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Helene Fischer – die deutsche Madonna


Popikonen
Helene Fischer – darum ist sie die deutsche Madonna

Meinungt-online, Manfred Schäfer

Aktualisiert am 25.09.2017Lesedauer: 4 Min.
Fotocollage von zwei Popikonen: US-Star Madonna 1990 und die Deutsche Helene FischerVergrößern des BildesPopikonen: US-Star Madonna 1990 und die Deutsche Helene Fischer auf dem bisherigen Gipfel ihres Erfolges 2017. (Quelle: Franz-Peter Tschauner, Peter Steffen; dpa; Fotocollage: t-online.de)
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Helene Fischer hat gerade ihre Tournee 2017/2018 gestartet. Die Show wird zum Event. Der Star zeigt inzwischen erstaunliche Parallelen zur amerikanischen Popdiva Madonna. Was macht die Faszination dieser Frau eigentlich aus?

Ihre Konzerte sind wie Gottesdienste. Die Russlanddeutsche aus dem sibirischen Krasnojarsk wird bejubelt wie ein Messias. Sie ist die derzeit erfolgreichste deutschsprachige Künstlerin, bekam so viele Echo-Preise wie bisher niemand und füllt ganze Fußballstadien. Diese Frau ist die deutsche Madonna und sieht mittlerweile auch fast so aus.

Was kann diese Frau, was die anderen nicht können?

Helene Fischer singt und tanzt, hat eine Wachsfigur bei Madame Tussauds und ein eigenes Parfüm. Auf der Showbühne reichen ihr bloße Windmaschinen längst nicht mehr. Sie bringt gleich einen ganzen Zirkus mit, den Cirque du Soleil. Die einstige Musicaldarstellerin turnt und fliegt mit den Artisten und Tänzern um die Wette. Höher, schneller, weiter. Dabei lächelt sie stets freundlich, als würde sie gerade die Haare gemacht bekommen. Von Anstrengung keine Spur. Sie strotzt vor Lebenslust und Energie, wie Madonna zu ihren besten Zeiten.

10 erstaunliche Fakten, die Helene Fischer mit Madonna verbinden

  • Sternzeichen: Löwe. Beide sind im August geboren. Sie sind sehr selbstbewusst, lieben das Rampenlicht, verfügen über eine starke Anziehungskraft und jede Menge Energie. Selbstzweifel gibt es bei ihnen nicht
  • Kleinstadtkindheit: Madonna wächst in Rochester (Michigan) auf, Helene im pfälzischen Wöllstein. Beide glänzen als Schülerinnen in der Theater-AG
  • Einwandererkind: Madonna ist Tochter von italienisch-frankokanadischen Einwanderern, Helene kam als Russlanddeutsche nach Deutschland
  • Erste Erfolge: Madonna startete als Tänzerin bei der Alvin Ailey Dance Troupe, Helene als Tänzerin und Ensemblemitglied im Staatstheater Darmstadt
  • Körpergröße: Madonna misst 1,62 Meter, Helene 1,58 Meter
  • Augenfarbe: Grün
  • Sport: Beide treiben exzessiv Sport! Boxen, Yoga und die Fitness-DVDs kommen mit bis in die Garderobe
  • Multitalent: Helene ist Sängerin, Tänzerin, Schauspielerin, Entertainerin. Genau wie Madonna, die sich noch als Regisseurin probiert, während Helene noch im Fernsehen moderiert
  • Wachsfigur: Beide sind in Wachs verewigt bei Madame Tussauds Figurenkabinett
  • Verkaufszahlen: Bis heute hat Madonna in Deutschland 12,5 Millionen Tonträger verkauft (Platz 6), Helene ist ihr dicht auf den Fersen: Mit 10,2 Millionen Tonträger liegt sie im September 2017 auf Platz 12, knapp hinter Abba!

Jongleurin der Musikgenres

Seit Fischers Anfängen ist eine klare Entwicklung zu sehen. War sie früher die klassische monothematische Musical- oder Schlagersängerin, jongliert sie heute mit den Genres wie mit Bällen. Mal verbindet sie Schlager mit Elektrobeats, dann reitet sie durch Countrygelände, sie macht auf melancholisch mit Akkordeon und befeuert die Partymeute mit Ibiza-Latino-Discoklängen. Eklektizistisch reist die Fischer einmal um die ganze Welt und feiert das Leben in "Viva La Vida" oder die Ferien mit "Sonne auf der Haut". So macht es Madonna auch, nur auf englisch. Mischt Funk-, Disco-, Schlager- und Rocktöne und covert live Céline Dion und Prince. Sie beackert vom klassischen Schlager bis zur Stadionhymne á la "Atemlos" jedes Genre einmal hin und wieder zurück.

Meistens liegt die letzte Strophe einen Ton höher als der restliche Song, der einfachste Weg für gute Stimmung. So bedient sie mit ihrem Mix sowohl die Discofox-Anhänger, die gern in der Dorfdisco zusammen schwofen, als auch die Jetsetter, die mal zum Shoppen nach Rom oder London fliegen. Helene Fischer ist kosmopolitisch und provinziell zugleich. Sie beherrscht diese Klaviatur, wie keine andere Sängerin in Deutschland.

Management verwandelt das Musicalpüppchen zur Popdiva

Einen wesentlichen Teil an ihrem Erfolg hat Ihr Management. Das scheint in den letzten Jahren viel richtig gemacht zu haben. Unter der Ägide ihres Hamburger Managers Uwe Kanthak und ihrer Plattenfirma Universal verwandelte sich Fischer vom eindimensionalen Musicalpüppchen zur glamourösen Popdiva. Sie singt inzwischen im Duett mit Placido Domingo, Ricky Martin oder Michael Bolton. Seit 2011 spendiert ihr das öffentlich-rechtliche Fernsehen sogar eine große Personalityshow zu Weihnachten. Direkt vor der Christmette geht’s zum Gottesdienst mit Helene. Zuletzt hatte Peter Alexander das geschafft, die Großeltern werden sich daran erinnern.

Buhende Fußballfans und Triumph mit neuem Look

Sie überstand im Mai 2017 ein Pfeifkonzert für ihren (provinziellen Auftritt) beim DFB-Finale ohne Blessuren. Professionell wie sie ist, arbeitete sie danach umso ehrgeiziger für ihre neue Tour. Im September sieht sie zum Start der Tournee glamouröser aus denn je: Das Designerkleid mit viel BlingBling und gefährlichen blauen Stacheln ist ein Fashionstatement der Sonderklasse. Weit weg von den Lederpellen von Andrea Berg oder den gardinigen Kleidergaus der restlichen deutschen Schlagerkaste. Vielmehr erinnert das an Madonna. An deren Gaultier- und Mugler-Outtfits der 1990er Jahre, transportiert ins 21. Jahrhundert. Auch die Posen erinnern immer mehr an die amerikanische Ikone. Im Gegensatz zur amerikanischen Popdiva ist die Fischer nicht so verrucht und stilprägend – noch nicht. Dafür ist sie aber nicht so weit weg von ihren Fans. Ihre Helene schwitzt on stage wie ein Tier! Weniger Musical, noch mehr Show. Großes Kino für die Fans, die immerhin zwischen 50 und 130 Euro für ein Ticket bezahlen.

Krasse Ohrwürmer, die Kritiker nerven

Musikkritiker sind genervt vom Gleichklang des Fischermaterials. Die Ohrwürmer von Jean Frankfurter, Kristina Bach oder Tobias Reitz fressen sich trotzdem ins Gehirn und drehen sich wie ein Schraubenzieher immer weiter hinein. Die Texte mögen noch so flach klingen, sie treffen offenbar den Nerv der Zeit. "Herzbeben – lass uns leben, wir woll'n was erleben! Herzbeben – vorwärts, Herz! Lass es beben, beben! Herzbeben – deinem Beat total ergeben. Lass mich leben, Herzbeben, lass es beben!" Na gut…

Internationaler Glamourfaktor ist einmalig in Deutschland

Trotz solcher Texttsunamis demonstriert Helene Fischer mit 33 Jahren, wo der deutsche Showbusinesshammer hängt. Ihr Bühnenschweiß ist nicht der von deutschen Ghettorappern, die in gutbürgerlichen Vierteln aufgewachsen sind. Oder von Altrockern, die in Discounterjeans und Vokuhilas das Augenlicht belästigen. Nein, ihr Schweiß ist der einer echten Bühnenarbeiterin, die das Letzte aus sich herausholt. Wie Madonna. Ihr Glamour ist auf dem gleichen Level wie der ihrer amerikansichen Popkollegin. Ok, ein bisschen biederer. Eben passend zum überrationalisierten, disziplinierten und unglamourösen Merkel-Deutschland. Mehr Lebenslust geht bei uns nicht. Popkultur reflektiert immer die Gesellschaft, ist Zeitgeist einer Kultur. Helene Fischer ist der von Deutschland im Jahr 2017. Ob man will oder nicht.

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