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Pentagon-Leaks: Wie Geheimdokumente den Weg von Discord in die Welt fanden


US-Geheimdokumente in russischer Hand
"Anfangs haben nur ein paar Spinner die Dokumente gesehen"

Von Tobias Eßer

Aktualisiert am 11.04.2023Lesedauer: 3 Min.
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"Sehr hohes Risiko": Datenleck zu Militärgeheimnissen alarmiert USA und Verbündete (Quelle: Glomex)

Etwa 100 geheime Dokumente des Pentagons wurden im Internet geleakt. Ins Netz fanden sie offenbar auf abenteuerlichen Wegen.

Nach dem Leak klassifizierter Dokumente aus dem US-amerikanischen Verteidigungsministerium rätseln Geheimdienste und Regierungen, wer hinter der Veröffentlichung der Bilder stehen könnte. Lesen Sie hier nach, was genau geleakt wurde. Sicher ist bisher wenig – nur, dass die Fotos der Geheimdokumente erstmals auf dem bei Gamern beliebten Messenger- und Sprachkonferenzprogramm Discord auftauchten.

Die Reaktion aus Washington ließ nicht lange auf sich warten. Kurz nach den ersten Medienberichten in der "New York Times" und der "Washington Post" schränkte das Pentagon den Informationsfluss an Partnerstaaten ein. Aber wie gelangten die klassifizierten Dokumente überhaupt ins Internet?

Wo liegt der Ursprung des Pentagon-Leaks?

Der Frage ist das Investigativportal "Bellingcat" genauer nachgegangen. Erste Hinweise auf den Ursprung der Dokumente gab es in einem Post, der am 5. April auf der Website "4chan.org" veröffentlicht wurde. Die Seite ist umstritten, weil dort immer wieder rechte und rechtsextreme Inhalte geteilt werden.

Allerdings seien diese geleakten Bilder nicht die Originale, berichtet "Bellingcat". Die geteilten Fotos seien manipuliert worden. Das werde besonders deutlich an den Zahlen zu den im Verlaufe des Ukraine-Krieges getöteten ukrainischen Soldaten. Diese seien nach oben korrigiert worden. Dem Bericht zufolge könnte diese Manipulation vom Urheber des "4chan"-Posts vorgenommen worden sein.

Schon einen Monat vor dem Post auf "4chan.org" waren die Bilder laut der "Bellingcat"-Recherche auf einem Discordserver gepostet worden. Dort tauschen sich Menschen zu verschiedenen Themen aus, oft geht es dabei um Videospiele. Der Austausch findet allerdings nicht auf einer großen Plattform statt, sondern auf verschiedenen Servern.

Einer dieser Server ist "Minecraft World Map", wo die Geheimdokumente gepostet wurden. Auf Screenshots des Serverchats ist zu sehen, dass ein User mehrere Bilder mit der Überschrift "Hier habt ihr einige geleakte Dokumente" in den Chat hochgeladen hat.

Der User soll dem Bericht zufolge später auf Twitter erklärt haben, die Bilder auf einem anderen Discordserver gefunden zu haben, auf dem sich Fans des YouTubers "WowMao" über dessen gepostete Inhalte austauschen. Dort habe ein User am 1. und 2. März 30 Bilder von den Dokumenten im Chat geteilt, bei denen es sich möglicherweise um deren erstes Auftauchen im Internet handeln könnte. Zwar gebe es Hinweise auf entsprechende Leaks auf einem anderen Server, unabhängig verifizieren konnte "Bellingcat" diese jedoch nicht.

Wie will das Pentagon künftige Leaks verhindern?

Das US-Verteidigungsministerium nimmt den Leak sehr ernst und hat laut der stellvertretenden Sprecherin Sabrina Singh eine interne Ermittlung eingeleitet. So will das Pentagon in Abstimmung mit weiteren US- und internationalen Geheimdiensten die Person finden, die die Bilder der geheimen Dokumente ins Internet gestellt hat.

Grundsätzlich tappt das US-Verteidigungsministerium allerdings noch im Dunkeln, wenn es um den oder die Urheber der Posts geht, mit dem die Dokumente geleakt wurden. "Wir wissen nicht, wer dahintersteckt, wir wissen nicht, was das Motiv ist", sagte John Kirby, der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, dem neben Präsident Biden auch die meisten Ministerinnen und Minister angehören, am Montag. "Wir wissen nicht, was sonst noch da draußen sein könnte."

Könnte ein Geheimdienst für den Leak verantwortlich sein?

Auch über mögliche Geheimdienstverstrickungen ist zu wenig bekannt, um eine klare Aussage treffen zu können. "Bellingcat" zufolge wurden einige der geposteten Fotografien der Dokumente "stümperhaft" bearbeitet, was weniger auf die Arbeit eines Geheimdienstes schließen lässt.

Auch "Bellingcat"-Gründer Elliot Higgins erklärte im Gespräch mit dem "Wall Street Journal", er glaube nicht an eine gezielte Desinformationskampagne Russlands. "Anfangs haben nur ein paar Internetspinner, die dauerhaft online sind, die Dokumente gesehen", sagte Higgins.

Trotzdem werfen sich die Ukraine und Russland gegenseitig vor, die Bilder als Teil einer gezielten Desinformationskampagne in Umlauf gebracht zu haben. So schrieb Mychajlo Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf Telegram, die Verbreitung "fiktiver" Informationen und "Szenarien für die Gegenoffensive der Ukraine" sei "ein typisch russisches Spiel", um "von den Vorbereitungen für die nächste Kriegsphase" abzulenken. Wie die Leaks russische Militärblogger verunsichern, lesen Sie hier.

Verwendete Quellen
  • bellingcat.com: "From Discord to 4chan: The Improbable Journey of a US Intelligence Leak" (englisch)
  • washingtonpost.com: "What we’ve learned from the leaked Pentagon documents" (englisch)
  • vox.com: "The ongoing scandal over leaked US intel documents, explained" (englisch)
  • washingtonpost.com: "The key countries and revelations from the Pentagon document leak" (englisch)
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