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Nach Hamas-Angriff auf Israel: Deutschland organisiert Flüge zur Evakuierung


Deutsche Evakuierungen aus Israel
Pannen sorgen bei Betroffenen für Frust

Von Patrick Diekmann

Aktualisiert am 12.10.2023Lesedauer: 4 Min.
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Eine Passagiermaschine startet vom Frankfurter Flughafen. (Symbolbild)Vergrößern des Bildes
Ein Flugzeug der niederländischen Luftwaffe hebt nach Tel Aviv ab: Andere EU-Länder greifen auf ihre militärischen Maschinen für die Evakuierung zurück. (Quelle: Julia Cebella/dpa)

Nach dem Terrorangriff der Hamas lässt Deutschland nun Menschen aus Israel ausfliegen. Wie laufen die Evakuierungen ab und wie teuer ist ein Ticket? Ein Überblick.

Es geht los, das erste Flugzeug mit aus Israel evakuierten Menschen ist in Deutschland gelandet. Der Sonderflug der Lufthansa brachte deutsche Staatsbürger im Rahmen einer vom Auswärtigen Amt organisierten Aktion zurück. Seit dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas am Samstag herrscht in Israel Krieg und die meisten Fluggesellschaften haben aus Sicherheitsgründen den Flugverkehr nach Israel eingestellt. Mehr zu den aktuellen Entwicklungen erfahren Sie hier.

Da Hunderte Menschen in Israel auf eine Ausreise warteten, habe das Auswärtige Amt dafür gesorgt, dass es nun doch wieder Sonderflüge der Lufthansa nach Israel geben werde, hieß es aus dem Ministerium am Donnerstag. t-online beantwortet die wichtigsten Fragen zu den deutschen Evakuierungsflügen aus Israel.

Warum haben Airlines ihre Israel-Flüge gestrichen?

Aufgrund der Sicherheitslage. Es kommt immer wieder zu Raketenangriffen der radikalislamischen Hamas. Erst am Montag schlug eine Rakete in der Nähe des internationalen Flughafens Ben Gurion ein. Die israelische Armee verfügt zwar über das Luftverteidigungssystem "Iron Dome" und die Raketenangriffe haben in den vergangenen Tagen abgenommen.

Aber für die Fluggesellschaften ist es auch eine Versicherungsfrage, weshalb sich ein Großteil entschieden hat, dieses Risiko derzeit nicht eingehen zu wollen. Einige Versicherungen wollten die Geschäftsbedingungen ändern, nach denen Israel bisher nicht als Hochrisikogebiet eingestuft wurde, sagte Neil Roberts, Versicherungsexperte von Lloyd's Market Association.

Was plant die Bundesregierung?

Das Außenministerium betont: "Wir arbeiten weiter an Ausreisemöglichkeiten – per Flugzeug, per Bus, per Schiff." Nach dem Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel will die Lufthansa von Donnerstag an Deutsche, die in dem Land gestrandet sind, mit Sonderflügen wieder nach Hause bringen. Am Donnerstag sowie am Freitag sind jeweils vier Flüge ab Tel Aviv geplant, die ab dem Nachmittag wieder in Deutschland zurückerwartet werden.

Die Abflugzeiten sollen um 13.30 Uhr, 14.30 Uhr, 16 Uhr und 17 Uhr (Ortszeit) sein. Es wird demnach damit gerechnet, dass die Flüge eine Kapazität von insgesamt etwa 1.000 Menschen pro Tag haben.

Nach Informationen von t-online soll sich auch die Bundeswehr auf mögliche Evakuierungsflüge vorbereiten. t-online bemüht sich derzeit um eine Bestätigung.

Wie viele deutsche Staatsbürger warten in Israel auf eine Ausreise?

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte am Mittwoch, auf der Krisenliste der deutschen Botschaft in Israel hätten sich rund 5.000 Menschen eingetragen. Er konnte aber nicht sagen, ob all diese Menschen ausreisen wollten.

Die Rettungslogistik läuft in jedem Fall nicht ohne Probleme an. Mehrere deutsche Staatsangehörige hätten am Mittwoch berichtet, dass die von der Lufthansa eingerichtete Hotline trotz mehr als hundert Anrufen nicht zu erreichen sei, meldete die "Süddeutsche Zeitung". Auch gebe es keine Warteschleife, sondern nur ein Besetztzeichen. Auch in Onlinenetzwerken gab es entsprechende Beschwerden.

Wie funktioniert die Buchung?

Die deutschen Staatsbürger, die aus Israel ausgeflogen werden wollen, müssen sich in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes Elefand eintragen. Von der deutschen Botschaft in Israel erhalten die Menschen dann einen sogenannten Landsleutebrief und darin wird eine Lufthansa-Hotline genannt, über die sich die Menschen anmelden können.

Warum ist die Evakuierung für die Menschen nicht kostenlos?

Allgemein tritt die Lufthansa bei den Sonderflügen als Dienstleister der Bundesrepublik auf. Wenn die Bundesregierung Verkehrsflugzeuge chartern muss, dann ist es gängige Praxis, dass die Passagiere an den Kosten zumindest beteiligt werden. So verlangt die Bundesrepublik nach dem Konsulargesetz ihre Auslagen teilweise von den Hilfsbedürftigen zurück und setzt dafür Pauschalen fest, die aber deutlich unter den tatsächlichen Kosten liegen.

Pro Person wird eine Gebühr von 300 Euro fällig, die von der Lufthansa im Auftrag des Auswärtigen Amtes eingezogen wird. Für die Buchung brauchen die Ausreisewilligen eine Kreditkarte. Laut dpa-Informationen stellt die Lufthansa pro Person 550 Euro in Rechnung, davon übernimmt 250 Euro der Staat.

Gibt es Alternativen zu den Sonderflügen?

Es gibt Fluggesellschaften, die nach wie vor kommerzielle Flüge vom internationalen Flughafen Ben Gurion anbieten. Das Problem: Tickets sind schwer zu bekommen, die wenigen Flüge sind oft ausgebucht. Vor allem die israelische Airline El Al möchte ihr Angebot noch ausbauen. El Al hat laserbasierte Raketenabwehrsysteme an Bord. In Israel sind zudem staatliche Garantien für Versicherungen von Airlines angesichts der riskanten Sicherheitslage in der Diskussion.

Aber auch auf dem Land- und Seeweg gibt es Ausreisemöglichkeiten. Das Auswärtige Amt empfiehlt, die Ausreise über Land nach Jordanien zu prüfen. Steffen Seibert, deutscher Botschafter in Israel, erklärte in einem RTL-Interview am Mittwoch, dass die Botschaft etwa 100 Deutschen geholfen habe, in vier Bussen in die jordanische Hauptstadt Amman zu kommen. Über den Flughafen in Amman können dann Verbindungen nach Deutschland gebucht werden.

Außerdem gibt es zwischen israelischen und europäischen Mittelmeerstädten Fährverbindungen. Auch diese Verbindungen gelten als sicher.

Welche Kritik gibt es am Vorgehen der Bundesregierung?

Die Opposition wirft der Bundesregierung vor, nicht schnell genug auf Lage in Israel reagiert zu haben. "Annalena Baerbock hat das verpennt", sagte Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, t-online. "Das Auswärtige Amt hätte viel früher mit Fluggesellschaften über Rückholmöglichkeiten sprechen sollen", so Hardt weiter. "Außerdem hätte das Ministerium früher klären können, ob eventuell mit Militärmaschinen Menschen ausgeflogen werden können."

Verwendete Quellen
  • Anfrage an das Auswärtiger Amt
  • zeit.de: Ausreisen aus Israel - Welche Möglichkeiten es gibt
  • dw.com: Israel: Evakuierung durch die Lufthansa
  • Gespräch mit Jürgen Hardt (CDU)
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und afp
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