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Coronavirus: Macht eine Immunthrombose Covid-19 so gefährlich?


Ursache für schweren Verlauf
Macht eine Immunthrombose Covid-19 so gefährlich?

Von Nicole Sagener

Aktualisiert am 13.08.2020Lesedauer: 2 Min.
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Corona-Patient auf der Intensivstation: Die Ursachen für schwere Covid-19-Verläufe sind weiterhin nicht völlig klar.Vergrößern des Bildes
Corona-Patient auf der Intensivstation: Die Ursachen für schwere Covid-19-Verläufe sind weiterhin nicht völlig klar. (Quelle: Flavio Lo Scalzo/Reuters-bilder)

Eine Studie liefert neue Hinweise, warum Covid-19 bei manchen Patienten besonders schwer verläuft. Das Immunsystem spielt dabei offenbar eine unheilvolle Rolle.

Noch immer gibt das Coronavirus SARS-CoV-2 der Wissenschaft einige Rätsel auf. So ist weiterhin nicht vollständig klar, welche Abläufe im Körper dazu führen, dass Covid-19 bei manchen Infizierten schwer oder gar tödlich verläuft.

Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sind nun der Antwort möglicherweise einen Schritt näher gekommen. Wie das Team um den Mediziner Moritz Leppkes herausfand, setzt das Immunsystem bei der Infektion offenbar eine unheilvolle Reaktion in Gang.

Coronavirus löst überschießende Immunreaktion aus

Die Forscher entdeckten, dass bei Covid-19-Patienten, die auf einer Intensivstation behandelt wurden, die Zahl bestimmter Immunzellen erhöht und ihre Aktivität gesteigert war. Diese Immunzellen – als neutrophile Granulozyten bezeichnete weiße Blutkörperchen – werden durch SARS-CoV-2 offenbar stark aktiviert.

In der Folge ballen sie sich zusammen und bilden netzähnliche Strukturen in den Blutgefäßen der Lunge – sogenannte Neuteinerophil Extracellular Traps (NETs). Das Gefärhliche: Sie verstopfen insbesondere die kleinen und kleinsten Blutgefäße der Lunge. Weil der Körper dadurch nur noch mangelhaft mit Sauerstoff versorgt wird, kann es zu schweren Krankheitsverläufen kommen.

Lungengefäße verstopfen

Die Gefäße verschließen sich in diesem Fall somit nicht infolge der üblichen Blutgerinnung, sondern durch Prozesse, die vom Immunsystem ausgelöst werden. Die Autoren der im Fachmagazin "EBioMedicine by The Lancet" veröffentlichten Studie sprechen darum von einer Immunthrombose.

Unbekannt ist dieser Prozess Medizinern nicht, denn er findet auch bei anderen Krankheitserregern statt. Entdeckt wurde aber erst im Jahr 2004. Forscher vermuten, dass mit dieser Immunantwort Bakterien in dem Netz eingefangen werden sollen, damit diese dann gezielter von Enzymen angegriffen werden können.

Bei Covid-19 hat diese Immunantwort allerdings eine Besonderheit: Sie läuft nicht nur in einem Areal eines Organs ab, sondern in verschiedenen Organen und in vielen Blutgefäßen. Besonders gefährlich ist, dass die feinen Mikrogefäße in der Lunge schnell verstopfen. Behandelbar ist diese Komplikation bislang kaum.

Prozess ähnlich wie bei Autoimmunerkrankungen

Doch wie entstehen diese Netze aus Zellmaterial in den Gefäßen überhaupt? Die Wissenschaftler vermuten, dass sich die beteiligten weißen Blutkörperchen bei Covid-19 zusammenballen, weil das Coronavirus die Zellschicht an der Innenseite der Blutgefäße, das Endothel, schädigt. Das Virus kann an den Zellen der Gefäßinnenwand andocken und sie so verletzen.

Diese Schädigung der Gefäß-Innenauskleidung alarmiert die Immunabwehr. Die neutrophilen Granulozyten – jene Immunzellen, die hierbei eine wichtige Rolle spielen, werden produziert.

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Doch bei einer Infektion mit dem Coronavirus entsteht eine besondere Form dieser Immunzellen. Sie haben eine geringe Dichte und neigen darum dazu, die für die Gefäßverstopfung verantwortlichen Netze auszubilden. Diese spezielle Form der Immunzellen findet sich auch bei Autoimmunprozessen, bei dem das Immunsystem die eigenen Körperzellen angreift.

Mögliche Behandlung für Covid-19-Patienten

Bei schweren Covid-19-Erkrankungen könnte es aber womöglich eine Behandlungsmöglichkeit geben: Die Zusammenballung der neutrophilen Granulozyten müsste dazu ausgebremst und so die Bildung der Netze in den Gefäßen verhindert werden, schreiben die Studienautoren.

Sie sehen dafür Dexamethason als möglichen Ansatz. Wie eine Studie kürzlich zeigte, senkt der Wirkstoff, der entzündungshemmend und dämpfend auf das Immunsystem wirkt, die Sterblichkeit von Covid-19-Patienten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Universität Erlangen-Nürnberg
  • Eigene Recherche
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