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Kannibalismus unter Urmenschen: Beinfossil ist Beweis


Haben Vorfahren Menschenfleisch gegessen?
Forscher machen "schockierende" Entdeckung

Von t-online, dom

29.06.2023Lesedauer: 2 Min.
Ein etwa 1,45 Millionen Jahre altes Beinfossil eines Hominiden zeigt in der Vergrößerung (rechts), was eine neue Studie als Einkerbungen von Steinwerkzeugen identifiziert hat. Die Forscher gehen davon aus, dass sich die Hominiden gegenseitig abgeschlachtet haben.Vergrößern des BildesFund: Das etwa 1,45 Millionen Jahre alte Beinfossil eines Vorfahren des Homo sapiens zeigt in der Vergrößerung (oben) Einkerbungen. (Quelle: JENNIFER CLARK)
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Vor fast 1,5 Millionen Jahren könnte ein früher Vorfahre des Menschen einen Verwandten zum Essen eingeladen haben – allerdings nicht als Gast.

Auf dem Fossil eines Schienbeinknochens, das im Nationalmuseum von Nairobi (Kenia) aufbewahrt wird, hat eine Forscherin jetzt neun bisher unbekannte Schnitte entdeckt. Sie stammen von einem Steinwerkzeug und befinden sich genau dort, wo einst der Wadenmuskel des Urmenschen mit dem Knochen verbunden war.

Hier muss vor 1,45 Millionen Jahren ein Stück Fleisch aus der Wade der bislang nicht identifizierten Urmenschenart geschnitten worden sein. Die Schnittspuren sind der früheste Beweis von Kannibalismus unter unseren Vorfahren, wie eine in den "Scientific Reports" erschienene Studie nahelegt.

"Geschlachtet und gegessen"

"Die logischste Schlussfolgerung aus meiner Sicht ist, dass dieser Hominine wie ein Tier geschlachtet und gegessen wurde", sagt Briana Pobiner, Co-Autorin und Paläoanthropologin an der Smithsonian Institution in Washington D.C. auf der Internetseite "Spektrum.de". Die Entdeckung sei "schockierend, ehrlich gesagt, und sehr überraschend, aber auch sehr aufregend".

Was ist ein Hominine?

Als Hominini werden alle Arten der Gattung Homo und deren menschliche Vorläufer zusammengefasst – also der heute lebende Mensch sowie seine ausgestorbenen Vorfahren, nicht jedoch die gemeinsamen Vorfahren von Schimpansen und Menschen. Zu den Hominini zählt man heute die Gattungen Homo, Paranthropus, Australopithecus und einige weitere.

Pobiner hatte eine Fossilsammlung in Nairobi auf Bisswunden von Tieren untersucht, als sie die geraden, nur wenige Millimeter langen Einschnitte fand. Sie nahm Abdrücke und verglich die Schnittspuren mit rund 900 Einträgen aus einer von ihren Kollegen erstellten Datenbank. So konnte die Paläoanthropologin auch ausschließen, dass es sich um Abnutzungserscheinungen handelt.

"Die Farbe der Abdrücke stimmt mit der der Knochenoberfläche überein. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass sie gleich alt sind", sagt Pobiner.

Kritiker melden sich

Spuren von Kannibalismus sind auch zuvor schon in Afrika und Europa beschrieben worden. Allerdings sind die Befunde umstritten. So wurden Schnitte auf einem in Südafrika gefundenen Schädel entdeckt. Er soll 1,5 bis 2,6 Millionen Jahre alt sein. Laut "Spektrum.de" wird die Datierung von Fachleuten aber angezweifelt. Außerdem zeigten Analysen von anderen archäologischen Stätten, dass in manch einer frühen Homininen-Gesellschaft Fleisch aus rituellen Gründen von den Knochen entfernt worden ist.

Und auch Pobiners Entdeckung findet Zweifler. Zeresenay Alemseged, Paläoanthropologe an der University of Chicago, gibt zu bedenken, dass die Schlussfolgerungen von nur einem einzigen Fossil stammen. Erst weitere Analysen könnten Aufschluss darüber geben, ob frühe Hominini wirklich regelmäßig Kannibalismus praktizierten, sagte er.

Verwendete Quellen
  • Spektrum.de: "Aßen unsere frühmenschlichen Vorfahren sich gegenseitig?"
  • Science News: "Fossil marks suggest hominids butchered one another around 1.45 million years ago" (englisch)
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