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Hochbegabung bei Kindern: Erkennen und richtig Fördern


Hochbegabung
Mein Kind, das Genie - wie erkennt man eine Hochbegabung?

Von dpa
27.02.2013Lesedauer: 3 Min.
Ist mein Kind hochbegabt? Häufig wird eine Hochbegabung gar nicht erkannt.Vergrößern des BildesIst mein Kind hochbegabt? Häufig wird eine Hochbegabung gar nicht erkannt. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Spiele wie "Mensch ärgere Dich nicht" finden sie viel zu einfach, stattdessen jonglieren manche Kinder bereits im Kindergarten mit Zahlen und Buchstaben und verschlingen schon in der Grundschule Romane, während andere kaum lesen können. Grund für einen solchen Entwicklungsvorsprung kann eine überdurchschnittlich hohe intellektuelle Begabung sein - eine Hochbegabung. "Von der spricht man klassischerweise ab einem IQ von 130. Diesen Wert erreichen nur etwa zwei Prozent der Deutschen", sagt Karsten Otto von der Hochbegabtenförderung in Bochum.

Oft zeigt sich schon im Kleinkindalter, dass Mädchen und Jungen besonders helle Köpfe sind. Etwa daran, dass sie Dinge wie Sprechen oder Laufen viel früher als Gleichaltrige lernen oder sehr kreativ sind.

"Sie entwickeln meist sehr früh ein Verständnis für komplizierte Sachverhalte und die Fähigkeit, sich selbstständig etwas beizubringen", erklärt Christian Fischer, Professor für Erziehungswissenschaft an der Uni Münster. Als hochbegabt werden die Kinder aber nicht zwingend erkannt. Stattdessen gehen die meisten ganz normal zur Schule, ohne dass ihr Potenzial auffällt.

"Von 100 Hochbegabten fallen etwa 80 durchs Raster, weil sie sich mit ihrem Umfeld arrangieren und es ihnen die Anregung, die sie brauchen, quasi instinktiv bietet", sagt Manuela-Angelika Mahn von der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind in Berlin. Die übrigen 20 fielen auf. Teils durch extremen Wissensdurst, teils aber auch negativ: So entwickeln Hochbegabte, die nicht das Glück haben, dass ihre Umgebung sich auf ihre Bedürfnisse einstellt, oft psychische Probleme. Das können beispielsweise Versagensängste, ein gestörtes Sozialverhalten, Depressionen und Wutstörungen sein. Dazu kommen Leistungsverweigerung und schlechte Noten.

Bei Verdacht auf Hochbegabung IQ-Test veranlassen

"Das zeigt, wie wichtig es ist, auf die Bedürfnisse hochbegabter Kinder einzugehen. Sie brauchen herausfordernde Denkaufgaben und Projekte, sonst sind sie schnell gelangweilt", so Fischer.

Wenn der Verdacht auf Hochbegabung besteht, sollten Eltern dem also unbedingt nachgehen. Klarheit bringt die Untersuchung bei einem Experten, der ausführlich mit dem Kind spricht und einen standardisierten IQ-Test macht. Ist das Ergebnis positiv, heißt es fördern und fordern.

Auch ein hochbegabtes Kind ist ein Kind

Eltern zerbrechen sich schnell den Kopf darüber, was das genau heißt. "Viele sind sehr unsicher und fühlen sich überfordert. Dabei ist das alles gar nicht so dramatisch", sagt Mahn. Im Grunde brauchen Hochbegabte dasselbe wie alle Kinder: genügend Zuwendung und Aufmerksamkeit, ein offenes Ohr für ihre Bedürfnisse und Lernanreize, durch die sie ihre Fähigkeiten entfalten können. Der Unterschied ist nur, dass sie etwas mehr Anregung brauchen. Außerdem sollten sich Eltern bei der Wahl der Lern- und Spielmaterialien nicht am Alter des Kindes orientieren.

"Was zählt, ist der individuelle Entwicklungsstand. Wenn ein Kind etwa schon früh lesen oder rechnen lernen will, sollte man es ihm ermöglichen", sagt Fischer. Gleiches gilt, wenn es wissen möchte, wie ein Flugzeugmotor funktioniert oder welche Planeten zum Sonnensystem gehören. Wichtig ist vor allem, dass es das, was es lernt, auch emotional verarbeiten kann: "Ein hochbegabtes Kind ist vom Kopf her weiter, es ist aber immer noch ein Kind und manches, was es versteht, verkraftet es vielleicht noch gar nicht", warnt Otto.

Die richtigen Aktivitäten finden

Wissen Erwachsene nicht, wo sie die Grenze ziehen sollen, kann eine Hochbegabten-Beratungsstelle weiterhelfen. Die Fachkräfte vor Ort haben einen großen Erfahrungsschatz, um geeignete Lernanreize für die kleinen "Genies" zu finden. Neben Büchern und Lernspielen können das kindgerechte Lerngruppen und Kurse sein, die man unter anderem über Vereine für Hochbegabte findet. "Das alles sollten die Kinder aber auch wollen. Es ist nicht gut, sie zu etwas zu drängen, nur weil man weiß, dass sie einen hohen IQ haben", sagt Mahn.

Generell sollten Eltern sich nicht auf die Hochbegabung ihres Kindes fokussieren, sondern ihm vielfältige Erfahrungen ermöglichen: Etwa durch Ausflüge in die Natur, die Mitgliedschaft in einem Sportverein oder das Lernen eines Instruments. "Es sollte nicht unter einer Käseglocke aufwachsen und ständig nur von Hochbegabten umgeben sein", erläutert Otto. Besser ist ein gemischtes Umfeld: So macht es die Erfahrung, dass es noch mehr Menschen wie es selbst gibt, ist aber gleichzeitig in die normale Welt integriert.

Besser in die Regelschule gehen

Das bedeutet auch, sein Kind besser nicht auf eine Spezialschule für Hochbegabte zu schicken, sondern auf eine Regelschule. Voraussetzung dafür ist, dass man dort soweit auf seine Bedürfnisse eingeht, dass es sich nicht chronisch unterfordert fühlt. Möglich ist das etwa, indem Mädchen und Jungen eine Klasse überspringen oder einzelne Fächer in einer höheren Stufe belegen.

Das Überspringen von Klassen ist Hochbegabten in der Regel an allen Schulen möglich. Andere Förderangebote, wie ein spezieller Stundenplan oder Projektgruppen werden leider nicht überall angeboten. Kommen sie trotz Anregung der Eltern bei der Schulleitung nicht zustande, kann ein Schulwechsel sinnvoll sein.

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