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Die Whisky-Trends 2017


Whisky-Trends: Der Luxus langer Reife

Uwe Kauss

Aktualisiert am 16.02.2017Lesedauer: 4 Min.
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Die Whisky-Branche ist im Umbruch. Top-Qualität kommt nicht nur aus Schottland.Vergrößern des Bildes
Die Whisky-Branche ist im Umbruch. Top-Qualität kommt nicht nur aus Schottland. (Quelle: Lars Reimann/imago-images-bilder)

Guter Whisky reift Jahrzehnte in aller Stille, bis er sein feines Aroma entfaltet. Die Whisky-Branche ist derzeit das Gegenteil davon: Trends und Hypes, neue Brennereien, veränderte Produktionsprozesse und unentdeckte Regionen bestimmen die Diskussionen von Fans und Profis. Der erfahrene Szenekenner Peter Reichard erklärt, was 2017 für Whiskyfans wichtig wird.

Die etablierten Brenner experimentieren, neu gegründete Destillerien erhalten viel Aufmerksamkeit, Übernahmen und Käufe verändern die Kräfteverhältnisse der Branchengrößen - und die Preise steigen und steigen. Diese Trends haben das Whisky-Jahr 2016 bestimmt. Und was kommt 2017? "Diese Aspekte haben auch in diesem Jahr weiter Bestand", weiß Whisky-Experte Peter Reichard aus Offenbach, der in seinem Laden "Die Genussverstärker" über 200 Sorten führt und Tastings sowie Seminare in ganz Deutschland organisiert. "Die Steigerung der Preise ist noch nicht am Ende, aber sie fokussiert sich deutlicher auf alte, rare und teils spezielle Whiskysorten. Aber auch im mittleren Segment zeigen die Preise weiter nach oben", beurteilt er die Lage.

Rekordpreise für Whiskys

Inzwischen haben die Flaschenpreise weltweit ein Niveau erreicht, bei dem selbst teuerste Rotweine wie ein Schnäppchen wirken: Für sehr gesuchte Flaschen werden bis zu einer halben Million US-Dollar bezahlt. Diesen Preis erreichte der schottische "Macallan M" in einer luxuriösen Glaskaraffe bei einer Sotheby's-Versteigerung in Hongkong. Er erzielte 467.000 Dollar. Bereits 2010 versteigerte Sotheby's New York eine Flasche des 64 Jahre alten "Macallan 64 Lalique Cire Perdue", für den ein anonymer Bieter umgerechnet 367.000 Euro hinlegte.

Auch Brände aus Japan sind angesagt

Doch nicht nur Schottland erbringt teuerste Whiskys, auch rare japanische Flaschen kosten inzwischen so viel wie ein Luxuswagen. Im August 2015 wurde eine Flasche des auf 41 Stück limitierten Karuizwawa 1960 für 106.000 Euro in Hongkong versteigert. Diese Preise werden weiter nach oben ziehen, vermutet Reichard: "Single Casks mit Fassnummer, Abfülldatum und einem Alter ab 20, 25 Jahren in sehr kleiner Menge machen Whisky heute exklusiv - und damit sehr teuer".

Hohe Nachfrage trifft auf knappe Bestände

2017 befindet sich die Brennerbranche weiter im Umbruch. Die Rahmenbedingungen haben sich teils drastisch verändert: "Bis in die 1990-er Jahre schwammen die damals noch wenigen Fans in einem Whisky-See. Die Lager der Brennereien waren randvoll mit uralten Fässern, die Nachfrage moderat. Inzwischen sind diese Bestände ausgedünnt, die Nachfrage steigt weltweit, doch ein Whisky braucht nun mal viele Jahre bis zur Flaschenreife", erklärt der Whisky-Experte den Widerspruch.

Verschnitte aus einer Region

Doch nun entwickelten sich erste Gegentrends mit hervorragenden Qualitäten für relativ wenig Geld: "Blended Malts etablieren sich derzeit zwischen den klassischen, günstigen Blends und den Single Malt." Dabei ist der Whisky ein Verschnitt aus Fässern, die von verschiedenen Brennereien stammen. Damit entstehen neue Labels, die, so Reichard, "teils hervorragenden Whisky bieten". Diese Marken ordnen sich oft der Produktionsregion zu – in Schottland entstehen auf diese Weise beispielsweise Highland-, Speyside-, Islay- oder Islands-Blends. "Mehr wird auf dem Etikett nicht genannt, aber wer kein Etikettentrinker ist, hat damit viel Freude", erklärt Peter Reichard.

Junge Sorten im Kommen

Ein weiterer Trend sei das Erscheinen drei- bis fünfjähriger Whiskys. "Viele der neuen Brennereien füllen nun Single Malts ab, die nur wenig älter als drei Jahre alt sind - das Mindestalter für Whisky. Aber die Fasslagerhäuser der großen Marken sind durch den Hype der vergangenen Zeit inzwischen fast leer, doch die Nachfrage ist ungebrochen. Daher werden nun auch Whiskys vorgestellt, die nicht mehr durch das Alter bestimmt werden. Darunter sind aber nach meiner Erfahrung einige Sorten, die schon jetzt sehr viel Genuss bieten", sagt Peter Reichard. Diese Abfüllungen werden "NAS"-Whiskys genannt. Die Abkürzung steht für "No Age Statement" - der Brenner steht mit seinem Namen für die Qualität aus Fässern verschiedener Jahrgänge ein. Manchmal stammt deren intensiv-goldene Farbe, die erst durch jahrelanges Fasslager entsteht, heute aus Zuckerkulör – übrigens auch bei teureren Single Malts.

Brennereien fahren Produktion zurück

Doch inzwischen bremsen die Verantwortlichen der Branche die Expansion vorsichtig ab, um der in einigen Segmenten zart abschwächenden Wachstumskurve zu begegnen. "Das Produktionsvolumen vieler Brennereien geht derzeit leicht zurück. Einige legen sogar inzwischen ein paar Wochen Brennpausen ein, Neubauprojekte werden von den Eigentümern verschoben", hat Peter Reichard vor einigen Monaten bei einer Reise durch Schottland erfahren.

Luxuriöse Flaggschiff-Produkte sollen Massenmarken stärken

Aufgrund der Preisentwicklung hat sich auch bei traditionellen, großen Brennereien viel verändert. Sie müssen ihre Marktposition verteidigen und wollen neue Kunden erobern. So drängen auch die Eigner der ganz großen Whiskymarken ins Luxussegment – etwa in den USA: "Alle großen US-Brennereien bieten inzwischen länger gelagerte und teure Premiumprodukte an. Der Trend, über ein luxuriöses Flaggschiff-Produkt in der Zielgruppe den alten Markennamen neu aufzuladen, wird anhalten", bewertet Peter Reichard die Philosphie etwa von Jim Beam. Mit dem "Jim Beam White Label"“ werden nun Jahrgangswhiskys aus den 1970-er bis zu den 1990-er Jahren für mehr als 200 Dollar pro Flasche angeboten.

Neue Aromen

Ein weiterer, für Reichard stärker sichtbar werdender Trend sei die Lagerung des Whiskys in zuvor auf ganz verschiedene Weise genutzten Fässern. Traditionell würden gebrauchte Bourbon-, Sherry- und Portweinfässer verwendet, erzählt Peter Reichard, doch die seien selten geworden. Für hochwertige Ex-Sherry-Fässer würden inzwischen Höchstpreise gezahlt. Einige Brennerei-Eigentümer hätten daher sogar schon Sherry-Bodegas und Portwein-Produzenten gekauft – nur, um regelmäßig an deren Fässer zu kommen. Doch die Brenner haben längst Alternativen entdeckt: Inzwischen lagern sie ihren Whisky auch in früheren Wein-, Rum- und Calvadosfässern - und nennen sie gut sichtbar auf dem Etikett. Den Vorteil für die Produzenten erklärt Peter Reichard: "Die Art des Fasses differenziert den Whisky von denen der Konkurrenten und verspricht neue Aromenwelten."

Tipp: Gute Whiskys aus Frankreich

Er empfiehlt preisbewussten Whiskyfans derzeit, auf Brennereien in bislang in der Szene wenig präsenten Ländern zu achten. „Ich würde nach Frankreich schauen, dort gibt es inzwischen 30 Destillerien. Die Brennereien in der Bretagne wie Warenghem mit ihrem Armorik erzeugen wunderbare Whiskys zu moderaten Preisen. Auch Indien halte ich für einen Blick wert. Da gibt’s tolle Malts, die noch echt erschwinglich sind.“

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