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Lemberg, Lviv, Lwow: Urlaub in der Hauptstadt Ost-Galiziens


Reiseland Ukraine
Lemberg, Lviv, Lwów: Metropole mit drei Namen und vielen Gesichtern

t-online, Christian Wollgast

Aktualisiert am 25.09.2017Lesedauer: 5 Min.
Blick über die Stadt auf die Dominikanerkirche des heiligen Eucharist.Vergrößern des BildesDie größte Stadt der Westukraine blickt auf eine reiche, fast eintausend Jahre alte Geschichte zurück. (Quelle: imago/EST&OST)
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In den Straßen und Gassen rund um den berühmten Marktplatz erwartet die Besucher eine Kaffeehausgemütlichkeit, wie man sie außerhalb Wiens nicht vermutet hätte. Lemberg ist eine charmante Stadt, die Heimat vieler verschiedener Völker gewesen ist, welche alle ihre unverwechselbaren Spuren hinterlassen haben.

"Es ist die Stadt der verwischten Grenzen", schrieb Josepht Roth 1924, "Der östlichste Ausläufer der alten kaiserlich und königlichen Welt. Hinter Lemberg beginnt Russland, eine andere Welt."

Und es stimmt noch heute: Lemberg ist in vielerlei Hinsicht die östlichste Großstadt Europas. Wäre es den Engländern nach dem Krieg gelungen, die Stadt für Polen heraus zu handeln, dann wäre sie heute Teil der Europäischen Union. So liegt Lemberg aber knapp vor der Grenze der EU, keine 80 Kilometer trennt die Hauptstadt Galiziens von Polen.

Im Zentrum wichtiger Handelsrouten

Die Stadt liegt zwischen Ost und West, aber auch genau zwischen dem Schwarzen Meer und der Ostsee, in der Mitte ehemals wichtiger Handelsrouten. Kaufleute die aus Europa nach Asien zogen und Kaufleute, die andersherum von Asien nach Europa unterwegs waren – ob von Spanien nach Japan, von Moskau nach Wien, oder von London nach Bagdad – alle diese Händler kamen an Lemberg nicht vorbei.

Die Legende besagt, dass ein Lemberger Kaufmann sogar den Kaffee nach Europa brachte. Diese Geschichte muss nicht wahr sein, die heutige Kaffehauskultur in Lemberg aber ist echt.

Eine Stadt mit vielen Gesichtern

Viele der Kaufleute aus aller Welt machten Lemberg zu ihrem Zuhause und gaben der Stadt ihre vielen Gesichter. Über die Zeit hat dieser Ort viele der Völker überlebt, denen er seine Existenz verdankt und die Sprachen, in denen sich ihre Baumeister verständigt haben. Die vielen Namen der Stadt sind geblieben. Leopolis, die "Löwenstadt", heißt auf Deutsch (und Jiddisch) "Lemberg", ukrainisch "Lwiw" und polnisch "Lwów".

Das Motto Europas lautet "In Vielfalt geeint" – Lemberg versprüht dieses Motto regelrecht im Reichtum seiner Straßenzüge, den Palästen, seinen Plätzen, den Kirchen. Es gibt gleich drei Kathedralen, die Ukrainisch-Griechisch-Katholische St. Georgs-Kathedrale, die Römisch-Katholische Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale des Erzbistums Lwiw und die Armenische Kathedrale. Die mannigfachen Baustile prägen das Stadtbild.

Zu Zeiten des Eisernen Vorhangs nutzten sowjetische Filmemacher die Stadt mit ihrem Marktplatz, der von der UNESCO als einer der fünf wichtigsten Marktplätze der Renaissance anerkannt ist, als Kulisse für Filme, die in Paris oder Rom spielen sollten. Die Altstadt ist angeblich exakt nach dem Muster von Florenz geplant und erbaut. Die Lemberger behaupten, die Kuppel der Dominikanerkirche sei eine Kopie der Kuppel des Petersdoms – wieder so eine Lemberger Legende, die nicht in einem exakten Sinne stimmen muss.

Mehr als nur Klein-Paris

Titel wie Klein-Paris, Klein-Rom, Vergleiche mit Budapest und Prag, sie alle werden Lemberg nicht gerecht. Es fällt nicht leicht, die Stadt, in der mit der Erfindung der Petroleumlampe das Erdölzeitalter eingeläutet wurde und die sich heute zu einem Zentrum der IT-Wirtschaft entwickelt, in Worte zu fassen. Das Wesen der Stadt lässt sich nicht beschreiben, Lemberg muss man erfahren.

Warum nach Lemberg reisen?

Neben der spannenden Geschichte bietet Lemberg seinen Touristen vor allem viele gute Restaurants und eine schöne Architektur. Dazu sind die Preise unschlagbar: Für ein Abendessen mit mehreren Gängen und Getränken zahlt man unter 10 Euro. Private Unterkünfte und Hostels schlagen ebenfalls mit circa 10 Euro pro Nacht zu Buche. Hotels gibt es wiederum in allen Kategorien und Preisklassen, abhängig von den persönlichen Komfortansprüchen.

Gastronomie: Von Kaffeehäusern und Bierseligkeit

Kaffeehäuser gibt es in Lemberg wie Sand am Meer, alleine die größten und schönsten aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Eine Besonderheit ist jedoch die "Lviv Kaffeemanufaktur". Die Kaffeerösterei ist eine gute Adresse für Souvenirs, außerdem kann man hier besichtigen, wie der Kaffee im "Bergwerk" unter dem Marktplatz "abgebaut" wird.

Der Kaffee kann selbstverständlich auch gemütlich vor Ort getrunken werden – ober Tage sowie unter Tage. Das "Bergwerk" im Kellergeschoss ist mit viel Liebe zum Detail und dem typisch ukrainischen Humor gestaltet. Hier kann man "lernen", wie der Kaffee unter der Erde gewonnen wird.

Neben Kaffee lieben die Lemberger vor allem eins: Bier

Ein beliebtes Lokal ist das "Prawda" direkt am Marktplatz. Hier gibt es ein eigenes Orchester, das jeden Abend spielt. Dazu unterschiedlichste (Craft-)Biere. Die Musik ist gerne laut und die Gäste singen und tanzen mit, wenn ukrainische Volkslieder und Schlager gespielt werden.

Gustatorisch kommt jeder auf seine Kosten

Die Lemberger Küche ist ausgezeichnet. Besonders Fleischliebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten, aber es stehen immer auch eine Reihe vegetarischer Gerichte auf der Speisekarte.

Das "Dim Lehendy" in der Jüdischen Straße, die parallel zum Marktplatz verläuft, ist meistens brechend voll. Das Restaurant erstreckt sich über das ganze Haus und jedes Zimmer wartet mit eigenen Verrücktheiten auf. Bei schönem Wetter lohnt sich der Versuch, einen Tisch auf der Dachterasse zu bekommen. Von dort führt eine schmale Leiter zu einem Saporoschez (ukrainische Automarke). Die Besucher können sich in das Auto setzen und Erinnerungen für das Fotoalbum festhalten. Zu empfehlen sind neben dem ausgezeichneten Bier die Käse- und Wurstplatten.

Besonders beliebt bei Einheimischen wie Touristen ist das erst kürzlich eröffnete "Arsenal". Das Restaurant befindet sich in der alten Waffenkammer der Stadt, im letzten erhaltenen Stück der mittelalterlichen Stadtmauer. Mittelalterlich geht es auch im Restaurant zu, hier ist es laut, heiß und rustikal. Auf der Speisekarte stehen vor allem Schweinerippchen und Bier.

Kunst, Kultur und Sehenswürdigkeiten in Lemberg

Im Armenischen Viertel finden sich einige gute Restaurants sowie die Armenische Kathedrale. Die Armenier waren die ersten Kaufleute, die sich dauerhaft in Lemberg niederließen. Die Kathedrale wurde nach dem Ende der Sowjetunion aufwendig restauriert, hier finden auch armenische Gottesdienste statt.

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Der "Bjelski Palast" in der Kopernikusstraße sei hier nur stellvertretend für die 20 Paläste der Stadt erwähnt. Besondere Highlights stellen neben dem Bjelski Palast die Renaissance Paläste am Großen Markt dar. Sehenswert ist auch das imposante "Opernhaus", eine Perle der Lemberger Architektur.

Im Apothekenmuseum erfahren Sie mehr über die Geschichte der Petroleumlampe und ihres Lemberger Erfinders Ignacy Łukasiewicz.

Und wo wir schon einmal beim Thema sind, noch ein kulinarischer Tipp: "Gasowa Lampa" (Gaslaterne) in der Wirmenska-Straße ist auch dem Erfinder der Petroleumlampe gewidmet und bietet sehr gute Speisen.

Anreise

Lemberg verfügt über einen Internationalen Flughafen, der für die Fußball Europameisterschaft 2012 umfassend ausgebaut wurde, und einen großen Bahnhof. Unser Autor ist mit dem Auto angereist, würde dies angesichts einer Wartezeit von acht Stunden an der europäischen Außengrenze allerdings nicht empfehlen. Die Zugfahrt von Berlin dauert ebenfalls fast einen ganzen Tag und ist obendrein teurer als die Anreise per Flugzeug. Regelmäßige Verbindungen nach Lemberg, Kiew oder Odessa gibt es zum Beispiel von Frankfurt, Hahn, Berlin, München, Nürnberg, Hannover, Köln oder Hamburg mit Air Baltic, Lufthansa, Wizz Air oder Ukraine International ab ca. 130 Euro (Stand September 2017).

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