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Interview Moritz Bleibtreu


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Bleibtreu über noble Ideale und coole Zeitmesser

Das Interview führte Jens Höfling

21.02.2012Lesedauer: 5 Min.
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In "Die vierte Macht" spielt Moritz Bleibtreu einen Journalisten.Vergrößern des Bildes
In "Die vierte Macht" spielt Moritz Bleibtreu einen Journalisten. (Quelle: dpa-bilder)

Moritz Bleibtreu gehört zu den erfolgreichsten Schauspielern Deutschlands. Jetzt kommt sein neuer Film "Die vierte Macht", in dem er einen Boulevardreporter spielt, in die Kinos. Wir sprachen mit ihm über den Film und seine Leidenschaft für schicke Autos und coole Zeitmesser.

Der Film "Die vierte Macht" wurde in Russland und in der Ukraine gedreht. Waren Sie das erste Mal in diesen Ländern?

Bleibtreu: In Russland war ich des Öfteren, in der Ukraine aber das erste Mal.

Sie sprechen neben Deutsch auch noch sehr gut Französisch und Englisch. Wie steht’s denn um Ihr Russisch und Ukrainisch?

Bleibtreu: (lacht) Also Ukrainisch sprech' ich gar nicht und Russisch nur ganz schlecht. Ich habe ja vor einiger Zeit einen Film in Zentralasien gedreht, und zwar in Tadschikistan. Dort habe ich fast drei Monate verbracht. Ansonsten war ich auch öfters auf Filmfestivals und Kinopromotouren in Russland. Da hab ich mir natürlich das Fluchen angewöhnt. Aber zu viel mehr hat’s nicht gereicht. Über das Fluchen bin ich leider Gottes nie hinaus gekommen.

Wie lang haben die Dreharbeiten gedauert?

Bleibtreu: Insgesamt ungefähr neun bis zehn Wochen. Die Zeit braucht man auch. >>

Gerade wenn man zum Beispiel die U-Bahnszene im Film nimmt, die hat logistisch einiges abverlangt. Die U-Bahnschächte sind in der Ukraine oft irre tief. Da geht es bis zu 80 Meter runter, und dann ist das natürlich nicht so wahnsinnig toll, wenn man oben irgendwas vergessen hat. Trotz Rolltreppe braucht man bestimmt zehn Minuten, um rauf- und wieder runterzukommen.

Sie waren dann ja relativ lange während der Dreharbeiten von Ihrem Sohn getrennt. War es schwierig über die neun Wochen Kontakt zu halten?

Bleibtreu: Glücklicherweise gibt es ja zwischendurch immer wieder kleinere Pausen und da muss man halt gucken, dass man die Zeit so legt, dass man nach Deutschland zurückkommen kann. Meiner Erfahrung nach ist alles bis etwa zwei Wochen erträglich, aber alles was drüber hinaus geht, ist zäh. Deswegen sorge ich immer dafür, dass ich meinen Sohn nach spätestens zwei Wochen auf jeden Fall zu sehen kriege, >>

und das hat bei diesen Dreharbeiten zum Glück auch geklappt.

Was war das tollste oder prägendste Erlebnis bei den Dreharbeiten in Moskau und der Ukraine?

Bleibtreu: Ich bin mit Anekdoten immer so wahnsinnig schlecht, das kann ich irgendwie so gar nicht sagen. Mit Ausnahme der Tatsache, dass es faszinierend und erschreckend ist, zu sehen, wie groß mittlerweile die Kluft zwischen arm und reich ist und wie extrem sich diese entwickelt. Auf der einen Seite sitzt man in Kiew in seinem 5-Sterne-Hotel und sieht vor der Tür so große Autos wie noch nie zuvor, und auf der andern Seite, wenn man einmal um die Ecke geht, meint man, es hat sich in den letzten 25 Jahren überhaupt nichts geändert. Dieser Clash ist irgendwie faszinierend, aber eben auch erschreckend.

War es schwer sich auf die Rolle des Paul Jensen vorzubereiten?

Bleibtreu: Es ist ja eine Figur, die technisch nicht so wahnsinnig viel an Vorbereitung erfordert. Ich habe mir natürlich mal eine Redaktion von innen angeguckt und geschaut, wie die so arbeiten, aber das ist natürlich auch ein Teil, den ich auch aus meinem privaten Leben relativ gut kenne. Yellow-Press-Reporter sind mir nicht unbekannt, da kann man sich jetzt gerne auch ans Klischee halten – was wir bei "Die vierte Macht" nicht so getan haben. Das ist schon eine Figur, die mehr oder weniger frei erfunden ist, die nicht so wahnsinnig viel Recherche braucht. Es ging darum, eine Figur zu etablieren, die ihren Idealismus verloren hat und den Weg des geringsten Widerstands geht und versucht sich mit allem möglichen Kram abzulenken, um vielleicht nicht auf das zu achten, was im Leben wirklich wichtig ist. Im Laufe der Geschichte lernt die Figur ja ein bisschen dazu.

Sie würden also sagen, dass Sie sich durch Ihre eigenen Erfahrungen mit der Presse relativ leicht in die Rolle rein versetzen konnten?

Bleibtreu: Ja klar, ich kenne ja viele Journalisten. Sie begleiten meinen Lebensweg irgendwie auch schon seit mittlerweile fast 20 Jahren. >>

Insofern hatte ich da eine freie Auswahl, an welcher Art von Figur ich mich orientieren wollte. Uns war in diesem Zusammenhang wichtig, dass die Figur modern ist und das "Berlin-Mitte-Gefühl" vermittelt. Ich will jetzt nicht verallgemeinern, aber es gibt ja in Berlin schon diese Leute, die auf der einen Seite nach außen hin schon sehr weltoffen sind, intelligent und eloquent wirken. Dann guckt man sich aber deren Arbeit an und die ist genauso konservativ und bieder, wie jeder Journalist, der in München oder Hamburg seit Jahren für Yellow-Press-Blätter schreibt.

Die Figur Paul Jensen, ist zwar ein Boulevardjournalist, widmet sich aber im Laufe des Films ernsteren Themen. Mit welcher Rolle können Sie sich denn persönlich identifizieren?

Bleibtreu: Das ist eigentlich eine einfach zu beantwortende Frage. Natürlich mit dem, der sich für das „kompliziertere“ Zeug interessiert, aber grundsätzlich ist es schwierig. Ich glaube, dass Journalismus ein Beruf ist, ähnlich wie in der Juristik, wo es sicherlich so ist, dass man diesen Beruf mit sehr noblen Motiven anfangen kann. Aber bei der Ausübung merkt man dann wie schwer es ist, diesen noblen Motiven treu zu sein. Das ist natürlich in der heutigen Leistungsgesellschaft, in der alles auf Profit ausgerichtet ist, in jedem Beruf schwer. Es gibt aber ein paar, da ist es besonders schwer und ich denke, Journalismus gehört dazu. Das Leben wird einem eben oftmals leichter gemacht, wenn man sich für den geringsten Widerstand entscheidet, und das ist im Journalismus extrem der Fall.

Sie spielen ja auch zunehmend politische Rollen, wie im Baader Meinhof Komplex und Jud Süß. Liegen Ihnen diese Rollen besonders oder gibt es einen bestimmten Grund, warum es bei Ihnen offenbar verstärkt in diese Richtung geht?

Bleibtreu: Ich würde das gar nicht so sehr als politisch in dem Sinne bezeichnen. Ich würde niemals einen Film aus politischen Beweggründen machen, alleine schon deswegen nicht, weil ich finde, dass Film kein adäquates Mittel ist um der politischen Situation da draußen zu begegnen. Wenn man politisch sein will, sollte man besser keine Filme machen, da kann man andere Dinge tun im Leben.

Für mich sind das Geschichten, die ich erzähle und diese Geschichten unterscheiden sich in Genres. Es gibt Komödien und es gibt ernsthaftere Geschichte. Eigentlich verfolge ich in keiner Weise irgendwelche moralischen Ziele mit der Auswahl der Filme, die ich mache. Das ist eigentlich eine ziemlich egoistische Geschichte, die ich selbst nicht mal so gut beantworten kann. Ich kann halt nur auf mein Bauchgefühl reagieren und sagen "das sind Geschichten, die mich interessieren" und dann mach´ ich die auch.

Lesen Sie auch den zweiten Teil des Interviews mit Moritz Bleibtreu.

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