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Partnerschaft: Wenn sich der andere plötzlich neu verliebt


Chaos der Gefühle
Wenn sich der Partner plötzlich neu verliebt

Von dpa
14.08.2015Lesedauer: 4 Min.
Fremdverliebte leiden häufig unter Schuldgefühlen dem eigenen Partner gegenüber.Vergrößern des BildesFremdverliebte leiden häufig unter Schuldgefühlen dem eigenen Partner gegenüber. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Gefühle lassen sich bekanntlich nicht steuern. Trotz fester Beziehung entwickeln manche Menschen daher romantische Gefühle für jemand anderen. Plötzlich gelten die Schmetterlinge im Bauch nicht mehr dem Partner, sondern der netten Kollegin, dem langjährige Kumpel oder der attraktiven Nachbarin. Viele Fremdverliebte plagt dabei nicht nur das schlechte Gewissen, sondern auch die Angst, alles zu verlieren: die vertraute Umgebung, Kinder, Freunde, Familie.

Aber hilft es, dafür auf das große Liebesglück zu verzichten? Oder ist die Zweit-Beziehung sowieso nur schön und spannend, solange sie "verboten" ist und wenig mit dem Alltag zu tun hat?

Sex und Erotik sind meist nicht die treibende Kraft

"Männer ab 35 bis 40 sind besonders anfällig dafür, sich in eine neue Frau zu verlieben. Sie sind aber nicht die Einzigen", sagt Henning Matthaei, der in Hamburg als Coach für Paare arbeitet. Den Betroffenen fehle meistens irgendetwas in der Partnerschaft. Bei Männern Ende 30 seien das nicht etwa Sex und Erotik - sondern eher Lebendigkeit. "Das Gefühl, dass das Leben Freude, etwas Neues bringt." Aber daraus kann sich eine ernste Liebesbeziehung entwickeln.

Verantwortung übernehmen heißt reden

Und damit fangen die Probleme oft erst richtig an: "In dem Moment, wo ich mich in jemand anderes verliebe, muss ich mir die Frage stellen: Was habe ich eigentlich vor?", sagt Matthaei. "Wer Verantwortung übernehmen will, muss mit dem Partner darüber sprechen." Dann lasse sich beispielsweise sagen "Ich habe versucht, das zu klären, aber ich schaffe es nicht." Wer sich partout nicht zwischen zwei geliebten Menschen entscheiden kann, dem rät der Coach eine Zeit lang auf beide zu verzichten und zu schauen wo es einen hinzieht.

Zwischen den Stühlen zu stehen, ist belastend

"Diese Ambivalenz kann Betroffene um den Schlaf bringen und sie sehr viel Lebensenergie kosten", sagt Sozialpädagogin Dana Urban. Wer eine zweite Beziehung eingegangen ist, der sollte offen und ehrlich sich selbst gegenüber sein und die eigenen Gefühle ernst nehmen.

Ob man dem Partner die Verliebtheit oder Affäre gesteht oder ihn nicht kränken will, müsse jeder für sich entscheiden, meint die Expertin. "Wenn man bei sich festgestellt hat, dass man sich innerlich bereits getrennt hat, finde ich es fair, es offen zu machen." Wer aber in der Ambivalenz feststeckt, der sollte sich vielleicht Beratung holen - schließlich ist die Situation oft sehr belastend.

Den Kindern keine heile Welt vorspielen

Besonders schwierig wird es, wenn Kinder im Spiel sind. "Natürlich sollten die Eltern ihre Beziehung nicht leichtfertig über Bord werfen - doch das tun wohl auch die Wenigsten", sagt Urban. "Gleichzeitig denke ich aber auch, dass man seine persönliche Entscheidung nicht nur von den Kindern abhängig machen sollte." Denn auch getrennte Eltern können gut für ihre Kinder da sein und als Elternpaar an einem Strang ziehen. Sie rät davon ab, den Kindern eine heile Welt vorzuspielen, da diese sowieso ein sehr feines Gespür für die Stimmung daheim haben.

"Was lernen Kinder, wenn Eltern die Fassade nur aufrecht halten? Was hingegen wenn sie sich selbst und allen anderen gegenüber ehrlich sind?" Wichtig ist es in jedem Fall, einen respektvollen Umgang miteinander zu finden.

Unterstützung kann helfen, eine Entscheidung zu treffen

Isa Sadighpur arbeitet in Berlin als Paartherapeutin und rät Betroffenen, sich für die eigenen Bindungsbedürfnisse, Sehnsüchte und Ängste zu interessieren. "Für die innere Auseinandersetzung brauchen wir Mut und manchmal einfach auch gute Unterstützung." Nicht hilfreich sei es, sich nur auf das Dilemma und die Entscheidungsnot zu fokussieren.

Wenn beide Partner bereit sind, aufeinander zuzugehen und Erlebtes zu verarbeiten, kann eine Paartherapie eine sinnvolle Möglichkeit sein, die Beziehung neu zu entwickeln. Aber: Wenn es nicht gelingt, die Beziehung wieder sicher, lebendig und liebevoll zu gestalten, dann ist eine Trennung vielleicht doch der richtige Schritt, sagt Sadighpur. Gleiches gilt, wenn man das, was man sucht und braucht, in der bisherigen Partnerschaft nicht leben kann.

Eine Affäre bedeutet nicht, dass die Beziehung kaputt ist

Es sei übrigens ein Mythos, dass jemand nur eine Affäre eingeht, wenn etwas in der bisherigen Beziehung nicht stimmt. Fühle sich ein Partner zu jemand anderem hingezogen, heißt das nicht automatisch, dass er bislang mit dem oder der Falschen liiert war, sagt Sadighpur. "Die Realität ist: Andere Menschen als attraktiv zu empfinden, bedeutet: 'Ich atme noch.'"

Lügen sind der Anfang vom Ende

Das Paar sollte in so einer Krise vor allem eines: reden, reden, reden, rät Coach Matthaei. Extrem verzwickt ist die Lage, wenn sich einer von beiden quasi eine zweite Beziehung aufgebaut hat und seinen Partner belügt. "Bei Lügen ist der Zustand der Beziehung auf jeden Fall marode." Miteinander zu reden - das, was in einer solchen Krise so wichtig für Paare ist, haben viele im Alltag verlernt. "Oft passiert nur noch die sogenannte Alltagskommunikation wie 'könntest du noch das Auto in die Werkstatt bringen...'", sagt Dana Urban.

Aber kann man überhaupt zwei Menschen gleichzeitig und gleichwertig lieben? "Ausschließen kann ich das nicht", sagt Matthaei. Aber zum Lieben gehöre immer auch, jemanden sehr hoch zu schätzen und zu achten. Die Betroffenen sollten genau in sich hineinhorchen, sich Zeit lassen und versuchen, die Gefühle zu erforschen.

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