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Kinderbetreuung für Alleinerziehende Hartz-IV-Empfäng


Familie & Beruf
Job vorhanden, Betreuung gesucht

t-online, mmh

21.04.2010Lesedauer: 4 Min.
Junge Frau arbeitet am Computer, mit Kind auf dem Schoß.Vergrößern des BildesNeue Perspektiven für Alleinerziehende in Job und Kinderbetreuung. (Bild: Imago) (Quelle: imago-images-bilder)
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Jung, gut ausgebildet, arbeitslos, alleinerziehend, Hartz-IV-Bezieher. Was bisher nicht zusammenpasst, will die groß angelegte Vermittlungsoffensive des Bundesarbeitsministeriums passend machen. Ministerin Ursula von der Leyen bündelt ihre Anliegen - Arbeitsmarkt, Frauen und Kinderwohl - und versucht, Mütter in Jobs zu vermitteln, statt an den Herd zu schicken. Mehr als 600.000 Alleinerziehende sind in Deutschland Hartz-IV-Empfänger. Die Frauen suchen, Jobs sind vielleicht auch vorhanden, aber oft mangelt es an passender Kinderbetreuung. Fehlende Kinderbetreuungs-Möglichkeiten sind das Kernproblem vieler weiblicher Langzeitarbeitsloser.

Kinderbetreuung und Job: Unvereinbar?

Dies ist eine Geschichte mit Happy End über eine alleinerziehende Mutter, die einen Betreuungsplatz und einen Job suchte. Es gibt selten Erfolgsgeschichten in dieser Konstellation und es gibt auch in diesem Fall lange Irrwege. Es geht um Ines (Name geändert), eine 37-jährige Köchin, sie hat einen 12-jährigen Sohn. Als sie in der damaligen DDR ihre Ausbildung zur Köchin in der Gemeinschaftsverpflegung absolvierte, machte sie sich über Kinderbetreuung noch keine Gedanken. Sie hatte ja noch kein Kind und alles weitere regelte der Staat. Gleich nach dem Mauerfall ging sie mit ihrem damaligen Mann in den Westen. Sie fanden sofort Arbeit, er als Restaurantfachmann, sie als Köchin im selben Hotel. Dann wurde Matthias geboren. Ines genoss die Babypause, sie war glücklich, nicht wie früher staatlich verordnet sofort wieder arbeiten zu gehen und das Kind in eine Krippe geben zu müssen. Doch dann trennte sie sich von ihrem Mann, sie wollte und musste wieder arbeiten. Da begann die Bürokratie-Odyssee.

Ohne Kinderbetreuung kein Job

Als sie sich arbeitssuchend meldete, wurde sie gefragt, ob ihr damals zweijähriger Sohn denn so betreut sei, dass sie eine Stelle überhaupt annehmen könne. Nein, war er nicht, denn das war ja auch nicht nötig. Sie solle sich erst um eine Kinderbetreuung kümmern, dann könne man sie auch vermitteln. Die Kindergärten nahmen zu dieser Zeit noch keine Unter-Dreijährigen auf, Krippenplätze gab es kaum und wenn dann nur für Kinder, deren Eltern arbeiteten und somit Bedarf nachweisen konnten. Also wieder zurück zum Amt. Nein, sie sei nicht vermittelbar, außerdem seien die üblichen Arbeitszeiten für Köche nicht mit den Öffnungszeiten von Kitas vereinbar.

Arbeitszeiten und Betreuungszeiten passen nicht

Was sollte das denn? Hätte sie sich damals mit 16 den Beruf nach den Krippen-Öffnungszeiten suchen sollen? Können nur Kinderlose Koch, Krankenschwester, Straßenbahnfahrer, Polizist oder Nachwächter werden? waren alle Berufe für Mütter gestrichen, die andere Arbeitszeiten hatten als von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr? "Da wünschte ich mir tatsächlich für einen Moment das alte DDR-Modell zurück", erinnert sich Ines. Um es kurz zu machen: In Ines' Fall hatte sich das Problem unbürokratisch gelöst. Sie hatte noch einmal in einer Kita nach einem Platz für ihren Sohn gefragt. Einen Platz hatten sie offiziell nicht, aber sie suchten eine Köchin, da sie auf Ganztags-Betreuung umstellten und dann könnte man auch ein Auge zudrücken und den Zweieinhalbjährigen mit aufnehmen. Ein Glücksfall.

Die große Vermittlungsoffensive

Ursula von der Leyen will diese Irrwege jetzt abkürzen. Sie will nicht länger das Potenzial der gut ausgebildeten jungen Arbeitssuchenden brach liegen lassen, nur weil sie alleinerziehend seien. Schließlich benötige der Arbeitsmarkt sie. Müttern gilt das Hauptaugenmerk der neuen Vermittlungsoffensive, neben den älteren oder jugendlichen Arbeitssuchenden mit mangelhafter Ausbildung. Und damit rückt eine große Gruppe in den Fokus: Von den rund 1,6 Millionen Alleinerziehenden in Deutschland beziehen 634.000 Arbeitslosengeld II, diese Zahl nennt Spiegel Online. Nur etwa 34.000 davon sind Männer. Der Grund, dass diese Gruppe der Alleinerziehenden von der Erwerbstätigkeit ausgeschlossen ist, liegt meist schlicht darin, dass keine Kinderbetreuung gewährleistet ist. Die Hälfte der alleinerziehenden Empfänger von Arbeitslosengeld II, so der offizielle Name für Hartz IV, hat eine Berufsausbildung abgeschlossen. Nur jeder dritte Alleinerziehende geht arbeiten, so hat Spiegel Online nachgerechnet. Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt waren auch im letzten Aufschwung schlechter.

Das Rundum-Vermittlungspaket

Es geht also nicht nur um Jobs und deren Vermittlung, sondern um ein umfassendes Paket. Finden Vermittler in den Jobcentern einen passenden Job für einen Alleinerziehenden, sollen sie neben der Arbeitsstelle auch noch die maßgeschneiderte Betreuung für das Kind mitorganisieren. So könnten die Arbeitskonditionen mit dem potentiellen Arbeitgeber auch dementsprechend zwischen Agentur und Arbeitgeber abgesprochen werden, was beispielsweise die Arbeitszeiten anbelangt. Ursula von der Leyen scheint mit ihren Vorschlägen auf offene Ohren zu treffen, sie erhält Unterstützung von Arbeitgebern und Gewerkschaften.

Andere Wege und Modelle

Natürlich bleiben immer noch andere Betreuungsmöglichkeiten, die viel Eigeninitiative und oft auch finanziellen Aufwand erfordern. Man kann eine eigene Elterninitiative gründen, Kindertausch organisieren, eine Kinderfrau beschäftigen oder Kinder auf Dienstreisen mitnehmen und über Hotels Babysitter-Dienste in Anspruch nehmen, letzteres wäre die teuerste Lösung, und wird eher die Besserverdienenden ansprechen, die aber vermutlich nie den Service eines Jobcenters in Anspruch nehmen. Werden die Kinder größer, wird vielleicht auch die Ganztagsschule nicht mehr Zukunftsmodell, sondern Realität sein und die Betreuung größerer Kinder inklusive Hausaufgabenbetreuung außerhalb der Kernzeiten somit gesichert sein. Bis zum Jahr 2013 soll schließlich auch der Rechtsanspruch Alleinerziehender auf ganztägige Kinderbetreuung umgesetzt sein, auch wenn sich die Städte und Gemeinden damit noch schwer tun. Allerdings bedeutet das noch lange nicht, dass die Öffnungszeiten der Kitas auch mit den Arbeitszeiten zusammenpassen. Was ist mit den Abendstunden, was ist sonntags? Was sollen dann Restaurantfachfrauen, Verkäuferinnen und Krankenschwestern machen? Die Frage der Finanzierung steht natürlich auch noch im Raum.

Vermittlungsoffensive contra Betreuungsgeld?

Dieses verheißungsvolle Konzept mit seinen zahlreichen Unterstützern, könnte das geplante Betreuungsgeld kippen. Außerdem werden die Vermittler in den Jobcentern umdenken müssen, ihre Aufgabe anders anpacken müssen und vor allem braucht es mehr Betreuer, denn jeder Vermittlungs-Fall wird dann umfassender. Auch die Betreuer müssen qualifiziert werden, ebenso wie die Langzeitarbeitslosen, die mit dem neuen Konzept wieder eine Chance auf dem Arbeitsmarkt erhalten könnten. Für Ines läuft alles wunderbar: Vor drei Jahren hatte sie ihren heutigen Lebenspartner kennengelernt, die kleine Charlotte, ihr gemeinsames Kind, wird demnächst ein Jahr. Dann kommen beide in die Kita, Charlotte und Ines, die eine als Krippenkind, die andere als Köchin der inzwischen um eine Krippe erweiterte Einrichtung.

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