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Brustkrebs: Experten zweifeln am Nutzen des Mammografie-Screenings


Brustkrebsdiagnose
Experten zweifeln am Nutzen des Mammografie-Screenings

dpa/T-Online

Aktualisiert am 21.07.2014Lesedauer: 3 Min.
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Röntgenaufnahme einer MammographieVergrößern des Bildes
Über Risiken und Nutzen des Brustkrebs-Screenings wird heftig diskutiert. Experten kritisieren, es führe zu oft zu Fehldiagnosen – sogenannten falsch positiven Befunden. (Quelle: dpa-bilder)

Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Vorsorgeuntersuchungen dienen deshalb dem Ziel, Tumore so früh wie möglich aufzuspüren. Das Mammografie-Screening, an dem Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren in Deutschland kostenlos teilnehmen können, ist ein wesentliches Element des Vorsorgeprogramms. Doch Mediziner und Politiker zweifeln am Nutzen der Untersuchung und fordern eine Neubewertung der Brustkrebs-Früherkennung.

Der dänische Medizinforscher Professor Dr. Peter Götzsche vom Cochrane Zentrum am Rigshospitalet in Kopenhagen geht davor aus, dass eine von 200 Frauen, die über zehn Jahre hinweg regelmäßig zur Mammografie gehen, unnötigerweise die Diagnose Brustkrebs erhält, anschließend operiert und oft strahlenbehandelt wird.

Götzsche kritisiert das Screening schon seit vielen Jahren. Die Ergebnisse seiner Analysen hat er in einer Informationsbroschüre zusammengefasst, die 2012 vom Cochrane Zentrum veröffentlicht wurde. In dieser stellt der Mediziner fest: "Durch das Screening werden gesunde Frauen, die nie irgendwelche Zeichen von Brustkrebs entwickelt hätten, zu Brustkrebs-Patientinnen gemacht."

Risiko der Fehldiagnose sei höher als Nutzwert

Grundsätzlich stellt Goetzsche den Nutzwert des Mammographie-Screenings nicht in Abrede. Nur stehe dieser, im Vergleich zum Risiko der Fehldiagnose, in keinem Verhältnis. Der Experte verdeutlicht dies an einem Beispiel: "Wenn sich 2000 Frauen innerhalb von zehn Jahren regelmäßig einem Screening unterziehen, wird nur eine davon einen Nutzen daraus ziehen und vermeiden, an Brustkrebs zu sterben. Daher rät der Experte allen Frauen, sich genau über das Für und Wider der Untersuchung gründlich zu informieren.

Gesundheitsexperte fordert Neubewertung des Brustkrebschecks

Durch Goetzsches Kritik ist in Deutschland die Diskussion um das Mammographie-Screening neu entfacht. Seit 2005 haben Frauen zwischen 50 und 69 Jahren hier einen Anspruch auf eine regelmäßige Röntgenuntersuchung der Brust alle zwei Jahre. Maßgeblich an der Einführung des Mammografieprogramms beteiligt war SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Inzwischen räumte dieser dem "Spiegel" gegenüber ein: "Alle neuen Erkenntnisse sprechen in der Tendenz eher gegen das Screening." Es sei an der Zeit, den Brustkrebscheck neu zu bewerten. Diese Forderung unterstützt demnach auch der Gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn.

Merkblatt in der Kritik

In Deutschland erhalten dem Bericht zufolge Frauen der betreffenden Altersgruppe bisher ein Merkblatt der "Kooperationsgemeinschaft Mammografie" und des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), das für die Teilnahme am Screening wirbt. Dieses Merkblatt stößt auf Kritik, weil es den Nutzen der Mammografie stark übertreibe.

Experte: "Durch Mammografie wird kein Leben gerettet"

Gerd Gigerenzer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin, sagt nach Angaben des "Spiegel": "Es schweigt sich darüber aus, dass die Gesamtsterblichkeit in der Screening-Gruppe gleich hoch ist wie in der Nicht-Screening-Gruppe. Durch Mammografie wird überhaupt kein Leben gerettet." Das Merkblatt werde "derzeit überarbeitet", zitiert das Nachrichtenmagazin den G-BA.

Bisher nehmen dem Bericht zufolge rund 54 Prozent aller eingeladenen Frauen am Screening teil. Die Krankenkassen geben demnach für die umstrittenen Untersuchungen 220 Millionen Euro im Jahr aus.

Jede achte Frau erkrankt an Brustkrebs

Brustkrebs ist die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Nach den Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) wird jedes Jahr bei mehr als 70.000 Frauen dieser Tumor festgestellt. Insgesamt erkrankt etwa jede achte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs.

2010 starben annähernd 17.500 Frauen an der Krankheit. In diesem Jahr rechnet das RKI mit mehr als 75.000 Neuerkrankungen.

Frauen sind unzureichend informiert

Laut einer Umfrage des Gesundheitsmonitors der Barmer Ersatzkasse und der Bertelsmann Stiftung vom Februar dieses Jahres ist offenbar jede zweite Frau unzureichend über das Mammografie-Screening informiert. Jede Dritte glaubt sogar, dass die Untersuchung Brustkrebs verhindere. Der Nutzen der Untersuchung, so der Report, werde überschätzt, während über Risiken wie falsche Positiv-Befunde nur wenig bekannt sei.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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