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Die letzten deutschen Krawatten-Manufakturen

Frank Lansky

10.12.2012Lesedauer: 4 Min.
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Krawatten aus einer Manufaktur gibt es nur noch selten.Vergrößern des Bildes
Krawatten aus einer Manufaktur gibt es nur noch selten. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Sie ist die Visitenkarte des elegant gekleideten Mannes. Die Krawatte erlaubt sofort Einblicke in den Charakter des Gegenübers. Dabei wird es für einen Gentleman immer schwieriger, wirklich individuelle Stücke zu finden. Denn es gibt nur noch in Deutschland. wanted.de hat sich schlau gemacht.

Am Anfang der Erfolgsgeschichte stand Sonnenkönig Ludwig XIV: Bei einer Parade im Jahr 1663 soll er ganz entzückt gewesen sein von einem kroatischen Kavallerie-Regiment. Die Söldner vom Balkan ließen laut einer Legende die Enden eines geknoteten Halstuches auf die Brust fallen – und schon mutierte das Wort "Kroate" zum Inbegriff für die Krawatte. Louis jedenfalls stellte umgehend einen eigenen Cravatier ein, der sich fortan um den eigenen Halsschmuck kümmerte.

Von Kroatien nach Krefeld

Auch der französische Schriftsteller Honoré de Balzac wusste den Schlips zu schätzen: "Ein Mann ist so viel wert wie seine Krawatte. Durch sie enthüllt sich sein Wesen, in ihr manifestiert sich sein Geist. Der Geist des Mannes zeigt sich in seiner Fähigkeit, die Krawatte zu binden." Von Paris aus setzte der Binder zu seinem Siegeszug in Europa an. Der erste, der die daraus entstehenden Chancen witterte, war Preußenkönig Friedrich II.

Er förderte mit Monopolen in der Stadt Krefeld am Niederrhein die Seidenweberei – so belieferte die wohlhabende "Samt- und Seidenstadt" Kaiser, Könige und Kirchenfürsten. Noch heute kommen rund 80 Prozent aller in Deutschland gefertigten Krawatten aus Krefeld.

Ascot – gediegen mit britischem Einschlag

Hier produziert auch die Firma Ascot. Das 1908 von Karl Moese gegründete Unternehmen befindet sich in vierter Generation in Familienbesitz und produziert per Hand neben Krawatten auch Einstecktücher, Schals oder Tücher für Damen.

Der Hersteller beschreitet einen Mittelweg zwischen gediegen und gewagt – und der Name ist Programm: Der Sohn des Gründers, Erwin Moese, war in den vierziger Jahren ganz begeistert von einem Besuch in Ascot. Hier findet jedes Jahr das berühmte Pferderennen statt. Die Ladies der High Society tragen dann die erstaunlichsten Hüte zur Schau. Die Marke Ascot lehnt sich durchaus an den britischen Landhaus-Stil an.

Kleine Elefanten oder Blumen sind eher die Ausnahme, Paisley und Karo dominieren, werden aber mitunter von kräftigen Farben begleitet. Einer der Werbeträger war vor einigen Jahren der verstorbene exzentrische Modemacher Rudolph Moshammer.

Laco – Understatement aus Hamburg

Eher hanseatisch unterkühlt tritt die Firma Laco aus Hamburg Bahrenfeld auf. Hier dominieren die typischen Streifen und Balken im Design. Extravagantes ist hier Fehlanzeige – was zählt, sind Qualität und Understatement. Alles andere würden ehrenwerte hanseatische Kaufleute, die traditionell jedes Geschäft mit einem Handschlag besiegeln und keinen Vertrag brauchen, wohl auch nicht schätzen.

Gegründet wurde die Firma vom Engländer Charles Lavy im Jahr 1837 – er zählte sogar Kaiser Wilhelm II. zu seinen Kunden. Heute setzt Chefin Jessica Bartling vor allem auf schweres Material. Laco verwendet ausschließlich Seidenstoffe aus Norditalien. Verwebt werden nur Stoffe mit farbigen Kettfäden. In der Branche ist die schwarze Kette üblich, das ist billiger, stört aber die Optik. Das Geheimnis der Laco-Krawatte: Anders als bei den meisten Herstellern ist die Einlage aus Baumwolle. Dadurch löst sich der Knoten nicht nur einfacher, die Krawatte glättet sich nach Gebrauch auch schneller. Zu den Kunden zählen der frühere Mister Tagesthemen Ulrich Wickert und Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl.

Edsor Kronen – Schrilles aus Berlin

Schriller und auffälliger im Design präsentiert sich Edsor Kronen: Hier prangen schon mal Heißluftballons, Erdbeeren, Kronen oder wilde Paisley-Muster auf dem Binder. Das Label bedient die Wünsche der Berliner Kultur-Schickeria. In einem Kreuzberger Altbau vollgestopft mit Stilmöbeln produziert die 1909 gegründete Traditionsfirma edle Krawatten, Kummerbunde, Schleifen, Hausmäntel und Fliegen.

Edsor Kronen betont die Tradition aus dem Berlin der Goldenen Zwanziger Jahre. Geschäftsführer Jan-Henrik Scheper-Stuke tritt wie ein Dandy aus den "Roaring Twenties" auf, als die Boheme nach den Schrecken des Ersten Weltkrieges das Leben in vollen Zügen genoss.

Er trägt gerne knallig grüne Samt-Jackets oder rote Anzüge. Für distanzierte Medienleute wirkt er mit seiner bewussten Künstlichkeit etwas befremdlich – er springt schon mal bei Interviews auf den Tisch und fragt eine altgediente Mitarbeiterin, ob sie ihn liebt. Doch der Erfolg gibt dem Youngster recht: Der Design-Künstler ist nicht nur mit Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit per-Du, er hat auch mit Designern wie Wolfgang Joop für Wunderkind oder Michael Michalsky zusammengearbeitet, beliefert das KaDeWe, das Alsterhaus in Hamburg oder die Kette Sinn Leffers. Dabei trägt der Chef von Edsor Kronen selbst überhaupt keine Krawatten – sondern nur Fliegen.

Das Fazit: In Deutschland ist die Begeisterung für den Schlips zwar auch heute noch ungebrochen – doch die Massenware von der Stange hat der Zunft in den vergangenen Jahrzehnten schwer zugesetzt. Vor zwanzig Jahren gab es noch gut zwei Dutzend Cravatiers in Deutschland – heute sind gerade einmal drei übrig. Wer Edles und Individuelles will, der ist bei Ascot, Laco und Edsor Kronen richtig.

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