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Sex: Wenn bei Frauen die Lust verschwindet


Partner nicht immer schuld
Wenn bei Frauen die Lust verschwindet

Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 26.09.2014Lesedauer: 4 Min.
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Oft ist am Libidoverlust der Frau nicht der Partner schuld.Vergrößern des Bildes
Oft ist am Libidoverlust der Frau nicht der Partner schuld. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Kaum noch Lust auf Sex, die Leidenschaft ist abgeflaut. Viele Frauen wissen, wie es ist, wenn das Liebesspiel sie nicht mehr erfüllt. Männer machen sich dann oft Sorgen, dass es an ihnen liegt. Doch in vielen Fällen ist nicht der Partner schuld, wenn die Lust verschwindet. Wir haben eine Sexualmedizinerin gefragt, was die häufigsten Gründe für den Libidoverlust sind.

Lustlosigkeit sei ein sehr häufiges Phänomen, sagt Dr. Anneliese Schwenkhagen, Frauenärztin in Hamburg und Vorsitzende der AG Sexualmedizin des Berufsverbandes der Frauenärzte. Praktisch jede Frau und jeder Mann habe irgendwann einmal Phasen im Leben, in denen die Lust nachlasse. Die Gründe sind vielfältig: "Müdigkeit, Erschöpfung, Sorgen und Stress, manche Arzneimittel sowie eine Partnerschaft, in der das Zusammenleben zur gemächlichen Routine erstarrt ist, können typische Auslöser sein."

Ein Grund zur Sorge sei dies aber nicht. "Eine Norm, wie viel Sex ‚normal‘ ist, gibt es nicht", sagt Schwenkhagen. Einen Krankheitswert habe das Ganze nur, wenn die Lustlosigkeit für die Frau selbst zu einer großen Belastung werde und die Lebensqualität dadurch erheblich eingeschränkt sei. "Große wissenschaftliche Studien legen nahe, dass dies etwa bei zehn Prozent aller Frauen der Fall ist", erklärt die Expertin.

Pille kann die Lust der Frau mindern

Viele Frauen machen die hormonelle Verhütung für die schwindende Leidenschaft verantwortlich. Doch stimmt das? "Insgesamt betrachtet hat die Pille keinen negativen Effekt auf die Lust", sagt Schwenkhagen. "Ganz im Gegenteil. Eine sichere Verhütung wirkt sich oft positiv aus. Dennoch gibt es immer wieder Frauen, die darüber klagen, dass ihr sexuelles Interesse abnimmt, wenn sie die Pille nehmen. Möglicherweise spielt hierbei eine Beeinflussung durch männlichen Hormone, insbesondere des Testosterons, eine Rolle", so die Erklärung der Expertin.

Wenn eine Frau das bei sich beobachte, sollte sie mit ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt darüber sprechen und überlegen, welche Alternativen bestehen, empfiehlt die Sexualmedizinerin.

Diese Medikamente beeinflussen das Liebesleben

Auch ein Blick in den Medikamentenschrank lohnt sich. Denn nicht nur die Pille kann sich auf das Lustempfinden auswirken. Auch anderer Medikamente sind für ihre lustmindernde Wirkung bekannt. "Ein solcher Effekt ist auch von einigen Mitteln gegen zu hohen Blutdruck bekannt. Auch bei einigen Psychopharmaka sowie Medikamente gegen neurologische Erkrankungen trifft das zu. Und natürlich bei Schlafmitteln, bei einigen Medikamenten gegen Allergien und auch bei Tabletten gegen Reiseübelkeit", erklärt Schwenkhagen.

Bei vielen schweren Krankheiten nehme die sexuelle Erregbarkeit ebenfalls ab. Ganz besonders häufig seien sexuelle Probleme im Rahmen einer Depression zu beobachten.

Wechseljahre nicht unterschätzen

Viele Frauen bemerken, dass sich ihre Sexualität besonders im Verlauf der Wechseljahre verändert, weiß Schwenkhagen. So erschweren Hitzewallungen, Nachtschweiß und ein schlechter Schlaf den Frauen das Leben. Auch eine geringere Belastbarkeit, Stimmungsschwankungen sowie Gewichtsprobleme können sich negativ auf die Sexualität auswirken.

"Werden diese Beschwerden durch eine Hormontherapie behoben, können sich möglicherweise auch die sexuellen Schwierigkeiten bessern", sagt die Expertin. Das gelte aber hauptsächlich für Beschwerden, die mit den Hormonschwankungen in Verbindung stehen. Sei die Sexualität selbst problembeladen, könne auch die Hormontherapie nicht helfen.

Eine gute Sexualität bleibt auch in der Menopause erhalten

Angst vor den Wechseljahren müssen Frauen aber nicht haben: "Für die Frage, wie sich die Sexualität nach den Wechseljahren im Vergleich zu der Situation vor den Wechseljahren entwickeln wird, ist die Beziehung zum Partner von entscheidender Bedeutung. Hat das Paar schon vor den Wechseljahren eine glückliche und für beide zufriedenstellende Sexualität erlebt, sind die Chancen gut, dass dies auch so bleibt", sagt Schwenkhagen.

Schmerzen beim Liebesspiel killen die Lust

Viele Frauen klagen zudem über Schmerzen beim Sex. Auch hier spielen die Hormone eine bedeutende Rolle. Können organische Ursachen wie zum Beispiel eine hartnäckige Infektion oder eine Beckenbodensenkung ausgeschlossen werden, kann eine Hormonbehandlung in vielen Fällen das Problem lösen. "Auch ein Gleitgel kann oft helfen", weiß die Expertin.

Ein anderer Auslöser für die Schmerzen kann die fehlende Erregung sein. "Verwendet man in einer solchen Situation ein Gleitgel oder eine Hormontherapie, ist der Sex zwar weniger schmerzhaft, Spaß macht er aber möglicherweise trotzdem nicht." In einer solchen Situation müsse man, ausgehend von der Frage, warum die Erregung nicht reicht beziehungsweise der Sex keinen Spaß macht, andere Lösungsansätze suchen.

Liebe und Lust brauchen Zeit und Aufmerksamkeit

Gerade in langjährigen Partnerschaften schleicht sich oft die Routine ein. Diese bietet zwar Sicherheit und einen geregelten Alltag, doch die Liebe bleibt dabei auf der Strecke. Auch Schwenkhagen sieht darin ein gewisses Risiko für die Beziehung: "Viele meiner Patientinnen können mir auf die Fragen, wie viel Zeit sie in der letzten Woche mit ihrem Partner verbracht haben, wie oft sie sich für einander interessiert und miteinander geredet haben - und zwar nicht über Organisatorisches – nur die Antwort geben: Keine."

So wird die Leidenschaft wieder entfacht

Dabei sei für viele Frauen der Wunsch nach emotionaler Nähe essenziell für ihre Sexualität. "Doch wenn der Kontakt abgebrochen ist, wie soll dann noch Sex funktionieren?", gibt die Expertin zu bedenken. Nicht nur eine stabile emotionale Bindung hilft der Libido wieder auf die Sprünge: Auch wer Sport treibt, hat mehr Lust auf Sex: "Ein gutes Körpergefühl – und dazu trägt Sport auf jeden Fall bei – ist eine wichtige Voraussetzung, um Lust auf Sex zu haben", betont Schwenkhagen.

Wichtig ist zudem auch, aktiv zu werden und nicht darauf zu warten, dass die Lust irgendwann von selbst wieder kommt. Das bringt nichts, weiß die Expertin: "Studien zeigen, dass bei Frauen, die mit ihrer Sexualität sehr zufrieden sind, die sexuelle Lust oft erst beim 'Machen' kommt, so wie der Appetit beim Essen. Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen und dafür können beide etwas tun."

Bringt wenig Sex die Beziehung in Gefahr?

Und wenn alles nicht hilft und die Lust weiterhin auf der Strecke bleibt? Wie groß ist dann das Risiko für die Beziehung? "Meistens ist es nicht die Lustlosigkeit, die die Gefahr für die Beziehung darstellt, sondern der mangelnde Respekt füreinander und wenn die Liebe und das Vertrauen eingeschlafen sind", sagt Schwenkhagen. "In Situationen, in denen ein Partner unter keinen Umständen mehr Lust auf Sex hat und der andere Partner deswegen auf dem Zahnfleisch läuft, stimmt irgendeine Grundbedingung der Beziehung nicht mehr."

Das größte Problem sei oft, dass niemand über die sexuellen Probleme spreche, weder mit dem Partner noch mit sonst jemandem. Daher könne ein erster Schritt das Gespräch mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt sein. "Viele Probleme lassen sich mit wenig Aufwand lösen. Oft reicht das offene Gespräch sogar aus, um neue Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten zu schaffen", sagt die Expertin.

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