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Terry Gou: Taiwans Trump greift nach der Macht


Terry Gou
Taiwans Trump sorgt für Schrecken im Westen

Von Patrick Diekmann

18.05.2023Lesedauer: 4 Min.
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Terry Gou auf einer Veranstaltung mit Donald Trump in Wisconsin 2018: Die Treffen mit dem damaligen US-Präsidenten haben Gou offenbar beeindruckt.Vergrößern des Bildes
Terry Gou auf einer Veranstaltung mit Donald Trump in Wisconsin 2018: Die Treffen mit dem damaligen US-Präsidenten haben Gou offenbar beeindruckt. (Quelle: imago images)

Der Foxconn-Gründer Terry Gou möchte taiwanesischer Präsident werden. Für den china-freundlichen Milliardär spricht vor allem sein Vermögen. Welche Folgen hätte sein Wahlsieg für Taiwan?

Die Parallelen zu Donald Trump sind offensichtlich. Terry Gou ist Milliardär, kleidet sich ähnlich wie der ehemalige US-Präsident und er strebt nach politischer Macht. Der 72-jährige Gründer des Technologieriesen und Apple-Zulieferers Foxconn möchte im kommenden Jahr Präsident in Taiwan werden. Doch dabei sticht vor allem ein großer Unterschied zu Donald Trump heraus: Gou hat bislang bei Kandidaturen um politische Ämter immer verloren – trotz seines Vermögens.

Auch diesmal stehen die Chancen für Gou nicht besonders gut. Aber er versucht, die Angst der taiwanesischen Bevölkerung vor einer chinesischen Invasion für sich zu nutzen. Denn der Unternehmer spricht sich für eine chinafreundliche Politik aus – und sorgt damit auch im Westen für Vorbehalte.

Angst vor chinesischer Invasion in Taiwan

"Es besteht das Risiko, dass jederzeit ein Krieg ausbrechen kann", sagte Gou Anfang April vor Journalisten. Frieden sei nicht selbstverständlich. "Ich muss den jungen Leuten ehrlich sagen, dass es nicht in ihrem Interesse ist, für die DPP zu stimmen, die für Taiwans Unabhängigkeit eintritt, China hasst und gegen China ist."

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(Quelle: via www.imago-images.de)

Terry Gou (oder auch Kuo T'ai-ming) ist ein taiwanesischer Unternehmer. Der 72-Jährige hat Foxconn gegründet, den mit über 1,2 Millionen Angestellten größten Hersteller von elektronischen Produkten weltweit.

Die Demokratische Fortschrittspartei (DPP) ist die Partei der amtierenden Präsidentin Tsai Ing-wen. Terry Gou dagegen kündigte im April an, dass er sich um eine Nominierung bei der Parlamentswahl für die größte Oppositionspartei des Landes, der Kuomintang (KMT), bewerben will. Er präsentierte sich als der geeignetste Kandidat, um einen Krieg mit China zu vermeiden.

Dieses Narrativ verfängt in Taiwan. Immerhin haben zuletzt die Spannungen zwischen China und der Inselrepublik erneut zugenommen. Die chinesische Marine hielt Manöver vor der Küste ab, immer wieder donnern chinesische Kampfflugzeuge in Richtung der Insel. Und Gou nutzt die Situation für seine politische Zwecke.

"Die Beziehungen zu Peking glätten"

Aber ist Terry Gou überhaupt ein glaubwürdiger Vermittler für Taiwan gegenüber China? Fest steht, dass der Milliardär gute persönliche und wirtschaftliche Beziehungen zur Volksrepublik hat – er handelt auch aus Eigeninteresse. Der 1974 gegründete Technologieriese Foxconn ist der größte Vertragshersteller von Apple iPhones, verfügt über große Fabriken in China, die den Großteil seiner Produktion ausmachen. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen über eine Million chinesische Arbeiter.

Vielleicht geht auch deshalb Terry Gou davon aus, dass freundschaftliche Beziehungen zu Peking der beste Schutz gegen eine mögliche militärische Invasion sind. Dabei lässt er außer Acht, dass die ideologische Basis von Xi Jinping die Wiedervereinigung von China mit Taiwan vorsieht – notfalls mit Gewalt. Auch US-Militärs nehmen die Gefahr einer möglichen chinesischen Invasion auf Taiwan äußerst ernst.

"Das zunehmende Krisengefühl oder die Angst in den USA vor einer möglichen chinesischen Militäraktion gegen Taiwan kommt der KMT bei dieser bevorstehenden Wahl zugute", sagte Kharis Templeman, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hoover Institution der Stanford University, dem US-Magazin "Foreign Policy". "Sie besitzen Glaubwürdigkeit als die Partei, die die Beziehungen zu Peking glätten kann."

KMT favorisiert anderen Kandidaten

Diese Entwicklung spielt Gou nun in die Karten. "Er ist ein reicher Selfmade-Milliardär, der annimmt, dass er besser als jeder andere weiß, wie er die anstehenden Probleme lösen kann, weil er im Laufe der Jahre viel Geld verdient und Erfolg hatte" meinte Templeman. "Ein Teil seiner Motivation hängt mit seinem Ego zusammen. Weil er in der Geschäftswelt eine sehr prominente Position einnimmt, denkt er, er könne die Regierung in Taiwan besser führen als jeder dieser Kerle auf beiden Seiten des politischen Spektrums."

Auch aufgrund dieser Selbstüberzeugung sehen ihn Experten als taiwanesische Version von Donald Trump. Doch trotz seines Vermögens von geschätzt sieben Milliarden US-Dollar gehen Experten davon aus, dass es auch diesmal für Terry Gou und seine Kandidatur nicht reichen wird – die KMT wird ihn wahrscheinlich nicht aufstellen.

Präsidentin Tsai Ing-wen kann aufgrund der Amtszeitbeschränkungen nicht erneut kandidieren und die DPP wird mit dem derzeitigen Vizepräsidenten Lai Ching-te, der als noch stärkerer Befürworter der Unabhängigkeit gilt, ins Rennen gehen. Und wie stehen die Chancen für Terry Gou? "Die KMT dagegen wird eher Hou Yu-ih wählen, weil er zumindest eine Chance hat, Lai zu schlagen", sagte Bonnie Glaser, Geschäftsführerin des Indopazifik-Programms beim German Marshall Fund, "Foreign Policy". Gou sei vom politischen Gegner zu leicht zu kritisieren, "wegen Foxconn und seinen Beziehungen zu China".

Gou trat bereits im Jahr 2019 als Vorsitzender von Foxconn zurück. Als er zum ersten Mal für Taiwans höchstes Amt kandidierte, verlor er jedoch die KMT-Vorwahl und trat anschließend aus der Partei aus. Es ist nicht auszuschließen, dass sich das wiederholt. Die KMT möchte scheinbar kein Risiko eingehen, um ihre Chancen bei der Parlamentswahl 2024 nicht zu gefährden. Die Partei wird deswegen ihren Kandidaten im Hinterzimmer beschließen und nicht wählen lassen. Es ist wahrscheinlich, dass Taiwans Trump die nächste Niederlage wegstecken muss.

Verwendete Quellen
  • foreignpolicy.com: Taiwan’s Trump Wants to Make Nice With Beijing (engl.)
  • spiegel.de: Prochinesischer Foxconn-Gründer will Präsident von Taiwan werden
  • golem.de: Foxconn-Gründer will Taiwan regieren
  • tagesspiegel.de: Prochinesischer Foxconn-Gründer will Präsident in Taiwan werden
  • Eigene Recherche
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