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Wie arbeitet das Kurzzeitgedächtnis und lässt es sich trainieren?


Aufmerksamkeit im Alltag
Was das Kurzzeitgedächtnis ist und wie es arbeitet

t-online, cme

Aktualisiert am 05.06.2021Lesedauer: 5 Min.
Ein Mann schaut auf einen Terminkalender: Wenn Menschen im Alltag immer wieder vergesslich sind, ist meist das Kurzzeitgedächtnis betroffen. (Symbolbild)Vergrößern des BildesGedächtnistraining: Wenn Menschen im Alltag immer wieder vergesslich sind, ist meist das Kurzzeitgedächtnis betroffen. (Symbolbild) (Quelle: Highwaystarz-Photography/getty-images-bilder)
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Das Kurzzeitgedächtnis spielt besonders im Alltag des Menschen eine wichtige Rolle: Wir merken uns eine Telefonnummer, bis wir sie ins Handy getippt haben, lösen eine Kopfrechenaufgabe oder lesen einen Text und verstehen ihn, ohne ihn auswendig zu können.

Das Kurzzeitgedächtnis hält aktuelle Informationen in unserem Gehirn fest, bevor sie einige Sekunden später von neuen Eindrücken überschrieben werden – oder im Langzeitgedächtnis gespeichert werden.

Was ist das Kurzzeitgedächtnis?

Das Kurzzeitgedächtnis, das auch Arbeitsgedächtnis genannt wird, ist der Teil des Gedächtnisses, in dem Informationen abgespeichert werden, die im Alltag kurzzeitig benötigt werden. Mithilfe des Kurzzeitgedächtnisses erinnern wir uns an Ereignisse, die unmittelbar passiert sind. Es versteht etwa Ziffern, Buchstaben, Wörter oder Farben.

Es ist permanent im Einsatz, allerdings bleiben die Informationen nicht länger als durchschnittlich etwa 18 Sekunden gespeichert. Da die Speicherkapazität begrenzt ist, werden alte Informationen gefiltert und gelöscht, sobald neue hinzukommen. Etwa 90 Prozent der Inhalte werden daher wieder vergessen. Wenn eine Information als wichtig eingestuft wird, wird sie ins Langzeitgedächtnis überführt.

Das Kurzzeitgedächtnis liegt hinter der Stirn als Teil des Frontallappens der Großrinde.

Was ist das Ultrakurzzeitgedächtnis?

Das Ultrakurzzeitgedächtnis, das auch sensorisches oder ikonisches Gedächtnis genannt wird, speichert im Wesentlichen Sinneseindrücke und überträgt Informationen ins Kurzzeitgedächtnis, die für eine kurze Zeit abrufbar bleiben sollen. Ein visueller Reiz wird im ikonischen Gedächtnis für etwa eine halbe Sekunde gespeichert, ein akustischer Reiz wird bis zu zehn Sekunden im auditiven oder echoischen Gedächtnis gespeichert. Das visuelle Gedächtnis ist nicht besonders gut, nicht jedes Detail eines Bildes kann sich das Gehirn merken. Der Grund: Platzmangel im Kurzzeitgedächtnis.

Was ist das Langzeitgedächtnis?

Das Langzeitgedächtnis speichert alle Informationen dauerhaft in Ihrem Gehirn, allerdings müssen sie als "bemerkenswert" und markant wahrgenommen werden. Die Speicherkapazität ist dabei unbegrenzt.

Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis

Das Kurzzeitgedächtnis sorgt für Aufmerksamkeit und Konzentration im Alltag. Manchmal filtert das Kurzzeitgedächtnis nicht richtig, sodass auch wichtiger Lernstoff als "unwichtig" eingestuft wird und nicht den Weg ins Langzeitgedächtnis schafft.

Wenn Sie jedoch immer wieder Dinge verlegen und sich nicht mehr erinnern können, wo sie sich befinden, und wenn Sie regelmäßig Gesprächsinhalte vergessen oder Namen vergessen, lässt Ihr Kurzzeitgedächtnis vermutlich nach. Menschen, die vergesslich oder schusselig sind, machen sich Sorgen, dass Sie ein schlechtes Gedächtnis haben könnten – vor allem die Angst vor Demenz und Alzheimer ist bei zunehmendem Alter groß. Es ist jedoch normal, dass die Merkfähigkeit das Kurzzeitgedächtnisses mit dem Alter nachlässt.

Verlust des Kurzzeitgedächtnisses

Manche Menschen fürchten den Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Betroffene können dann keine neuen Erinnerungen aufnehmen und bewerten. Das bedeutet eine enorme Einschränkung im Alltag, unter der die Kommunikation mit Mitmenschen und die Orientierung leidet. Ein Verlust des Kurzzeitgedächtnisses kann durch Gehirnerkrankungen, Demenz, eine Infektion oder einen Schlaganfall hervorgerufen werden.

Das Kurzzeitgedächtnis trainieren

Es ist normal, wenn im Alter das Gedächtnis schwächer wird. Mit gezielten Übungen können Sie Ihr Kurzzeitgedächtnis verbessern. Durch das Gedächtnistraining bilden sich im Gehirn neue neuronale Netzwerke aus. Dadurch verbessert sich nicht nur das Kurzzeitgedächtnis, sondern auch alle anderen kognitiven Fähigkeiten wie:

  • Logisches Denken
  • Sprachverständnis
  • Konzentration
  • Aufmerksamkeit

Da heutzutage dank Smartphone alles sofort nachgeschaut und überprüft werden kann, beeinträchtigt dies die Fähigkeit, sich Dinge einzuprägen. Aber was können Sie selbst tun? Mit kleinen Gehirnjoggingeinheiten fordern Sie das Kurzzeitgedächtnis und halten sich geistig fit. Möglichkeiten sind:

  • Telefonnummern einprägen und auswendig lernen
  • Ohne Merkzettel einkaufen gehen
  • Schwierige Wörter richtig schreiben
  • Das kleine Einmaleins auswendig lernen

Nutzen Sie außerdem spezielle Gedächtnisübungsprogramme oder lösen Sie Denksportaufgaben. Eine gesunde Lebensweise mit guter Ernährung und regelmäßigem Sport kann sich ebenfalls positiv auf die Gehirnleistung auswirken.

Übungen

Übung 1: Bildliche Vorstellungskraft

  1. Betrachten Sie drei Minuten lang ein Bild. Versuchen Sie sich dabei so viele Details, wie möglich einzuprägen.
  2. Legen Sie das Bild zur Seite und schreiben Sie nun innerhalb fünf Minuten alles auf, was auf dem Bild zu sehen war – auch kleine Details.
  3. Vergleichen Sie Ihre Notizen mit dem Bild.

Übung 2: Zusammenfassen

Lesen Sie einen Artikel in einer Zeitung und fassen Sie diesen anschließend in zwei bis drei Sätzen kurz zusammen.

Übung 3: Wortgewandtheit

Lesen Sie Wörter und Sätze auch einmal rückwärts. Einmal leise, aber auch einmal laut.

Übungen 4: Orientierung

Hören Sie beim Autofahren nicht nur auf das Navigationsgerät. Schauen Sie sich vor der Abfahrt die Route auf einer Landkarte an und versuchen Sie sich, die wichtigsten Punkte selbst zu merken.

Fallbeispiel: Formel-1-Rennfahrer Fernando Alonso

Nach dem Unfall 2015 von Fernando Alonso bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona kamen erschreckende Details ans Licht. Angeblich soll der McLaren-Pilot unmittelbar nach dem Crash sein Gedächtnis verloren und sich 20 Jahre zurückversetzt gefühlt haben. "Mein Name ist Fernando Alonso, ich fahre Kart und ich möchte gerne Formel-1-Pilot werden", waren Medienberichten zufolge seine ersten Worte. Gibt es so etwas wirklich? Was passiert bei einer Amnesie und bleiben danach Lücken für immer?

Professor Doktor Klaus Dieter Böhm von der BDH-Fachklinik für Neurologie und neurologische Rehabilitation in Braunfels hält den Fall für äußerst ungewöhnlich. "Das hört sich für mich mysteriös an. Typischerweise ist bei einer Gehirnerschütterung das Kurzzeitgedächtnis betroffen", sagt der Neurologe t-online.de. Das bedeutet, die Erinnerungen an die Zeit nach dem Unfall und eventuell kurz davor sind ausgelöscht. Dass auch das Langzeitgedächtnis betroffen ist, sei äußerst selten.

War Alonso nur kurz verwirrt?

Möglicherweise sei Alonso auch nur kurzzeitig verwirrt gewesen, als er den Satz äußerte. Dies sei aber keine echte Amnesie. "Das Alt-Gedächtnis – also Informationen wie Name, Beruf und Familie – ist im Gehirn eingraviert und wird als letztes gelöscht", so Böhm. Theoretisch sei eine Amnesie wie von den Medien geschildert möglich. Doch solche Ausfälle im Langzeitgedächtnis deuteten auf eine gravierendere Gehirnschädigung hin. "Dann können die Betroffenen in der Regel auch nicht mehr laufen", sagt der Neurologe.

Handlungsroutinen werden nicht vergessen

Typisch in Alonsos Fall ist allerdings, dass er vor allem autobiografische Inhalte vergessen hat. So konnte sich der heute 35-Jährige angeblich weder an sein Debüt in der Formel 1 im Jahr 2001 noch an seine WM-Titel mit Renault 2005 und 2006 erinnern. Das Wissen über allgemeine Fakten wird bei einer Amnesie seltener gelöscht. Auch Handlungsroutinen wie Schwimmen und Radfahren bleiben meist erhalten.

Das Gedächtnis kehrt meist wieder zurück

Dennoch kehrt das Gedächtnis auch bei stärkeren Störungen häufig zurück. "Ich hatte auch schon Fälle, in denen die Patienten sich einige Tage lang nicht zurecht gefunden haben", sagt Böhm. Mit etwas Hilfe von außen – beispielsweise durch die Vorgabe von Wörtern und Bildern – sei die Erinnerung dann oft schnell wieder da.


Auch Alonso hat sein Gedächtnis inzwischen wieder. Den Berichten zufolge brauchte der Spanier rund eine Woche, um die Erinnerungen der vergangenen 20 Jahre wiederzuerlangen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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