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"37 Grad": Das prägt Vater-Sohn-Beziehungen


"37 Grad"-Reportage über Vater-Sohn-Beziehungen
"Erschreckend - jetzt klinge ich schon wie mein eigener Vater"

16.09.2014Lesedauer: 4 Min.
37 Grad: Szene aus der Folge "Mannsbilder. Was Väter und Söhne verbindet".Vergrößern des Bildes"Mein Vater legt die Messlatte karrieretechnisch ziemlich hoch", sagt Emil (l.) In der "37-Grad"-Folge "Mannsbilder" ging es um Vater-Sohn-Beziehungen. (Quelle: ZDF/Catrin-Anja Eichinger)
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Ich werde einmal ein anderer, besserer Vater sein! Das nehmen sich viele Söhne für die eigene Vaterrolle vor. Kann das überhaupt gelingen? Wie orientieren sich Väter zwischen den Rollenmustern ihrer Zeit und der eigenen familiären Prägung? Dieser spannenden Frage ging der Film "Mannsbilder. Was Väter und Söhne verbindet" nach. Der Beitrag aus der ZDF-Reihe "37 Grad" beleuchtete drei Generationen einer Familie: Heiko (73), Thomas (48) und Emil (18).

Heiko, der Großvater, ist ein Kriegskind, Jahrgang 1941. "Wir hatten als Kinder wenig von unserem Vater", sagt er. Der war bei Heikos Geburt an der Front, arbeitete später auf Montage und verbrachte nur die Wochenenden zuhause. "Dann hat er versucht, alles an Erziehung in mich hineinzubekommen, was ihm wichtig war, das ging natürlich schief", urteilt Heiko. Der Vater verließ die Familie, als er 13 war. "Ich musste meinen eigenen Weg gehen, mich selbst um eine Ausbildung kümmern. Das war auch gut so."

Später Vorwurf an den Vater: zu wenig Druck

Seinem Sohn Thomas will er später ebenfalls Freiraum beim Berufsweg lassen und macht keinen Druck bei Schullaufbahn und Berufswahl. Aber genau das wirft Thomas ihm später vor. Er findet, dass die Eltern ihn zum Studium hätten zwingen sollen. Nach einem späten Karrierestart ist Thomas heute Chef eines Beratungsunternehmens. "Es hat lange gedauert, bis ich wusste, was ich kann." Die Vorwürfe kränken Heiko so sehr, dass jahrelang Funkstille zwischen Vater und Sohn herrscht, bis Thomas den ersten Schritt zur Versöhnung unternimmt.

Thomas wird zweimal von der Vaterrolle überwältig

In seine eigene Vaterrolle muss sich Thomas erst hineinfinden. Vom "Vollzeitsingle" zum Vater, das war wie ein Sprung ins kalte Wasser. Die Beziehung zerbricht nach neun Jahren. Die Söhne Emil und Anton, damals neun und sechs Jahre alt, bleiben bei Mutter. Sie kehren als Teenager zu Thomas zurück, als die Mutter berufsbedingt in eine andere Stadt zieht.

Erneut kommt die Vaterrolle mit voller Wucht zurück, Thomas wird vom Wochenend- zum Vollzeitvater mit der Hauptlast der Verantwortung und Verpflichtungen. Der 18-Jährige Emil ist schon sehr selbständig, aber der 15-Jährige Anton fordert noch mehr Zuwendung und Zeit vom seinem beruflich stark eingespannten Vater ein.

Thomas: "Jetzt klinge ich wie mein eigener Vater"

Jetzt gilt es, den Alltag in einer Männer-WG mit den eigenen Söhnen zu organisieren. Gesunde Mahlzeiten sind für Thomas eine Herausforderung und für die Hausarbeiten erstellt er einen Putzplan mit Zensuren für die Ergebnisse.

Der Film zeigt sehr gut, wie der 48-Jährige einen Erziehungsstil zwischen Kumpel und Autoritätsperson sucht, sich vom eigenen Vater distanzieren will, und doch in bestimmten Situationen in dieselbe Kerbe schlägt. Zum Beispiel wenn es ums Aufräumen geht. Thomas erkennt: "Ich klinge jetzt wie mein eigener Vater. Das ist mitunter okay, aber es ist natürlich auch mitunter erschreckend, weil wir ja genau anders sein wollten." Thomas musste selbst Kinder bekommen, um den Vater verstehen zu können.

Moderne Väter geben ihren Kindern mehr Zeit und Nähe

Was Thomas besser gelingt als seinem eigenen Vater ist, seinen Söhnen mehr Zeit und Zärtlichkeit zu geben. Solche "weichen Faktoren" haben für heutige Väter einen größeren Stellenwert als für frühere Generationen, in denen sich Väter primär als Ernährer und Familienoberhaupt definierten und wenig Gefühle zeigten. Thomas und sein Vater Heiko können einander erst als Erwachsene herzlich in den Arm nehmen. So oft wie möglich begleitet Thomas seinen Sohn Emil zum Fußballtraining und feuert ihn an. "Mehr gemeinsame Zeit und Anerkennung hätte ich mir auch von meinem Vater gewünscht."

Erwartungsdruck des Vaters blockiert Emil

Vater-Sohn-Konflikte bei der Berufswahl ziehen sich wie ein roter Faden durch die drei Generationen. Den Druck, den Thomas bei seinem eigenen Vater vermisst hat, über er nun auf seinen ältesten Sohn Emil aus. Der akzeptiert, dass er studieren soll, steht aber ratlos vor der Fülle der Fächer. "Ich habe Angst, dass ich mich für das Falsche entscheide", sagt er sichtlich unsicher und schiebt nach: "Mein Vater legt die Messlatte ziemlich hoch."

Auch der Opa versucht, vorsichtig Einfluss auf seinen Enkel zu nehmen, denn immer noch klingt ihm der Vorwurf des Sohnes im Ohr. "Mit Ende 30 musst du deinen Lebensweg gefunden haben, sonst ist der Zug abgefahren", warnt er.

Mutter: Sie müssen wissen, wie ein Mann denkt

Die Mutter von Emil und Anton ist überzeugt, dass es den Jungs gut tut, als Teenager beim Vater zu wohnen und "den männlichen Aspekt des Lebens" kennen zu lernen. "Sie müssen doch wissen, so funktioniert ein Mann, so denkt ein Mann." Später wird Emil das bestätigen: "Als Junge hat man mit dem Vater mehr Berührungspunkte als mit der Mutter."

Vater-Visionen der Enkelgeneration

Nicht zuletzt nehmen die jungen Männer Prägungen für ihre eigene, künftige Vaterrolle mit: "Ich würde versuchen, meine Kinder zu unterstützen so viel es geht, sie aber auch ihren eigenen Weg gehen lassen", sagt der Sohn von Thomas und Enkel von Heiko.

Die Vaterrolle ist im Umbruch

Das Manko dieser Reportage ist, dass es in der portraitierten Familie vergleichsweise kleine Konflikte zwischen den Vätern und den Söhnen gibt und der Alltag von materiellen Sorgen unbelastet ist. Allerdings berichten die Autorinnen Caroline Haertel und Mirjana Momirovic von ihrer langwierigen Suche nach Vätern und Söhnen, die bereit waren, vor der Kamera über ihre Beziehung und ihre Verhaltensmuster zu reflektieren - womöglich ein Indiz dafür, dass die Gesellschaft noch mitten im Wandlungsprozess steckt.

Das Selbstverständnis von Eltern hat sich über drei Generationen hinweg massiv gewandelt. Sowohl Mütter als auch Väter wünschen sich ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Beruf und Familie, sie wollen keine Entweder-Oder-Lebensentwürfe mehr.

Zwischen Beruf und Familie - viele Väter plagt ein schlechtes Gewissen

Laut einer Forsa-Studie für die Zeitschrift "Eltern" vom Januar 2014 finden 58 Prozent der Väter, dass ihr Leben durch die Geburt ihres Kindes "glücklicher und erfüllter" geworden ist. Zwar beteiligt sich die Mehrheit der Väter in Deutschland an Kinderbetreuung und Hausarbeit, will aber zugleich kaum Abstriche im Beruf machen. Dadurch hat mehr als jeder zweite befragte Vater das Gefühl, nicht ausreichend für sein Kind da zu sein und leidet an einem schlechten Gewissen.

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