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Corona: Forscher fordert sofort harten Lockdown


Vierte Corona-Welle
Forscher fordert harten Lockdown für alle und sofort


Aktualisiert am 18.11.2021Lesedauer: 3 Min.
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Weihnachtseinkäufe könnten beschwerlich werden: In der vierten Corona-Welle könnte ein erneuter Lockdown drohen.Vergrößern des Bildes
Weihnachtseinkäufe könnten beschwerlich werden: In der vierten Corona-Welle könnte ein erneuter Lockdown drohen. (Quelle: Shotshop/imago-images-bilder)

Die Politik ringt um den richtigen Kurs in der Virusbekämpfung. Angesichts der Dynamik der vierten Welle kommt das viel zu spät, kritisiert ein Experte. Und fordert drastische Maßnahmen.

Die Inzidenzen erreichen täglich neue Höchstwerte. Einzelne Bundesländer verschärfen bereits ihre Anti-Corona-Maßnahmen. Doch 2G reicht nicht, sagt Thorsten Lehr im Gespräch mit t-online. Er ist Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes und hat den Covid-Simulator entwickelt, der die weitere Entwicklung der Pandemie modelliert.

t-online: Herr Lehr, was zeigen Ihre Prognosen, was kommt auf uns zu?

Thorsten Lehr: Im Moment sind wir auf dem ansteigenden Ast und das rasant. Und es wird jetzt erst reagiert, wenn es wehtut. Dann ist es aber zu spät. Wir rechnen, wenn keine härteren Maßnahmen getroffen werden, mit einer Verdopplung der Inzidenzen Ende des Monats.

Was bewirkt denn 2G bundesweit?

2G hat eigentlich keinen Effekt, das sieht man an Österreich oder auch Sachsen. Hätte diese Maßnahme Wirkung gezeigt, hätten wir das an den Infektionszahlen jetzt schon sehen müssen. Haben wir aber nicht. 2G heißt: Die Veranstaltungen, die dann noch stattfinden, sind unter 2G ein bisschen sicherer und schützen die Ungeimpften. Es schließt sie nicht aus, es schützt sie. Auch, wenn die Ungeimpften das anders sehen.

Aber epidemiologisch hat 2G keinen Effekt?

Nein, denn dann ziehen sich die Ungeimpften in den privaten Bereich zurück. Und das macht es noch schlimmer, denn da laufen die Kontakte völlig unkontrolliert. Auch 2G plus ist nicht sicher, wie wir bei einzelnen Ausbrüchen in Clubs gesehen haben. Wir können uns solche Experimente nicht mehr leisten, bei der Geschwindigkeit des Infektionsgeschehens.

Heißt, der berühmte Lockdown light ist jetzt nicht mehr drin? Im vergangenen November wurden Restaurants, Museen und ähnliche Freizeiteinrichtungen geschlossen. Kitas und Schulen sowie Geschäfte blieben aber geöffnet.

Dafür ist es jetzt zu spät, und das hat die Politik verschuldet. Die neue und die alte Regierung blockieren sich im Grunde gegenseitig. Damit wurde der Zeitpunkt verpasst, mit Maßnahmen zu reagieren, die einen Lockdown noch hätten verhindern können. Nur ein Beispiel: Im Saarland sind die Inzidenzen in zwei Wochen von 70 auf 210 gestiegen.

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Das heißt, jetzt hilft nur noch, alles zu schließen?

Ja, alles bis auf die Schulen und die Grundversorgung. Und wir brauchen auch im privaten Bereich wieder strikte Kontaktbeschränkungen.

Ab wann und wie lange?

Am besten ab morgen. Je länger gewartet wird, je länger die Inzidenzen also weiter in diesem Tempo ansteigen, desto länger und härter muss der Lockdown sein. Wenn man jetzt schnell handelt, würde ich zunächst von zwei bis drei Wochen ausgehen.

Also würden Sie zum Beispiel auch raten, die Weihnachtsmärkte zu schließen?

Nur, weil diese Märkte outdoor stattfinden, heißt das nicht, dass dort keine Infektionen stattfinden. Bei zu viel Glühwein überträgt sich das Virus dann eben nicht über Aerosole, sondern über Tröpfcheninfektion. Abgesehen davon: Weihnachtsmärkte sind ein völlig falsches Signal der Entspannung, wenn auf den Intensivstationen um das Leben so vieler Menschen gekämpft wird. Wir müssen uns klar machen: Wir befinden uns in einem Katastrophenwinter.

Sie sind auch für Ausgangssperren?

Ja, denn die haben einen deutlichen Effekt, auch, wenn das gern bestritten wird. Wo es keine Möglichkeit für Zusammenkünfte gibt, finden keine Infektionen statt. Als Ultima Ratio bleiben auch sie ein Mittel.

Was ist die langfristige Perspektive? Wie kommen wir aus dieser Krise wieder raus? Stehen wir im nächsten Winter vor dem gleichen Dilemma?

Um das zu vermeiden, hilft nur eine Impfpflicht. Und ich bin klar für eine solche. Die Alternative wäre die Durchseuchung der Bevölkerung und das hält selbst das beste Gesundheitssystem nicht durch. Also muss die Impfung für alle das Ziel sein. Und man sieht ja auch erste Schritte in diese Richtung.

Herr Lehr, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview mit Thorsten Lehr
  • Eigene Recherche
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