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Weshalb die Beziehung zur Schwiegermutter so schwierig ist


Kolumne "Lust, Laster und Liebe"
Meine Schwiegermutter – Beziehungsstatus: Es ist kompliziert

  • Jennifer Buchholz
MeinungEine Kolumne von Jennifer Buchholz

Aktualisiert am 14.03.2018Lesedauer: 3 Min.
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Verliebtes Paar und SchwiegermutterVergrößern des Bildes
Schwiegermutter: In einer Partnerschaft spielt häufig die Mutter des Partners noch eine große Rolle. (Quelle: KatarzynaBialasiewicz/getty-images-bilder)

Die Mutter des Partners ist für viele ein rotes Tuch. Auch für mich. Es gibt zwar Facetten, die ich schätze, auf gewisse Eigenarten kann ich jedoch getrost verzichten. Doch wie sollte ich am besten mit der Schwiegermutter, der Schwiegermama oder dem Schwiegermonster in ihr umgehen? Vielleicht schreibe ich ihr einen Brief – oder vier.

Liebe Schwiegermutter,

ehrlich gesagt ist unser Status: "Es ist kompliziert". Schon unser erstes Treffen stand unter keinem guten Stern. Du hattest zum Abendessen eingeladen und ein wahres Festmahl aufgetischt. Doch ich war so nervös, dass ich kaum einen Bissen herunterbekommen habe. Dennoch aß ich … und bekam Bauchschmerzen. Mühsam quälte ich mir ein Lächeln auf die Lippen und versuchte, interessiert zu wirken, während du mir Tausende Kinderfotos zeigtest und aus dem Schwärmen über dein Söhnchen – meinen Partner – nicht mehr herauskamst. Dass ich litt, mich quälte und aus Höflichkeit zusammenriss, verstandest du als Schüchternheit und Desinteresse. Und das reibst du mir nun bei jeder Gelegenheit unter die Nase. Du schickst mir Flyer zu Selbstverteidigungskursen und meldest mich bei Seminaren zur Steigerung des Selbstwertgefühls an. Selbst einen Termin beim Psychologen hast du für mich schon organisiert. Du möchtest mir damit anscheinend helfen, meine angeblichen Probleme zu lösen.

Liebes Schwiegermonster,

zwischen uns wird ein ewiger Kampf bis aufs Blut bestehen. Denn schließlich nehme ich dir dein eigen Fleisch und Blut weg: deinen Sohn. Ich werde ihm die Liebe und Zuneigung geben, die er von dir seit der Pubertät nicht mehr wollte. Ich werde mich um ihn kümmern, ihm zuhören und – ja! – ihn beeinflussen. Ich werde mit ihm Zeit verbringen, verreisen und dir dadurch die Zeit mit ihm rauben. Ich werde ihn nach und nach immer mehr vereinnahmen, sodass er nur noch an Feiertagen und Geburtstagen zu Besuch vorbeikommt – und das auch nur für wenige Stunden. Ich werde mit ihm ein eigenes, von dir unabhängiges Leben beginnen und ihm seine Wäsche kuschelweich und sauber waschen – deine Fürsorge braucht er nun nicht mehr. Denn egal, wie sehr du kämpfst, wie sehr du klammerst und wie sehr du mich hasst, dein Sohn ist nun ein Mann. Ein Mann mit einem eigenen Leben und einer eigenen Familie – und ich bin jetzt die wichtigste Frau an seiner Seite.

Liebe Schwiegermama,

du bist mit zwei wundervollen Söhnen gesegnet. Es ist jedoch verständlich, dass du mich als die Tochter siehst, die du nie hattest aber immer wolltest. Eine, mit der du stundenlang am Telefon oder bei Kaffee und Kuchen reden kannst. Mit der du Klamotten und später auch Babysachen shoppen willst. Haare flechten, Kleider nähen und Fingernägel lackieren – all das möchtest du mit mir nachholen. Mit deinen Söhnen ging das schließlich nur bis zu einem gewissen Grad. Und nun bin ich da: Deine Schwiegertochter, dein Tochterersatz. Du schickst mir Blumen und kochst mir Suppe, wenn ich krank bin, du schenkst uns Gemüse und Obst aus deinem Garten und nähst Kleider für mich um. Ich danke dir, für die Liebe, die du mir gibst und bin dankbar, dass du eine so tolle Frau bist. Trotz deiner Bemühungen wirst du die Mutter meines Partners bleiben und nicht meine werden.

Liebe Marianne,

danke, dass du deinen Sohn so gut erzogen hast und er zu einem wundervollen Mann werden konnte. Du bist freundlich, aufmerksam und weise und, ja, in gewisser Hinsicht bist du auch Teil meiner Familie. Marianne, ich möchte dich weder lieben noch hassen. Lass uns daher zusammen eine Familie sein, in der aber jeder seinen eigenen Weg geht. Und denk immer daran, früher oder später werde auch ich Schwiegermutter sein. Und so werde sicherlich auch ich eine Schwiegertochter haben, mit der der Status: "Es ist kompliziert" sein wird.


Jennifer Buchholz, Redakteurin bei t-online.de, schreibt in ihrer Kolumne "Lust, Laster, Liebe“ über Liebe, Partnerschaft und Sex.

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