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Iran: Dieses Schicksal droht verurteilten Jungfrauen


Berichte aus dem Iran
Dieses grausame Schicksal droht verurteilten Jungfrauen

Von Nilofar Eschborn

Aktualisiert am 16.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Junge Frauen ohne Kopftuch in Teheran: Teilnehmerinnen der Proteste für Frauenrechte werden von den Sicherheitskräften der Islamischen Republik brutal behandelt. (Quelle: Vahid Salemi/AP/dpa)

Im Iran fürchten Tausende Demonstranten, zum Tode verurteilt zu werden. Jetzt machen Aktivisten darauf aufmerksam, was den Jungfrauen unter ihnen droht.

Tag 60 nach dem Tod der jungen iranischen Kurdin Mahsa Amini – und noch immer setzen im Iran Tausende Menschen die Proteste gegen den repressiven Kurs des Regimes fort. Viele hat die Polizei inzwischen bereits inhaftiert.

Nachdem die Mehrheit der iranischen Abgeordneten im Parlament Berichten zufolge gefordert hat, die Proteste als "Krieg gegen Gott" zu werten, fürchten viele von ihnen, jetzt zum Tode verurteilt zu werden. Nach iranischem Recht gilt dies als eines der größten Verbrechen, das die Todesstrafe zur Folge haben kann. (Mehr dazu lesen Sie hier.)

Doch damit nicht genug: Noch schlimmer scheint das Schicksal, das nach Berichten von Aktivisten nun den vielen inhaftierten Jungfrauen droht.

Jungfrauen drohen Vergewaltigung und Zwangsheirat

So sieht das iranische Recht zwar vor, dass Jungfrauen nicht hingerichtet werden dürfen. Das jedoch nehmen Gefängniswärter offenbar zum Anlass, die Frauen vor ihrer Hinrichtung zu vergewaltigen. Besonders perfide dabei: Um ein weiteres islamisches Gesetz zu umgehen – nämlich, dass Frauen keinen Geschlechtsverkehr vor der Ehe haben dürfen –, werden die Frauen vorher zudem zwangsverheiratet.

Ganz neu ist diese Praxis nicht, wie das Frauenkomitee des National Council of Resistance of Iran (NCRI) berichtete. Demnach enthüllte der Regimekritiker Hossein Ali-Montazeri ein solches Vorgehen bereits vor mehr als 20 Jahren. In einem Buch gab er schockierende Einblicke rund um das Massaker im Jahr 1988 im Iran, bei dem nach Angaben des Frauenkomitees rund 30.000 Häftlinge hingerichtet wurden.

Nach Angaben des Komitees gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass Mädchen in Gefängnissen systematisch von Wärtern vergewaltigt wurden. Auch ein Bericht von "The Jerusalem Post" legt die Praxis der Gefängniswärter offen: Im Gespräch mit der israelischen Zeitung gestand 2009 ein iranischer Milizionär, dass Mädchen vor ihrer Hinrichtung vergewaltigt wurden.

Internationaler Druck auf das Regime wächst

Anlass zur Hoffnung, dass sich inzwischen etwas an dem Vorgehen geändert hat, gibt es derweil kaum. International wächst auch deshalb die Kritik am iranischen Regime. Das UN-Menschenrechtsbüro hat den Iran am Dienstag dazu aufgefordert, die Tausenden inhaftierten Protestierenden freizulassen.

"Das Recht auf friedliche Versammlung und freie Meinungsäußerung sind durch die (internationale gültigen) Menschenrechte geschützt", sagte Jeremy Laurence, Sprecher des Büros in Genf. Am Montag hatten die EU-Staaten weitere Sanktionen gegen den inneren Machtzirkel der Revolutionsgarden beschlossen.

"Wir senden ein erneutes und zwar unmissverständliches Signal an das iranische Regime", sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Brüssel zu der Entscheidung.

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Kanzler Olaf Scholz hatte zuvor die iranische Führung scharf kritisiert. "Was sind Sie für eine Regierung, die auf die eigenen Bürgerinnen und Bürger schießt? Wer so handelt, muss mit unserem Widerstand rechnen", sagte er in seinem Videopodcast.

Irans Regierung reagiert mit Härte

Die iranische Regierung ließ sich davon nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Die zu einer langen Haftstrafe verurteilte deutsch-iranische Menschenrechtsaktivistin Nahid Taghavi ist am Folgetag wieder in das berüchtigte Evin-Gefängnis gebracht worden, das sie vor vier Monaten aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend verlassen durfte.

"Trotz noch nicht abgeschlossener medizinischer Behandlung, aber mit erhobenem Kopf, wurde meine Mutter Nahid Taghavi gezwungen, zurück ins Evin-Gefängnis zu gehen", erklärte ihre Tochter Mariam Claren im sozialen Netzwerk Twitter. (Mehr dazu lesen Sie hier.) Mehrere Stimmen werten diesen Schritt als Reaktion auf die Kritik aus Deutschland.

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Protestaufrufe für "blutigen November"

Im Iran selbst halten die Proteste unterdessen weiter an. Aktivisten riefen jüngst zu mehrtägigen Streiks auf. Die Demonstrationen von Dienstag bis Donnerstag sollen an das gewaltsame Niederschlagen der Proteste von 2019 erinnern, die mit mehreren Hundert Toten auch als "blutiger November" bekannt geworden sind.

Weil das Internet im Land weiter eingeschränkt ist, setzen die Aktivisten dabei nicht nur auf Aufrufe im Netz, sondern zunehmend auch auf Zettelbotschaften, die unauffällig auf der Straße weitergegeben werden: Mit Zeichnungen und Sprüchen auf den Papierschnipseln machen sich die Demonstrierenden zusätzlich Mut.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters
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