Russland: Oligarch Igor Schkurko stirbt in Untersuchungshaft

40 bekannte Russen sollen seit Beginn des Krieges unter teils mysteriösen Umständen gestorben sein. Nun wurde der Vizechef eines Energiekonzerns tot aufgefunden.

Ein weiterer russischer Oligarch ist unter bislang ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Mehreren Medienberichten zufolge wurde die Leiche von Igor Schkurko am Dienstag in einer Gefängniszelle im sibirischen Jakutsk gefunden. Demnach war der stellvertretende Leiter des Energiekonzerns Yakutskenergo nur wenige Tage zuvor wegen des Verdachts der Bestechlichkeit in Untersuchungshaft gekommen. Er soll Bestechungsgelder in Höhe von umgerechnet etwa 5.700 Euro angenommen haben.

Die Behörden gehen laut den Berichten nicht von einem "kriminellen Tod" aus. Die Ermittlungen liefen aber noch. Wie der russische föderale Strafvollzugsdienst der britischen "The Sun" zufolge mitteilte, habe der Notarzt nur noch den Tod des 49-Jährigen feststellen können. Die russische Tageszeitung "Yakutia Daily" berichtete, Schkurko habe Selbstmord begangen. Diese Information ließ sich jedoch nicht unabhängig prüfen.

"Offener, gastfreundlicher Mensch"

Vertreter von Yakutskenergo bestätigten Schkurkos Tod und sprachen der Familie ihr Beileid aus. "Wir werden ihn als offenen, gastfreundlichen Menschen mit einem großen Herzen und einem guten Sinn für Humor in Erinnerung behalten, als fürsorgliches Oberhaupt einer eng verbundenen Familie", hieß es in einer Mitteilung. Schkurko war für das technische Management des Energieriesen zuständig, der die kälteste Region der Welt, Jakutien, mit Strom versorgt.

Einen Tag zuvor hatte eine Führungskraft des Energiekonzerns Einspruch gegen die Bestechlichkeitsvorwürfe eingelegt, wie die britische "The Sun" berichtet.

Schkurko war Mitglied der Putin-freundlichen Partei "Einiges Russland". Seine Mitgliedschaft wurde nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe allerdings ausgesetzt.

40 Fälle dieser Art

Zuletzt hatte der Tod des russischen Oligarchen Sergey Grishin, der Prinz Harry und Meghan Markle seine Villa in Montecito für zwölf Millionen Pfund verkaufte, für Schlagzeilen gesorgt. Der "Scarface"-Oligarch (eine seiner Villen diente als Schauplatz des gleichnamigen Films aus dem Jahr 1983) starb in einem Krankenhaus in Moskau an einer Blutvergiftung. Zuvor hatte er den russischen Präsidenten Wladimir Putin öffentlich kritisiert.

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind bereits Dutzende Kremlkritiker, Generäle, Wissenschaftler und Energiebosse ums Leben gekommen – meist unter mysteriösen Umständen. In einigen Fällen wurde angeblich ein Selbstmord inszeniert, hinter dem jedoch Kremlverbündete stecken sollen. Berichten zufolge war Schkurko bereits der 40. Todesfall in dieser Reihe.

Hinweis: Hier finden Sie sofort und anonym Hilfe, falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen.