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Kinder im "Star Wars"-Fieber: Das steckt hinter dem Phänomen


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"Ich bin Obi!" Kinder im "Star Wars"-Fieber

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 25.03.2014Lesedauer: 5 Min.
Ein Junge und sein Vater haben sich als Storm Trooper verkleidet.Vergrößern des BildesEin Junge und sein Vater haben sich als Storm Trooper verkleidet. (Quelle: dpa-bilder)
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"Wieso heißt er wie ein Baumarkt?", wundert man sich, wenn der vierjährige Nachwuchs zum ersten Mal mit einem "Ich bin Obi" an einem vorbeisaust. Schließlich staunt man noch mehr, wenn man nachfragt, und dann von seinem Sohn über "Meister Yoga und dessen Kumpel Qi Gong" aufgeklärt wird. Doch langsam dämmert es - der Kleine hat sich angesteckt: mit dem "Star Wars"-Fieber. Er meint in Wirklichkeit die Figuren Obi-Wan, Meister Yoda und Qui-Gon. (Interview mit Medienexpertin: Das fasziniert Kinder an "Star Wars").

"Möge die Macht mit Dir sein!", so klingt es kraftvoll aus Tausenden von Kinderzimmern. Die Kampfgeräusche, die dem folgen, sind mehr als seltsam. Wirft man einen neugierigen Blick durch die Tür, dann sieht man Kinder in Kindergarten- oder Grundschulalter, bewaffnet mit Lichtschwertern oder in Ermangelung derselben mit Pappröhren, sich erhaben gegenüberstehend. Meistens sind es Jungs, auf die das Krieg-der-Sterne-Imperium eine hohe Anziehungskraft ausübt. Und meistens sind sie eigentlich zu jung dafür.

Mit so einem bahnbrechenden Erfolg hatte niemand gerechnet

Ende der 70er Jahre setzte Regisseur George Lucas "Star Wars" mit erstaunlichen Effekten in Szene. Dass das Epos ein solcher Erfolg würde, damit hatte zu diesem Zeitpunkt niemand gerechnet. Doch Lucas landete nicht nur damals einen Coup, sondern rettete sein Imperium auch noch mit drei Prequels ins nächste Jahrhundert. Begleitet von einer Merchandising-Maschinerie, die beängstigend wie eine Droiden-Armee in die Kinderzimmer zieht: Sammelkarten, Videospiele, Internetseiten für Kinder, mobile Spielformen für Smartphones und Tablets, Lego, Comics, Bettwäsche, Kleidung. Es gibt nichts, was es diesbezüglich nicht gibt.

Die Fernsehserie zieht eine andere Zielgruppe an

Seit 2008 wird auch die Animationsserie "Star Wars - The Clone Wars" immer wieder bei uns ausgestrahlt. Im Gegensatz zu den Filmen wird sie sowohl von Jungs als auch von Mädchen gesehen - was nicht zuletzt an neu eingeführten weiblichen Figuren wie der Jedi-Schülerin Ahsoka Tano liegt, die durchaus witzig ihrem Meister auch mal Contra gibt. "Das liegt aber auch daran, dass es zwar krasser ist als Star Wars, aber trotzdem weniger Menschen sterben", erklärt der zwölfjährige Pascal. "Und außerdem bleibt Anakin auf der guten Seite!" Die Geschichte ist nämlich angesiedelt zwischen Teil zwei und Teil drei. Die Klonkriege zwischen den Separatisten und der Republik sind Hauptthema und die Verwandlung von Anakin zu Darth Vader hat noch nicht stattgefunden.

Die Serie entspricht eher den kindlichen Bedürfnissen nach Gut und Böse

Als besonders belastend, das weiß man inzwischen, empfinden Kinder die Szenen, in denen Hauptfiguren in Gefahrensituationen, möglicherweise sogar mit tödlichem Ausgang geraten. Auch die Tatsache, dass der Lieblingsheld böse wird, ist nur schwer zu verkraften: "In einer in Gut und Böse getrennten Welt wird die Gewaltanwendung von Seiten des Helden gerechtfertigt und wahrt in den Augen der Kinder seinen guten Charakter. Kindern, die eigentlich sehr sensibel gegenüber Gewalt sind, kommt dieses Muster entgegen. Wird dieses Muster aufgelöst, wie in diesem Fall Anakins Übertritt zu den Bösen, ist die Verunsicherung groß", heißt es einer kleinen Flimmo-Studie, die sich mit dem Phänomen "Star Wars" beschäftigt. Befragt wurden rund 70 Kinder zwischen sechs und dreizehn Jahren, rund vier Fünftel davon bezeichneten sich als echte Fans.

Sich in den Figuren wiedererkennen

Die Filme und die Serie zu kennen, heißt aber nicht, sie auch gesehen zu haben. "Insgesamt zeigt sich in den Beschreibungen der Kinder zur Serie beziehungsweise zu den Filmen, dass die jüngeren Befragten - neun Jahre und jünger - zum Teil nur bruchstückhaft erfassen, worum es inhaltlich geht. Häufig fokussieren sie auf bestimmte Aspekte des Geschehens oder Szenen, die sie aus bestimmten Gründen beeindruckt oder beschäftigt haben." Diese Zielgruppe ist es auch, die sich besonders über Figuren wie Meister Yoda oder Jar Jar Binks amüsiert, die Sprechweise nachahmt und so sogar über die eigene Sprache wieder etwas lernt.

Sternenkrieger oder Indianer auf dem Kriegspfad - wo liegt der Unterschied?

Viele Eltern sehen es eher kritisch, wenn ihr Nachwuchs leidenschaftlich in Kriegsspiele mit seinen Kumpels vertieft ist und dabei voll eintaucht in die fremden Galaxien. "Wir haben früher doch auch mit Leidenschaft Winnetou nachgespielt oder als Räuber und Gendarm ständig herumgeballert", erinnert sich Marco. "Aber von einem Tag auf den anderen war es auch wieder vorbei." So eine Phase, da ist sich Pascals Vater sicher, ist das mit "Star Wars" auch. "Weit über die siebte Klasse geht die allgemeine Begeisterung doch gar nicht hinaus und die meisten interessieren sich dann nicht mehr besonders dafür - da werden andere Sachen wichtiger. Übrig bleiben nur die echten Fans."

Eltern finden es wichtig, informiert zu sein

Marco ist einer der Väter, die gemeinsam mit ihren Kindern gern die Filme und Serien verfolgen. "Die meisten Eltern schauen mit oder informieren sich zumindest. Nur wenigen ist es egal, was die Kinder da ansehen" - so bestätigt es auch die Studie. Wobei die Vorlieben hier klar sind: Mütter begeistern sich eher weniger für das Imperium. "Manchmal schau ich schon mal mit, sonst kann ich ja gar nicht mitreden", schmunzelt zum Beispiel Pascals Mutter Simone. Wobei ihr, und da unterscheidet sie sich nicht von den bei der Studie befragten Mädchen, die Szenen, in denen auch Frauen vorkommen, am liebsten sind. "Aber meistens versuche ich, gerade wenn meine beiden Männer wie wild am PC kämpfen, sie mit irgendetwas abzulenken."

Vor allem die Spiele führen zu Verboten

Weit mehr als der Hälfte der befragten Kinder wurde bezüglich "Star Wars" schon einmal ein Riegel vorgeschoben. Bei 21 Prozent führte das Thema auch schon zu regelrechten Familienstreits, bei denen entweder Vater und Mutter verschiedene Ansichten hatten, bestimmte Episoden oder Folgen aus Altersgründen oder aber auch aus Rücksicht auf jüngere Geschwister nicht gesehen werden durften oder sich die Verbote auf das Spielen der PC- und Konsolenspiele beziehungsweise den Erwerb von Merchandising-Produkten bezog. Kein Wunder, kosten diese doch teilweise, wie zum Beispiel der Lego-Todesstern, ein kleines Vermögen.

Konsequent Grenzen ziehen

Gesehen haben sollten Eltern die Filme auf alle Fälle. Nicht nur um mitreden zu können, sondern auch, um zu verstehen, woher die Faszination kommt. Denn schnell kann man durchschauen, dass wir hier von den Mustern alter Märchen und noch älterer Sagen nicht wirklich weit entfernt sind: gut und böse, Vater und Sohn, die sich erst im Kampf um Leben und Tod erkennen, die Eroberung einer Prinzessin durch einen leidgeprüften Helden. George Lucas habe der alten Geschichte vom Helden und seiner Reise den neuesten und stärksten Dreh gegeben, so formulierte es der inzwischen verstorbene amerikanische Mythenforscher Joseph Campbell.

Doch auch wenn "Star Wars" viele Züge eines alten Märchens hat, kritisch bleiben sollten Eltern trotzdem. Der Großteil der Filme und vor allem die teilweise extrem brutalen Videospiele sind erst ab zwölf Jahren geeignet. Frühestens, und das nicht zu Unrecht.

"Star Wars"-Fans bleiben treu

Ein Ende des größten Weltraummärchens der Filmgeschichte ist übrigens noch lange nicht in Sicht. Episode 7 ist bereits in Arbeit, wird momentan aber noch eher skeptisch erwartet: "Was soll noch groß kommen?", fragt sich nicht nur Pascal. Doch letztendlich werden sowohl er als auch sein Vater auch 2015 wieder gemeinsam mit zig anderen die Kinos stürmen. Und bis dahin spielen die beiden eingefleischten Fans gemeinsam alle erdenklichen Szenarien durch - am PC, mit Lego und manchmal auch in Form eines Laserschwertkampfes zwischen Vater und Sohn.

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