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Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi (†86) ist tot


Er wurde 86 Jahre alt
Italiens Ex-Ministerpräsident Berlusconi ist tot

Von afp, dpa, t-online
Aktualisiert am 12.06.2023Lesedauer: 4 Min.
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Silvio Berlusconi: Der Milliardär starb am Montag im Alter von 86 Jahren. (Quelle: t-online)
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Silvio Berlusconi stand vier italienischen Regierungen als Ministerpräsident vor und war zeitlebens umstritten. Nun ist der 86-Jährige gestorben.

Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist tot. Der Politiker und Medienunternehmer starb am Montagvormittag im Alter von 86 Jahren, wie ein Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Zuvor hatten italienische Medien über den Tod Berlusconis in einem Mailänder Krankenhaus berichtet. In dieses war Berlusconi, der an Leukämie litt, erst am Freitag eingeliefert worden.

Berlusconi wurde am 29. September 1936 geboren, war zunächst Geschäftsmann und stand seit 1994 insgesamt vier Regierungen in Italien als Ministerpräsident vor. Er bestimmte die Geschicke des Landes mehr als zwei Jahrzehnte mit und war zeitlebens umstritten, wurde aber von vielen auch bewundert.

Für den früheren Regierungschef Mario Monti war Berlusconi der "Vater aller Populisten", er selbst nannte sich einmal "Jesus Christus der Politik". Immer wieder gab es Vorwürfe von Interessenkonflikten zwischen seinem Amt und dem von ihm kontrollierten Medienimperium Mediaset. Auch musste er sich zahlreichen Gerichtsprozessen stellen.

"Vater aller Populisten"

Im Zusammenhang mit einer Strafe wegen Steuerhinterziehung wurde er 2013 aus dem Parlament ausgeschlossen und durfte in den folgenden Jahren keine öffentlichen Ämter ausüben. Er klagte dagegen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Zuletzt war er Abgeordneter im Senat, der kleineren der zwei Parlamentskammern in Rom.

Im März 2015 wurde er im "Bunga-Bunga"-Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch in letzter Instanz freigesprochen. Auch ein Folgeverfahren wegen Zeugenbestechung endete mit einem Freispruch. Seiner Beliebtheit bei vielen Italienern taten die Konflikte mit dem Gesetz aber keinen Abbruch.

Erste Krebserkrankung bereits 1997

Im Zuge der Finanzkrise hatte er 2011 endgültig als Ministerpräsident abtreten müssen. Immer wieder versuchte er das politische Comeback für ein Spitzenamt. Doch die rauschende Rückkehr auf die ganz große Bühne gelang dem "Cavaliere" nicht – auch sein letzter Traum, Staatspräsident zu werden, platzte Anfang 2022.

Auch privat sorgte Berlusconi stets für Schlagzeilen. Der zweimal geschiedene Politiker hinterlässt fünf Kinder und viele Enkel. Zuletzt war er mit der Forza-Italia-Abgeordneten Marta Fascina zusammen, die mehr als 50 Jahre jünger war als Berlusconi.

Seine Forza Italia, die er bei den Parlamentswahlen 1994 aus dem Stand zur größten Partei gemacht hatte, schrumpfte im Stiefelstaat immer weiter zusammen. Das lag auch daran, dass Berlusconi kaum politische Erben zuließ und Forza Italia immer mit seinem Namen verbunden war. Immerhin schaffte sie es als kleiner Partner von Giorgia Meloni im Herbst 2022 noch mal in die Regierung.

Gesundheitlich hatte Berlusconi in seinen letzten Jahren immer wieder große Probleme: 2016 wurde er am Herzen operiert, 2020 musste er wegen einer Corona-Infektion und einer Lungenentzündung ins Krankenhaus. Auch 2022 wurde er wegen einer Harnwegsinfektion stationär behandelt und lag aufgrund von Atemproblemen mehr als einen Monat im Krankenhaus.

Anlass für seine jüngste Einlieferung in das San Raffaele-Krankenhaus in Mailand am Freitag waren nach Angaben seiner Ärzte ursprünglich nur Routineuntersuchungen. Bereits 1997 wurde er wegen eines Tumors an der Prostata operiert. Schon seit mehreren Jahren hatte er zudem einen Herzschrittmacher. Zuletzt wurde bekannt, dass er an chronischer Leukämie litt.

Am Freitag wurde er dann erneut eingeliefert, am Montag eilten Familienangehörige in das Krankenhaus San Raffaele in Mailand. Dort starb er am Montagmorgen gegen 9.30 Uhr, wie die Klinik bestätigte. Nach der Nachricht vom Tod kamen Anhänger und Schaulustige und legten vor der Klinik sowie Berlusconis Villa Blumen nieder.

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Seinen Angehörigen hinterlässt Berlusconi auch ein Vermächtnis aus seiner Zeit als Geschäftsmann. Vor seiner Karriere in der Politik hatte Berlusconi mit dem Aufbau des größten Fernsehimperiums in Italien begonnen. Die Mediengruppe MFE ist Großaktionärin bei ProSieben-Sat.1 und wird von Berlusconis Familie geführt.

Schulz: "Jeder Tod ist traurig und bedauerlich"

Berlusconi wird am Mittwoch bei einem Staatsbegräbnis im Mailänder Dom die letzte Ehre erwiesen. "Berlusconi war ein großer politischer Anführer, der die Geschichte unserer Republik geprägt hat", teilte Staatspräsident Sergio Mattarella mit. Ministerpräsidentin Georgia Meloni (Fratelli d'Italia) sagte: "Er war ein Mann, der nie Angst hatte, seine Überzeugung zu verteidigen. Dieser Mut und diese Entschlossenheit haben ihn zu einem der einflussreichsten Männer der italienischen Geschichte gemacht."

Matteo Salvini von der ebenfalls mitregierenden Lega nannte Berlusconi "einen großen Italiener". Der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto (Fratelli d'Italia) sagte, Berlusconis Tod hinterlasse eine große Lücke: "Ich habe ihn sehr geliebt. Lebe wohl, Silvio", schrieb Crosetto auf Twitter.

Auch die Bundesregierung drückte ihre Anteilnahme aus. "Wir haben heute vom Tod des früheren italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi erfahren. Wir sprechen dem italienischen Volk und der italienischen Regierung unsere Anteilnahme aus", sagte Wolfgang Büchner, stellvertretender Sprecher der Bundesregierung.

Auch der frühere Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, äußerte sich zum Tod Berlusconis. "Jeder Tod ist traurig und bedauerlich", sagte Schulz dem Nachrichtenportal t-online: "Meine Meinung zur politischen Bilanz von Berlusconi und den damit verbundenen Gefahren ist ansonsten hinlänglich bekannt." Mehr dazu lesen Sie hier.

Berlusconi hatte Schulz 2003 im Europa-Parlament als "KZ-Aufseher" beleidigt, nachdem dieser ihn und seine Regierungspolitik kritisiert hatte. Der Vorfall machte Schulz international bekannt. Martin Schulz ist heute Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Putin bezeichnet Berlusconi als "echten Freund"

Auch der Kreml trauert um Berlusconi. "Für mich war Silvio ein teurer Mensch, ein echter Freund", schrieb Russlands Präsident Wladimir Putin in seinem Beileidstelegramm an Italiens Präsident Sergio Mattarella. Er habe stets die Weitsicht und die ausgewogenen Entscheidungen Berlusconis bewundert und sich bei ihren Treffen von Berlusconis Humor und Lebensfreude anstecken lassen. Berlusconis Tod sei ein "unersetzbarer Verlust und ein tiefes Unglück", hieß es weiter. Der italienische Ex-Premier galt als enger Freund Putins. Den Kontakt nach Moskau brach der 86-Jährige auch nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nicht ab.

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Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán schrieb auf Twitter: "Der große Kämpfer ist von uns gegangen." Ungarn rechtsnationaler Regierungschef gilt als Verbündeter der seit Oktober amtierenden Regierung Italiens unter der ultrarechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, der als Koalitionspartner auch Berlusconis Partei Forza Italia angehört.

Papst Franziskus würdigte Berlusconi als bedeutenden Politiker. Berlusconi sei ein "Protagonist des politischen Lebens in Italien" gewesen, der "mit energischem Temperament" öffentliche Ämter übernommen habe, heißt es in einem Kondolenztelegramm des Vatikans an Berlusconis älteste Tochter Marina. Der Papst bitte um "ewigen Frieden des Herrn" für Berlusconi und um "Trost für die Herzen derer, die um ihn weinen", hieß es weiter.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, afp
  • repubblica.it: "Morto Silvio Berlusconi, aveva 86 anni. Finisce un pezzo di storia italiana" (italienisch)
  • corriere.it: "Silvio Berlusconi e morto" (italienisch)
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