Bodyguard - Harter Job für harte Männer

Es riecht nach Adrenalin und Männerschweiß. Morgens noch robbt die Kampftruppe durch den Garten einer denkmalgeschützten Gründerzeitvilla in Potsdam. Die Leute ziehen sich gegenseitig die Beine unterm Körper weg und üben, wie sie einen wohldosierten Tritt in das Gesicht des Gegners platzieren. Blaue Flecken gehören zum Alltag, denn Personenschützer ist ein Knochenjob für echte Männer. Wer sich traut: Wir erklären, was man draufhaben muss und welche Ausbildungsmöglichkeiten es gibt.

Theoriestunde: Auf einem Video-Bildschirm erscheint ein Bild von Bill Gates. Dunkelblauer Anzug, strahlendes Lächeln - und dann: flatsch. Der Microsoft-Gründer bekommt zwei Torten ins Gesicht. Direkt hintereinander. Die erste mag für das Sicherheitspersonal noch überraschend gekommen sein.

Geiselbefreiung und Bombensuche

Doch der zweite Angriff - "ein absolutes Unding", findet Horst Pomplun, Sicherheitsexperte und Präsident der Internationalen Personenschützer Sicherheitsfachkräfte Trainings Assoziation (IPSTA). Damit seinen Schülern so etwas nicht passiert, studieren sie hier den Ernstfall. In gestellten Situationen üben die Seminarteilnehmer das volle Programm: Geiselbefreiung, Bombensuche, Umgang mit Amokläufern und Evakuierung. >>

Vor vielen Jahren hat Horst Pomplun bei einer Spezialeinheit der Berliner Polizei gearbeitet. Heute betreibt der 66-Jährige die härteste Bodyguard-Akademie in Deutschland. Auf dem Gelände seiner Villa produzieren er und seine Frau Ewa Maria Personenschützer am laufenden Meter. Weibliche Personenschützer sind übrigens besonders gefragt: Sie erregen weniger Aufsehen als Männer - "und arbeiten auf keinen Fall schlechter", sagt Pomplun. Das beste Beispiel ist seine Frau: Sie bewachte bereits die First Lady der Vereinigten Arabischen Emirate.

Abitur wird nicht verlangt

VTP-Service heißt das Unternehmen, "Very Top Person". Die Ausbildung geht über sieben Tage die Woche, 15 Stunden täglich. "Feierabend, Fernsehen und Schlafen können die hier vergessen", sagt der Drillmeister und zeigt ein sadistisches Lächeln. Manchmal holt er seine Schüler mitten in der Nacht aus den Federn und lässt sie laufen. Schlafentzug ist ein wichtiger Teil der Ausbildung. >>

Angehende Leibwächter brauchen kein Abitur. Anmelden darf sich jeder, der ein polizeiliches Führungszeugnis ohne Einträge vorlegen kann. Doch wartet vor der Aufnahme ein mündlicher Eignungstest. Von den Bewerbern wird erwartet, dass ihre politische Überzeugung mit der Verfassung konform geht. Viele Seminarteilnehmer sind ehemalige Zeitsoldaten, die nach ihrer Ausbildung zum Bodyguard von einem glamourösen Umfeld träumen. "Es werden keine schießwütigen Kraftprotze gesucht, sondern intelligente und seriöse Persönlichkeiten", sagt Siegfried Baltzer.

Nur 15 werden genommen

Der ehemalige Mitarbeiter des militärischen Abschirmdienstes arbeitete selbst jahrelang als Personenschützer. Heute leitet er an der TÜV Süd Akademie Mannheim eine Weiterbildungsmaßnahme zur Personenschutzfachkraft. Von etwa 45 Bewerbern werden am Ende gerade einmal zehn bis 15 genommen.

Ein diskreter Dienstleister

Ein Schwerpunkt der Ausbildung bei Baltzer besteht im "offensiven Autofahren". Fahren im Konvoi, das Abdrängen von Fahrzeugen bei hoher Geschwindigkeit, einen Schutzbefohlenen aus einem fahrenden Auto befreien - das alles gehört zum Programm. Geübt wird auf dem Hockenheimring, den das Team zu diesem Zweck mietet. Auch angewandte Psychologie ist bei der Ausbildung gefragt, schließlich muss ein Personenschützer die Körpersprache eines potenziellen Attentäters deuten können.

Perfekte Umgangsformen

Er sollte firm in Rechtsfragen sein und sich mit Überwachungstechniken auskennen. Nicht nur Entwaffnungs- und Verteidigungstechniken stehen auf dem Stundenplan, auch perfekte Umgangsformen werden vermittelt. "Leibwächter sind in erster Linie diskrete Dienstleister", sagt Baltzer. >>

Der Job des Personenschützers ist attraktiv: Ein guter Bodyguard kommt weit herum in der Welt, er kann es auf einen Tagessatz von bis zu 500 Euro bringen. Auch für die Zeit ab Mitte 40, wenn die Aufmerksamkeit und die Fitness nachlassen, sind viele gut ausgebildete Personenschützer noch gefragt: Nur arbeiten sie dann nicht mehr im operativen Tagesgeschäft, sondern verdienen ihr Geld als Sicherheitsberater, Sicherheits-Chauffeur - oder eben als Ausbilder.

So wird man Personenschützer

Ausbildung: Wer sich für eine Weiterbildung als Personenschützer interessiert, sollte darauf achten, dass die Ausbildung als Staatlich geprüfter Personenschützer von der Industrie- und Handelskammer zertifiziert oder anerkannt wird.

VTP Potsdam: Die Ausbildung erstreckt sich insgesamt über ein halbes Jahr. Die Ausbildungsmodule reichen von Stufe I bis VI und erstrecken sich über jeweils zwölf Tage inklusive Wochenenden und können auch einzeln gebucht werden. Trainiert wird in kleinen Gruppen von sechs bis zehn Personen. Kosten pro Modul: ca. 1.000 Euro. Gesamtkosten der Schulung: ca. 6.000 Euro. Die Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft wird vom Arbeitsamt unterstützt, von der Potsdamer Industrie- und Handelskammer sowie von der Berufsförderung der Bundeswehr anerkannt.
TÜV Süd Akademie: Die Ausbildung dauert drei bis vier Monate und umfasst 680 Stunden. Unterricht von Montag bis Freitag, täglich zehn Stunden. Kosten: 10.000 Euro. Nach der Prüfung erhalten die Absolventen ein Zertifikat der TÜV Süd Akademie. Die Ausbildung wird von der IHK anerkannt und vom Arbeitsamt mit einem Bildungsgutschein gefördert.