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Forscher entwickeln Viagra für die Frau


Sexualität
Forscher entwickeln Viagra für die Frau

Sina Huth

19.06.2013Lesedauer: 3 Min.
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Sex: Sex-Pille für die Frau wird nicht zugelassenVergrößern des Bildes
Die Lustpille sollte das weibliche Verlangen neu entfachen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Die Liebe ist da, das Gefühl der Nähe auch, nur die Lust - die ist nach Jahren der Zweisamkeit vergangen. Viele Frauen in langjährigen Beziehungen leiden unter dem Verlust ihrer Libido. Holländische Forscher geben ihnen und ihren Partnern nun neue Hoffnung: Sie haben zwei Pillen entwickelt, die das sexuelle Verlangen wiederbeleben sollen und damit laut Studienleiter Adriaan Tuiten auch zum Beziehungsretter werden könnten. Was die Lustpillen wirklich können - und was nicht - erklärt die Sexualtherapeutin Dr. Angelika Eck.

Über ein Viertel der Frauen hat wenig Lust auf Sex

Jede vierte Frau hat kaum Verlangen nach Sex, sagt Eck. Das belegten internationale Studien. Andere Analysen gingen sogar von 43 Prozent der Frauen aus. Nicht alle Betroffenen leiden jedoch unter ihrer geringen sexuellen Aktivität, erklärt die Paar- und Sexualtherapeutin. "Es scheint viele Frauen zu geben, für die es kein Problem darstellt, wenn Sexualität eine untergeordnete Rolle spielt." Wenn es dann allerdings zu Konflikten in der Beziehung aufgrund der permanenten Lustlosigkeit kommt, könne das zu einem echten Problem werden, so die Expertin.

Für Frauen, die sich wieder mehr Lust und Aktivität im Bett wünschen, wurden "Lybrido" und "Lybridos" entwickelt, zwei Pillen, die das weibliche Verlangen neu entfachen sollen. Derzeit befinden sie sich noch in der Testphase. Diese soll zeigen, was die Präparate können und wie viel Hoffnung man in sie setzen kann. Die ersten Ergebnisse klingen vielversprechend.

Das neue Viagra für die Frau?

Die neuen Pillen werden bereits vielfach als "Viagra für die Frau" beworben. Doch in ihrer Wirkweise unterscheiden sie sich deutlich von den bekannten blauen Pillen. Während Viagra vor allem die Blutzirkulation und damit die Empfindsamkeit in den Geschlechtsorganen anregt, zielen die Pillen für die Frau in erster Linie auf eine Wirkung im Gehirn ab, erklärt Eck. Tatsächlich setzt Lybrido viagra-ähnliche Substanzen ein, kombiniert diese aber mit Testosteron. "Dieses soll im Gehirn die Bereitschaft erhöhen, auf sexuelle Reize mit Lust zu reagieren", erläutert die Expertin. Lybridos hingegen setzt auf Busporin, einen Wirkstoff, der angstlösend wirkt und vor allem bei Frauen mit gehemmter Erregung die luststeigernde Wirkung des Testosteron erst ermöglicht. "Sexuelle Enthemmung und Erregung sollen auf diese Weise kombiniert werden", erklärt Eck.

Die Pillen bieten Chancen, aber auch Risiken und Nebenwirkungen

Erste, kleinere Studien, die im "Journal of Sexual Medicine" veröffentlicht wurden, zeigen bereits vielversprechende Ergebnisse. Teilnehmerinnen der Lybrido-Studie berichten von einer nahezu ungehemmten Lust - selbst nach dem Sex. Doch die Pillen haben auch Nebenwirkungen, erklärt Eck. Bei einigen Teilnehmerinnen habe die Einnahme zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Veränderungen der Durchblutung geführt. Umstritten bleibt auch, ob die wahren Ursachen der sexuellen Unlust durch eine Pille gelöst werden können.

Die Hintergründe der Unlust müssen geklärt werden

Diverse Studien zeigen, dass die weibliche Lust in Langzeitbeziehungen sehr viel schneller nachlässt, als das sexuelle Verlangen der Männer. So konnte etwa Dietrich Klausmann, Psychologe an der Universität von Hamburg-Eppendorf, in Experimenten zeigen, dass bei Frauen nach ein bis vier Jahren Beziehung die Lust stark zu sinken beginnt. Woran das liegt, sei nicht immer klar auszumachen, sagt Eck.

Eins ist jedoch sicher: "Sexuelle Lust ist keine rein biologische Angelegenheit. Weibliches Begehren scheint sich insgesamt weniger aus dem reinen körperlichen Trieb heraus nähren zu können. Es scheint komplex verwoben zu sein mit sozialen, emotionalen, psychischen und körperlichen Faktoren, zum Beispiel mit Einflüssen des Alltags, der konkreten Situation, der Qualität der Partnerschaft, Stress oder körperlichen Veränderungen im Lebenslauf", betont die Expertin. So müsse in jedem Fall individuell geklärt werden, was der Grund für die mangelnde Libido ist. "Hat sie vielleicht schon Lust auf Sex, aber nicht auf den Sex, der ihr zur Verfügung steht? Steckt ein Beziehungskonflikt dahinter?"

Die Pille verschleiert womöglich tiefgreifende Probleme

Letztlich vermeidet die simple Einnahme eines Medikaments auch, sich mit den dahintersteckenden Problemen auseinanderzusetzen. "Man umgeht einfach unangenehme Gefühle." Ein Beziehungsretter, wie Studienleiter Adriaan Tuiten sie anpries, sind diese Pillen demnach keineswegs. Eck hält deshalb in vielen Fällen eine Paar- oder Sexualtherapie für das Mittel erster Wahl. "In deren Rahmen kann immer noch ausgelotet werden, welche unterstützende Rolle eine Medikation spielen könnte."

Dennoch könnten die Pillen durchaus sinnvoll sein, meint Eck: "Für manche Frauen, insbesondere solche, bei denen Ängste und Anspannung hemmend im Weg stehen, könnte sie ein hilfreiches Element unter anderen darstellen."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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