Diagnose ist bei den meisten Männern die Anzahl der Spermien deutlich verringert", weiß Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). "Muss ein Hoden entfernt werden, verschlechtert sich die Ausgangslage zusätzlich. Auch Chemo- und Strahlentherapie können einen negativen Einfluss auf die Menge und die Qualität der Spermien nehmen."

Bei umfangreicheren Operationen kommt ein weiteres Risiko hinzu: nämlich dass Nerven verletzt werden, die für den Samenerguss notwendig sind. Laut dem DKFZ kann es dann passieren, dass der Samenerguss entweder gar nicht mehr erfolgt oder es zu einer sogenannten retrograden Ejakulation kommt, der Samen also in die Harnblase umgeleitet wird.

Kryokonservierung: Samen vor der Therapie einfrieren lassen

Für eine künstliche Befruchtung lassen sich den Krebsexperten zufolge unter Umständen zwar noch Spermien gewinnen. Trotzdem raten sie ihren Patienten, bereits vorab Samen zu sichern: "Da der Verlauf der Behandlung nicht vorhersehbar ist, empfehlen die Ärzte den betroffenen Männern, ihre Spermien in einer Samenbank einfrieren zu lassen", sagt Weg-Remers. "Die Kosten werden von den Krankenkassen meist nicht übernommen, trotzdem sollte man vor der Behandlung nachfragen, welche Möglichkeiten einer Kostenerstattung bestehen."

Die eingefrorenen Spermien können der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) zufolge im Gefrierdepot zeitlich unbegrenzt gelagert und später für eine Kinderwunschbehandlung verwendet werden, sollte sich die Ejakulatqualität durch die Therapie des Hodenkrebses dauerhaft verschlechtert haben.

Urologen wünschen sich Früherkennungsmaßnahmen

Um Hodenkrebs bereits im Frühstadium zu erkennen, raten Urologen zu einer jährlichen Ultraschalluntersuchung. Allerdings müssen die Männer hierfür bisher selbst in die Tasche greifen. Früherkennungsmaßnahmen, wie es sie für Darmkrebs oder Brustkrebs gibt, werden bisher nicht angeboten.

"Aus ärztlicher Sicht ist eine Früherkennungsuntersuchung zum Hodentumor sinnvoll, da man mit einfachen, nicht belastenden Untersuchungen wie Abtasten, Ultraschall oder Blutentnahme praktisch jeden Hodentumor frühzeitig erkennen könnte", sagt Dr. Wolfgang Bühmann, Urologe und Wissenschaftlicher Schriftleiter des Berufsverbandes der Deutschen Urologen (BDU). Er wünscht sich, dass auch für die Früherkennung von Hodenkrebs spezielle Untersuchungen als Kassenleistung angeboten werden.

Die Gefahr einer Übertherapie sieht Bühmann nicht: "Angst braucht man keine zu haben, im Gegenteil. Bei früher Erkennung kann heute bereits in manchen Situationen ein Teil des Hodens erhalten oder eventuell nachfolgende Chemotherapien, Bestrahlungen oder Operationen reduziert beziehungsweise vermieden werden."

Die Hoden regelmäßig abtasten

Der KID hingegen ist bei der Empfehlung des Hodenultraschalls zur Früherkennung von Hodenkrebs zurückhaltender als der BDU: Es gebe (noch) keine hochwertigen (randomisierten, kontrollierten) Studien, die zeigen, dass diese Untersuchung der Selbstuntersuchung überlegen sei – also mehr Leben rettet beziehungsweise weniger invasive Behandlungen ermöglicht und die Risiken (Überdiagnosen, falsch-positive Diagnosen) in einem vertretbaren Rahmen liegen.

Neben der jährlichen möglichen Kontrolle ist laut dem KID vor allem die Selbstuntersuchung eine bedeutsame Maßnahme zur Früherkennung von Hodenkrebs. Mindestens ein Mal im Monat sollten Männer ihre Hoden in einer entspannten Stellung sorgfältig abtasten. "Am besten morgens oder abends unter der warmen Dusche oder in der Badewanne. Dann ist das Muskelgewebe unter der Haut besonders weich und Veränderungen lassen sich leichter fühlen", erklärt Weg-Remers.

Diese Warnzeichen für Hodenkrebs nicht ignorieren

Das klassische Leitsymptom ist eine schmerzlose Verhärtung innerhalb des Hodensacks. Eine Größenzunahme, Flüssigkeitsansammlungen sowie ein gewisses Schweregefühl im Bereich des Hodens gehören ebenfalls zu den Warnzeichen. Auch Schmerzen im Hodenbereich, Schwellungen und Ziehen sollten ernst genommen werden. Wer wissen möchte, wie er das Abtasten richtig durchführt, kann seinen Arzt um eine "Anleitung" bitten und sich zeigen lassen, worauf es ankommt.

Hodenkrebs: Grundstein der Erkrankung wird vor der Geburt gelegt

Der genaue Grund, warum Hodenkrebs entsteht, ist noch nicht abschließend geklärt. Klar ist, dass die genetische Veranlagung eine bedeutende Rolle spielt. Experten gehen davon aus, dass die Basis für die Erkrankung bereits vor der Geburt gelegt wird. In der vorgeburtlichen Entwicklungsphase könnten "falsch programmierte" Keimzellen im Hoden des Ungeborenen entstehen, aus denen sich dann später die Krebszellen bilden, erklärt die Deutsche Krebshilfe in ihrem Patientenratgeber "Hodenkrebs". Der Hormonschub in der Pubertät würde schließlich dazu führen, dass sich die Vorläuferzellen in Krebszellen umwandeln und irgendwann zu wachsen beginnen.

Die größten Risikofaktoren für Hodenkrebs

Wie die DGU mitteilt, haben Männer, die in ihrer Kindheit an einem Hodenhochstand (Leistenhoden) litten, ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Auch bei einer späteren operativen Korrektur bleibe dieses Risiko bestehen. Gesicherte Risikofaktoren seien weiterhin eine Hodentumorerkrankung eines Bruders (genetische Disposition), das Vorhandensein von Krebsvorläuferzellen im Hoden sowie eine Fruchtbarkeitsstörung.

Das Recht auf eine zweite Meinung

Im Falle einer Krebsdiagnose haben nicht nur die betroffenen Männer die Möglichkeit, zur Sicherheit eine zweite Meinung einzuholen, sondern auch die Ärzte. Im Rahmen des von der Deutschen Krebshilfe geförderten Projekts "Zweitmeinung Hodentumor" kann der Arzt seine Untersuchungsergebnisse sowie seinen Therapieplan mit Hilfe einer Internetdatenbank anonymisiert an die Experten der Deutschen Hodentumorstudiengruppe (GTCSG) schicken und erhält zeitnah eine Einschätzung.

Das Ziel des Projekts ist es, in Deutschland flächendeckend optimale Behandlungsergebnisse zu erreichen. Auswertungen zufolge führte jede sechste Zweitmeinung zu einer wesentlichen Anpassung des Therapieplans: Bei 40 Prozent der Männer konnte die Therapie reduziert werden, bei 26 Prozent wurde sie umfangreicher gestaltet. Wer als Betroffener gerne eine zweite Meinung hören möchte, kann seinen Arzt bitten, die Diagnose in einem Zweitmeinungsnetzwerk abzustimmen. Kosten entstehen weder für den Arzt noch für den Patienten.

Themenwoche Hodenkrebs der Deutschen Gesellschaft für Urologie

Weitere wichtige Informationen zum Thema bietet außerdem die Aufklärungskampagne "Urologische Themenwoche Hodenkrebs", die vom 27. bis 31. März 2017 von der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) ausgerichtet wird. Auf der eigens eingerichteten Website www.hodencheck.de finden Interessierte alles Wichtige zum Thema auf einen Blick. Raum für persönliche Fragen bietet der Experten-Chat, der am 31.03.2017 zwischen 14 und 16 Uhr auf der Homepage der Deutschen Urologen unter www.urologenportal.de stattfindet.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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