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Gaza | USA: Israel bleibt gegen Hamas weit hinter Kriegszielen zurück


Krieg gegen Hamas-Terroristen
US-Geheimdienste: Israel bleibt weit hinter Erwartungen zurück


22.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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ISRAEL-PALESTINIANS/GAZAVergrößern des Bildes
Krieg gegen die Hamas: Israelische Soldaten nehmen am Militäreinsatz im Gazastreifen teil. (Quelle: ISRAEL DEFENSE FORCES/reuters)

Mit ihrem Militäreinsatz im Gazastreifen will Israel die Terrororganisation Hamas zerstören. Laut US-Angaben ist man davon jedoch weit entfernt.

Laut der Einschätzung von US-Geheimdiensten bleibt Israel in seinem Krieg gegen die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen weit hinter den eigenen Kriegszielen zurück. Eines der Ziele ist die vollständige Zerstörung der Hamas. Bisher seien jedoch erst zwischen 20 und 30 Prozent der Hamas-Terroristen getötet worden, berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise.

Zudem gehen die USA davon aus, dass die Hamas trotz der relativ hohen Verluste weiterhin über genug Munition verfüge, um über Monate hinweg gegen Israels Streitkräfte vorzugehen.

Wohl rund ein Drittel der Hamas-Terroristen getötet

Sowohl Israel als auch die USA hatten vor Kriegsbeginn geschätzt, dass etwa 30.000 Mann der Hamas angehören. Israel gibt an, bisher 9.000 Hamas-Terroristen in der Bodenoperation getötet zu haben. Zudem hätten die Streitkräfte rund 1.000 Terroristen während des Angriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober getötet. Dazu meldet Israel, dass gut 16.000 Hamas-Terroristen verwundet seien. Rund die Hälfte soll gefechtsunfähig sein.

Video | So sehen die Gefangenenzellen in den Hamas-Tunnel aus
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Quelle: reuters

Laut Schätzung der USA hingegen sind zwischen 10.500 und 11.700 Hamas-Terroristen verwundet, der Großteil von ihnen soll nach der Genesung wieder auf das Schlachtfeld zurückkehren können.

Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen sollen seit Beginn des Kriegs dort mehr als 25.000 Palästinenser getötet worden sein. Hinzu kommen demnach rund 63.000 Verletzte. Die von der Hamas kontrollierte Behörde macht dabei keinen Unterschied zwischen Kombattanten und Zivilisten. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Terrororganisation selbst nennt keine Zahlen über eigene Verluste.

85 Prozent der Bevölkerung Gazas durch Krieg vertrieben

Hamas-Terroristen hatten Israel am 7. Oktober mit einem beispiellosen Angriff überfallen und dabei rund 1.200 Menschen getötet. Der Großteil von ihnen waren Zivilisten. Zudem nahm die Hamas mehr als 200 Geiseln und verschleppte sie in den Gazastreifen. Mehr als 130 Menschen sind noch immer in der Gewalt der Terrororganisation.

Laut Angaben der UN wurden gut 85 Prozent der Bewohner des Gazastreifens durch die Kampfhandlungen vertrieben. Israel macht dafür und für die Opfer unter Zivilisten die Hamas verantwortlich. Die Terrororganisation nutzt zivile Einrichtungen als Versteck und als Ausgangsort von Kampfhandlungen.

Die Hamas versucht unterdessen laut dem Bericht, ihre Kontrolle im Gazastreifen wieder auszubauen. Offenbar schickt die Terrororganisation in Gaza-Stadt wieder Polizeikräfte auf die Straße. Israels Verteidigungsminister Joav Galant hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass die intensiven Kampfhandlungen im Norden des Gazastreifens, wo auch Gaza-Stadt liegt, beendet seien.

Hamas baut Präsenz in ehemaligen Kampfgebieten wieder aus

Laut Augenzeugenberichten patrouillierten nun wieder Polizei- und Rettungskräfte der Hamas in Teilen von Gaza-Stadt, die nicht mehr von Israel kontrolliert werden. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Israel in diesen Gebieten nicht mehr vor Ort sein wird und sie (die Hamas, Anm. d. Red.) auch den militärischen Flügel zurückbringen", sagte ein ehemaliger Angehöriger des israelischen Militärgeheimdienstes dem "Wall Street Journal".

Zudem reagiert die Hamas laut dem Bericht auf die hohen eigenen Verluste mit einer Anpassung der eigenen Taktik. So gingen die Terroristen in kleinen Gruppen gegen die israelischen Streitkräfte vor und verlegten sich mehr auf Angriffe aus dem Hinterhalt. Zudem kann die Hamas auf ein kilometerlanges Tunnelnetzwerk unter dem Gazastreifen zurückgreifen, um sich zu verstecken oder von dort aus Angriffe zu starten.

In den vergangenen Wochen hatten die USA Israel wiederholt dazu gedrängt, die Militäroperation im Gazastreifen zu begrenzen. Damit sollen hohe Opferzahlen unter Zivilisten vermieden werden. Angehörige der israelischen Geiseln fordern eine komplette Einstellung der Kampfhandlungen.

Angehörige von Geiseln fordern Einstellung der Kämpfe

"Stellt die Kämpfe ein, bezahlt den Preis!", zitierten israelische Medien einen von ihnen, der am Samstag an einer Protestkundgebung gegen Israels Regierungschef in der Küstenstadt Tel Aviv teilnahm. Netanjahu und seine Mitstreiter sagen, dass nur die militärische Niederringung der Hamas zur Befreiung der Entführten führen könne. Die Zeitung "Haaretz" warf dem Regierungschef vor, keine strategischen Entscheidungen im Kampf gegen die Hamas und die mit ihr verbündete Hisbollah zu treffen – und sieht dadurch tiefes Misstrauen wachsen.

Die Geiseln sollen aktuell im Zentrum neuer Bemühungen für ein Ende der Kämpfe stehen. Der Nahost-Koordinator von US-Präsident Joe Biden, Brett McGurk, wird nach Informationen von US-Medien in dieser Woche zu Gesprächen in Ägypten und Katar erwartet. Die USA und ihre arabischen Partner drängten Israel und die Hamas zu einem stufenweisen Prozess, der zu Beginn die Freilassung von Geiseln und schließlich den Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen mit dem Ziel eines Kriegsendes vorsehe, berichtete das "Wall Street Journal". Die Gespräche seien noch in einer frühen Phase und sollten in den kommenden Tagen in Kairo fortgesetzt werden.

Verwendete Quellen
  • wsj.com: "Hamas Toll Thus Far Falls Short of Israel’s War Aims, U.S. Says" (englisch)
  • wsj.com: "U.S., Arab Allies Push Hostage-Release Plan Aimed at Ending Israel-Hamas War" (englisch)
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