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Hepatische Enzephalopathie: Leberzirrhose als häufigste Ursache


Leber-Hirn-Störung
Zuerst verfällt die Leber, dann das Gehirn

Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 23.04.2016Lesedauer: 4 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Leber: Ist die Leber geschädigt, kann es auch das Herz treffen.Vergrößern des Bildes
Leber: Ist die Leber geschädigt, kann es auch das Herz treffen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Erkrankt die Leber, hat das nicht nur Folgen für das Organ selbst. Auch das Gehirn kann in Mitleidenschaft gezogen werden. In einem solchen Fall handelt es sich um eine Leber-Hirn-Störung. Ein einacher Test gibt einen ersten Hinweis, ob man erkrankt ist.

Schuld an dem Leiden sind Giftstoffe, die nicht mehr abgebaut, sondern über das Blut zum zentralen Nervensystem weitergeleitet werden. Medizinern sprechen dann auch von Hepatischer Enzephalopathie (HE) genannt. Wir haben einen Leber-Experten gefragt, was hinter der Erkrankung steckt und wie man am besten vorbeugen kann.

Lebererzirrhose ist oft der Auslöser

Der Auslöser der Leber-Hirn-Störung ist in den meisten Fällen eine fortgeschrittene Leberzirrhose, auch Schrumpfleber genannt, unter der rund eineinhalb Millionen Deutsche leiden. Bei 60 Prozent der Betroffenen bildet sich eine Zirrhose aufgrund von starkem Alkoholkonsum. Bei 30 Prozent ist eine Infektion mit Hepatitis-Viren die Ursache. Zehn Prozent der Leberzirrhose-Fälle gehen auf andere Erkrankungen zurück. Dazu gehören beispielsweise Diabetes, eine Fettleber, eine Herzschwäche, aber auch bestimmte Autoimmunerkrankungen oder chronische Gallenwegs-Erkrankungen. Fast 80 Prozent der Zirrhose-Patienten entwickeln eine Leber-Hirn-Störung.

Doch es gibt noch weitere Auslöser einer HE. "Blutungen im Magen-Darm-Trakt, Gewebsblutungen, eiweißreiche Mahlzeiten und Infektionen können ebenfalls in Frage kommen", erklärt Dr. Gerald Kircheis, Oberarzt an der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf.

Ammoniak wird zur Gefahr für das Gehirn

Ist die Funktion der Leber eingeschränkt, werden die Abfallstoffe im Blut, darunter Ammoniak, nicht mehr herausgefiltert und verbleiben im Körper. Über den Blutkreislauf gelangen sie schließlich zum Gehirn. Als Reaktion auf die Giftstoffe schwellen spezielle Gehirnzellen, die sogenannten Astrozyten, an und es kann zu Funktionsstörungen des zentralen Nervensystems kommen.

Konzentrationsschwierigkeiten und Müdigkeit sind typische Symptome

"Typische Symptome einer HE im Anfangsstadium umfassen Störungen der Reaktionsfähigkeit und der Konzentration, Änderungen der Aufmerksamkeit und des Bewusstseins, später zeigen sich aber auch Müdigkeit, Depression, Apathie sowie ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus", erklärt der Experte. "Zu den motorischen Veränderungen gehören unter anderem Sprachstörungen, Änderungen der Feinmotorik, Zuckungen oder Schwierigkeiten, Dinge festzuhalten."

Da die Symptome recht unspezifisch sind, bleibt die Erkrankung in vielen Fällen zuerst unerkannt. Im weiteren Verlauf kommt es zu zeitlicher und örtlicher Orientierungslosigkeit sowie bizarren Verhaltensmustern. Wird der Patient nicht behandelt, kann es sogar zum sogenannten Leberkoma kommen. Dabei verliert der Patient das Bewusstsein und ist nicht mehr ansprechbar.

Gehirnschäden sind nur zum Teil heilbar

Prinzipiell gilt die funktionelle Erkrankung als heilbar, jedoch zeigte sich in jüngsten Studien, dass bei einigen Patienten die kognitiven Störungen nicht rückgängig gemacht werden konnten. In vielen Fällen können die Erkrankung sowie die daraus resultierenden Beschwerden, abhängig vom Krankheitsstadium, zum Teil abgemildert werden. "Die Erkennung und Behandlung der auslösenden Faktoren der Hepatischen Enzephalopathie ist die wichtigste therapeutische Maßnahme. Diese wird durch diätetische und medikamentöse Maßnahmen ergänzt", erklärt Kircheis.

Vorsicht vor zu viel Eiweiß

Die Gabe von Abführmitteln, Antibiotika sowie Wirkstoffen, die helfen, die Entgiftungsleistung der Leber zu steigern, können von Nutzen sein. Auch die Umstellung der Ernährung lindert die Beschwerden, da der Speiseplan so zusammengestellt ist, dass bei der Verdauung nur wenige Giftstoffe anfallen. Zum Beispiel sollten Betroffene auf Alkohol, Zucker und übermäßigen Fleischkonsum verzichten. Dafür kommen Obst, Gemüse, pflanzliche Eiweiße, Joghurt und andere Milchprodukte auf den Tisch.

"Allerdings ist bei Eiweiß generell Vorsicht geboten", warnt der Experte. "Ein zu hoher Eiweißkonsum kann eine HE auslösen oder verschlimmern. Eine normale Eiweißmenge von etwa einem Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht ist hingegen als unbedenklich einzustufen."

Kranke Leber frühzeitig erkennen

Am besten ist es jedoch, wenn es gar nicht erst zur Erkrankung kommt. Um zu verhindern, dass sich eine HE entwickelt, ist es wichtig ist, dass Leberkranke ihre Leberwerte regelmäßig untersuchen lassen. Aber auch Menschen, bei denen die Gefahr groß ist, an der Leber zu erkranken, darunter Alkoholiker, Diabetiker und Fettleibige, sollten regelmäßig zum Check. Für Gesunde ist eine Kontrolle der Leber ebenfalls empfehlenswert. Denn nur, wenn Patient und Arzt um eine kranke Leber wissen, können Warnsignale richtig gedeutet und Schlimmeres verhindert werden.

Diese Tests machen eine Diagnose möglich

"Um eine HE festzustellen, gibt es verschiedene Diagnoseverfahren. Zuerst werden neurologische Untersuchungen durchgeführt, mit deren Hilfe Bewusstsein, Orientierung sowie kognitive, sensorische und motorische Funktionen überprüft werden. Erhärtet sich der Verdacht, kommen weitere Tests zum Einsatz“, erklärt Kircheis. "Zum Beispiel gibt die Ermittlung der Flimmerfrequenz wertvolle Hinweise für die Diagnose."

Dabei wird der Patient mit Hilfe einer Spezialbrille hochfrequentem Licht ausgesetzt, das ihm zunächst als Dauerlicht erscheint. Dann wird die Frequenz so lange gesenkt, bis er ein Flimmern wahrnimmt. Diese sogenannte "kritische Übergangsfrequenz" liegt beim Gesunden bei über 39 Hertz, beim Patienten mit HE deutlich darunter.

Auch Handschriftenproben, einfache Rechentests, der Sternlegetest, Konstruktionstests und der Zahlenverbindungstest finden Verwendung.

Test: habe ich eine Leber-Hirn-Störung?

Wer weiß, dass er eine kranke Leber hat und bei den folgenden acht Fragen öfter als zwei Mal mit „Ja“ antwortet, sollte einen Arzt aufsuchen und sich genauer untersuchen lassen.

  • Ich vergesse oft wichtige Dinge.
  • Manchmal habe ich Probleme beim Laufen.
  • Meine Reaktionsfähigkeit hat nachgelassen.
  • Ich kann mich nur noch schwer konzentrieren.
  • Manchmal verstehen mich andere schlecht, wenn ich ihnen etwas erzähle.
  • Ich bin schneller müde als früher und schlafe sehr viel.
  • Manchmal schaffe ich es nicht auf Anhieb, den schlüssel ins Loch zu stecken.
  • Längere Texte zu lesen, fällt mir schwerer als früher.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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