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Zipaquirá: Die größte unterirdische Salzkapelle der Welt


Haupthalle fasst 8000 Menschen
Die größte unterirdische Salzkapelle der Welt

Rainer Heubeck

Aktualisiert am 01.12.2016Lesedauer: 4 Min.
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Die Haupthalle der Salzkathedrale in Zipaquirá. Zum Größenvergleich: Das Kreuz im Hintergrund ist 16 Meter hoch.Vergrößern des Bildes
Die Haupthalle der Salzkathedrale in Zipaquirá. Zum Größenvergleich: Das Kreuz im Hintergrund ist 16 Meter hoch. (Quelle: Rainer Heubeck)

Im kolumbianischen Hochland haben Bergarbeiter in einer Salzmine eine riesige unterirdische Kapelle errichtet: Die Salzkathedrale von Zipaquirá ist die größte der Welt. Allein die Haupthalle hat Platz für 8000 Personen. Sehen Sie das ungewöhnliche Gotteshaus auch in unserer Foto-Show.

Bergarbeiter haben einen gefährlichen Job. Gerade in einem katholisch geprägten Land bitten sie daher vor dem Weg in den Schacht häufig um Beistand von oben. Das war auch in der traditionsreichen Salzmine in Zipaquirá so. Die befindet sich im kolumbianischen Hochland, etwa fünfzig Kilometer nördlich der Hauptstadt Bogotá.

Die kleine Wallfahrtskapelle hatten sich die Arbeiter der Salzmine selbst gebaut. Doch weil sie baufällig war, musste sie vor rund 25 Jahren geschlossen werden. Unterstützt von einem Architekten packten die Minenarbeiter an und bauten sich eine neue Gebetsstätte. Das Ergebnis: Die Salzkathedrale von Zipaquirá, die größte unterirdische Kapelle der Welt. In ihrem Zentrum: Ein 8500 Quadratmeter großer Dom, der rund 8000 Personen fasst.

Ein Kreuzweg aus Licht und Form

Kathedralenführer Juan Carlos Cortes führt Gäste hinab in das unterirdische Gotteshaus. Alle Besucher tragen Helme und Stirnlampen. Anfangs geht es langsam bergab durch einen rot beleuchteten Tunnel.

Die Luft riecht immer stärker nach Schwefel, als die Gruppe auf den Kreuzweg stößt. Der umfasst die üblichen 14 Etappen - und ist doch ganz anders gestaltet ist als seine oberirdischen Pendants. Er passt sich perfekt ein in die unterirdische Landschaft mit ihren zehn bis 25 Metern hohen Stollen.

Jede einzelne Station des Kreuzwegs drückt die Passion durch eine ganz eigene Atmosphäre und Lichtstimmung aus. Im Gegensatz zu konventionellen Kreuzwegen ist die Jesus-Figur nie direkt präsent. Das Leiden Christi wird nur symbolisch dargestellt.

Kolumbien war schon immer reich an Salz

Juan Carlos Cortes arbeitet hier seit dem Jahr 2010 als Guide. Auf dem Weg durch den Kreuzweg erzählt er von der spirituellen Bedeutung der einzelnen Stationen sowie von der Geschichte und Gegenwart des Salzabbaus. Er weiß viel zu religiösen Fragen, aber auch zu Architektur und Design - und natürlich zum Thema Salz.

Der Salzreichtum der Region war schon in vorkolumbianischen Zeiten bekannt. Während die Spanier in Peru und andernorts in Lateinamerika vor allem nach Gold suchten, konzentrierten sie sich im heutigen Kolumbien auf die Gewinnung von Salz.

Salzrelief erinnert an Sixtinische Kapelle

Nach dem Kreuzweg kommt das Allerheiligste: Die drei Schiffe der unterirdischen Salzkathedrale, erbaut zwischen 1992 und 1995. Die zwei Seitenschiffe sind 75 Meter lang, das Hauptschiff sogar 120 Meter. 250.000 Tonnen Gestein und Salzkristall wurden aus dem Fels geschlagen und gesprengt, um den riesigen Hohlraum für diese Kathedrale zu schaffen. Rund achtzig Tonnen Sprengstoff kamen dabei zum Einsatz.

An die Mühen, die damit verbunden waren, denkt wohl niemand, der die faszinierende unterirdische Salzwelt betritt. Im den seitlichen Schiffen steht Taufbrunnen ganz aus Salz. Ein Relief erinnert an die Sixtinische Kapelle - eine Darstellung von Michelangelos "Erschaffung des Adam".

16 Meter hohes Kreuz aus Luft und Licht

Im Hauptraum bläst ein aus Salz geformter Erzengel Gabriel in sein Horn. Ein 16 Meter hohes Kreuz ragt hinter einem Salzaltar auf. Camila Paramo kommt aus Kolumbien und war schon häufiger in der Salzkathedrale. Sie führt mit einer Frage aufs Glatteis: Aus welchem Material sei dieses Kreuz den gebaut sei. Salz, Marmor, Holz, Glas, so lauten Vorschläge. Doch allesamt sind sie falsch. Das Kreuz besteht aus Luft und Licht: Es ist keine plastische Figur, sondern ein in Salz und Stein geschlagener Hohlraum. Die raffinierte Beleuchtungstechnik lässt es plastisch wirken.

Das Hauptschiff der Kathedrale wirkt faszinierend. Sie hat aber wenig gemein mit einem stillen Andachtsort, an dem die Bergwerks-Kumpel vor dem Schichtantritt um Schutz vor Unfällen bitten. Einen solchen Ort gibt es in einer seitlichen Nische. Dort steht eine Statue der Heiligen Jungfrau von Guasa. Sie steht auf einer Weltkugel und hält ein rotgekleidetes Kind im Arm. Die Jungfrau von Guasa gilt als die eigentliche Schutzpatronin der Minenarbeiter. Gelegentlich finden auch Zeremonien für sie in der Salzkathedrale statt.

Bevor die Gäste das beeindruckende Gotteshaus verlassen, führt sie Juan Carlos Cortes noch an ein unterirdisches Wasserbassin, das spiegelglatt vor den Besuchern liegt – und ihr Spiegelbild absolut klar und unverzerrt darstellt. Ein Stück weiter wird es weltlicher und profaner – neben unterirdischen Souvenirshops finden sich sogar Popcorn-Automaten.

Weitere Informationen

  • Anreise: Zum Beispiel mit KLM oder Air France über Amsterdam oder Paris nach Bogotá. Von dort aus erreicht man Zipaquirá mit dem Mietwagen in etwa einer Stunde, der Bus (Abfahrt am Portal de Norte) braucht etwa 90 Minuten. An den Wochenenden verkehrt zudem der "Tren turístico de la Sabana“ (www.turistren.com.co). Er fährt ab in der Estacion de la Sabana, Calle 13 No. 18-24. Die Hinfahrt dauert vier Stunden, wer die Salzkathedrale in Ruhe besichtigen will, fährt am besten mit dem Bus zurück.
  • Salzkathedrale: geöffnet täglich von 9 bis 17:30 Uhr, Eintritt für Erwachsenen 25.000 Peso (ca. 7,50 Euro). Englischsprachige Führungen um 10, 12, 14 und 16 Uhr. Catedral de Sal, Cra 6 Calle 1, Zipaquirá, Tel 0057 594 5959 oder 0057 852 9890, www.catedraldesal.gov.co.
  • Informationen zur Stadt Zipaquirá finden sich unter www.zipaquiraturistica.com.
  • Klima/ Reisezeit: Zipaquirá liegt im kolumbianischen Hochland auf rund 2650 Metern Höhe. Die Region kann das ganze Jahr über gut bereist werden, die Temperaturen liegen im Jahresdurchschnitt tagsüber um die 20 Grad und nachts etwas unter 10 Grad. Kältester Monat ist der August, wärmster Monat der April, doch die Unterschiede sind nicht sehr groß. Im Oktober und November regnet es am häufigsten, auch der April und der Mai sind relativ feucht.
  • Tourismusinformation Kolumbien: Procolombia, Fürstenbergerstraße 223, 60323 Frankfurt am Main, www.colombia.travel
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