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Weißer Strand und heiße Kurven: Die Rettungsschwimmer von Miami


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Weißer Strand und heiße Kurven: Die Rettungsschwimmer von Miami

Norbert Eisele-Hein, srt (06.06.2012)

06.06.2012Lesedauer: 4 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Wie sieht der Alltag von Rettungsschwimmern aus?Vergrößern des Bildes
Wie sieht der Alltag von Rettungsschwimmern aus? (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Rettungsschwimmer in Miami haben einen Traumjob: Sie sind den ganzen Tag an der frischen Luft, haben Sonne, Strand und viele schöne Menschen um sich und werden bewundert. Aber natürlich liegt ihr Hauptaugenmerk auf dem Wasser. Braucht jemand im Meer Hilfe? Sind Kinder alleine unterwegs oder gibt es eine Verletzung zu verarzten? Wir verraten wie der Alltag eines Rettungsschwimmer aussieht und zeigen gleichzeitig die Schönheit Miamis in unserer Foto-Show.

Qualle versus Kind

Der kleine Junge schreit wie am Spieß. Gerade noch plantschte er vergnügt in den Wellen. Dann ist er mit seinem Handrücken den oftmals mehrere Meter langen Tentakeln einer Portugiesischen Galeere zu nahe gekommen. Eine unheilvolle Begegnung. Das Nervengift des quallenähnlichen Polypen verursacht sofort höllische Schmerzen. Dirk Winkler kennt das Szenario. Er sprintet mit seiner Erste-Hilfe-Box und einer großen Plastikflasche Salzwasser von seinem Rettungsturm. Pflügt sich durch die kubanische Großfamilie, die hektisch besorgt um den Kleinen herumtanzt. Er reinigt die Wunde mehrfach mit dem Wasserstrahl. Allmählich wandern die Mundwinkel des Zehnjährigen wieder nach oben.

"Bravo-Boy" rettet Badenixen

"Das ist mit Abstand der beste Job, den ich je gemacht habe", sagt Dirk Winkler über seine Tätigkeit als Life-Guard am Strand von Miami. Der 41-Jährige hat schon viele Jobs gemacht. 1991 wurde der hübsche Leipziger "Bravo-Boy" des Jahres. Verdiente fortan seinen Lebensunterhalt als Fotomodell in München und Paris. Später als Schauspieler und Bartender in London und New York, ehe er an Floridas Miami Beach seine Bestimmung fand. "Das große Geld lässt sich damit nicht machen. Aber wir arbeiten vier Tage jeweils zehn Stunden und haben dann drei Tage frei. Dafür bekomme ich mehr als 3000 Dollar auf die Hand. Damit sind wir besser bezahlt als so mancher Lehrer. Und mir bleibt Zeit zum Surfen und Kiteboarden. Und für mein Steckenpferd, das Webdesign. Ich finde das echt prima", schwärmt er, während er unablässig den Strand abscannt. Kommt hinzu, dass sein Schreibtisch sozusagen direkt über dem von Palmen gesäumten, weißen Sandstrand von Miamis South Beach schwebt.

Kultur pur

Art Deco-District, erstklassige Museen, "Shop till you drop" rund um die Collins Avenue - South Beach ist wahrlich nicht arm an Attraktionen. Doch die Strandtürme der Rettungsschwimmer sind mit Abstand das begehrteste Motiv am Ocean Drive. Vom South Pointe Park an der Südspitze bis hoch zur 85th Street thronen 29 Türme über dem unverschämt feinpudrigen Korallensand. Der "Jetty" am South Pointe imitiert einen klassischen Leuchtturm. Mit seinem rot-weißen Ringelpulli könnte er auch an der Nordsee stehen. Der 13th Street Tower mit seinem US-Flaggen-Design strahlt patriotisch, der 16th Street Tower setzt auf Flower-Power. Tagsüber leisten dort bis zu 100 Rettungsschwimmer ihren Dienst ab. Nachts dienen die Türme - inoffiziell versteht sich - als Quartier für Obdachlose, Treffpunkt für Mondsüchtige und "Sex on the Beach". Schließlich gilt der Ocean Drive als eine der wildesten und buntesten Partymeilen der Vereinigten Staaten.

Ein Turm als optisches Highlight

Elvis Rodriguez, Exil-Kubaner, 26 Jahre alt, hat heute Schicht im 10th Street Tower. Der pink-gelbe Turm mit aberwitziger Antenne wirkt außerirdisch. Das Design ist eine geniale Mischung aus verulktem Sci-Fi und Barbie-Puppenstube. "Der Turm ist klar der Schönste, er wird auch pausenlos fotografiert. Nein, er gehört nicht mir. Wir wechseln die Türme fast bei jeder Schicht. Life-Guard ist ein richtiger Beruf. Wir unterstehen der Feuerwehr", sagt Rodriguez.

Schon seit den 20er Jahren aktiv

"Die 'Miami Beach Ocean Rescue'-Truppe, so der offizielle Titel, hat ihren Ursprung in den 20er Jahren. Damals wurde erstmals der Nutzen des Strandes zur Naherholung erkannt. Die ersten Seeretter kletterten damals im Norden Floridas noch auf simple Hochstühle. Ähnlich dem eines Tennisschiedsrichters", doziert Leutnant Gerry Falconer, der Pressesprecher. "Die Seerettung wanderte dann südwärts, auch nach Miami. Zum Stuhl kam ein großer Sonnenschirm hinzu. Erst 1990 zogen die Guards in Stelzenhütten oder Türme. Der Wirbelsturm Andrew versetzte uns am 24.08.1992 einen herben Schlag. Sämtliche Türme wurden zerstört. Der Art-Deco-District war gerade wieder am Erblühen. Die Stadt spürte förmlich den Bedarf, dass auch der Strand mehr künstlerisches Flair versprühen sollte. In der Folge wurde die gesamte Seerettung am South Beach neu definiert.

381 Schwimmer gerettet

Gerry ist seit 31 Jahren Beach Guard, 16 Jahre davon in Miami Beach. Er kennt die Zahlen und Fakten der Seerettung Floridas wie kein Zweiter. "Unsere Ausbildung dauert zwischen sechs und zwölf Monaten. Neben vielen theoretischen Tests muss der Bewerber natürlich auch seine Sportlichkeit unter Beweis stellen. Zum Abschluss muss er 200 Yards laufen, 500 Yards im Meer schwimmen und wieder 200 Yards laufen. Dafür darf er maximal 12 Minuten benötigen. Wir haben 17 Millionen Badegäste im Jahr. Wir leisten um die 450.000 Präventiveingriffe. Das bedeutet, dass wir die Leute rechtzeitig aus dem Wasser holen, wenn wir Portugiesische Galeeren oder gefährliche Strömungen entdecken. Trotzdem haben wir noch 25.000 Kontakte mit den giftigen Polypen und retteten letztes Jahr 381 Schwimmer direkt aus gefährlichen Strömungen. Haie gibt es natürlich auch da draußen. Aber die kommen zum Glück nur äußerst selten bedrohlich weit rein, da gibt es im Norden Floridas häufiger Probleme."

Nur 20 Prozent Frauen

Und wie viel von der Kultserie Baywatch mit David Hasselhoff, Pamela Anderson und Carmen Electra steckt im wirklichen Leben am Strand von Miami? "Naja, Baywatch hat unseren Bekanntheitsgrad auf jeden Fall mal enorm gesteigert", sagt Gerry. "Es ist auch durchaus positiv, dass die Zuschauer in diesen TV-Serien die Gefahren des Wassers und wichtige Aspekte der Seerettung vermittelt bekommen. Aber vieles ist natürlich stark überzeichnet. So viel 'Sex and Crime' können wir leider nicht bieten - und wir haben auch nur 20 Prozent Frauenanteil bei den Rettungsschwimmern."

Weitere Informationen:
Allgemeine Informationen finden sich im Internet unter www.miamiandbeaches.com.
Unter www.miamibeachfl.gov können sich Interessenten bewerben und erhalten ebenfalls allgemeine Informationen.
Die Türme lassen sich am besten mit einem Fahrrad oder einem Segway erkunden. Die passenden Geräte gibt es unter www.bikeandroll.dom.
Unter der Internetadresse www.oceanforceadventures.com finden sich Informationen über Schnellboottouren zu allen wichtigen Sehenswürdigkeiten entlang des Wassers.
Reiseführer/Karten: Reise KnowHow, Dr. Grundmann, Hans R.: Florida - von Key West bis New Orleans, 19,90 €, handlich, solide recherchiert, sehr gut.
Karten gibt es vor Ort in den Visitor Centers fast immer gratis.

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