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Huthi-Angriff im Roten Meer: So gefährlich ist der Marine-Einsatz


Fregatte wehrt Angriff ab
So gefährlich ist der Marine-Einsatz im Roten Meer


28.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Fregatte "Hessen": Diese Kriegsausstattung hat das Schiff. (Quelle: t-online)

Es sei einer der gefährlichsten Einsätze seit Jahrzehnten, sagte Boris Pistorius im Vorfeld der Marine-Mission im Roten Meer. Marine-Experte Johannes Peters erklärt im Gespräch mit t-online, was den Einsatz so gefährlich macht.

Zwei Drohnen der Huthi-Miliz hat die deutsche Fregatte "Hessen" am Dienstagabend im Roten Meer abgeschossen, teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in der Nacht zu Mittwoch mit. Es war der erste scharfe Waffeneinsatz der deutschen Marine in dem am Freitag begonnenen Einsatz. An Board des Schiffes sind 240 Frauen und Männer. Mehr dazu lesen Sie hier.

Pistorius hatte im Vorfeld der Mission von einem der gefährlichsten Einsätze der Marine seit Jahrzehnten gesprochen. Dieser Auffassung ist auch der Marine-Experte Johannes Peters vom Institut für Sicherheitspolitik Kiel. Er bezeichnet ihn im Gespräch mit t-online sogar als den "gefährlichsten Marine-Einsatz seit dem Ende des Kalten Krieges". Für richtig und wichtig erachtet er ihn dennoch.

Bereits am Montag habe sich ein ähnlicher Vorfall ereignet, dabei ist es aber nicht zu einem Abschuss gekommen, berichtete Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius am Mittwochnachmittag. Michael Stempfle, der Sprecher des Verteidigungsministeriums, erklärte ebenfalls am Mittwochnachmittag: "Der Fall hat sich insofern aufgelöst, als es keine Drohne war, die feindlich war, wie sich aber erst im Nachhinein herausgestellt hat."

Peters: Huthis technologisch unterlegen

Die aus dem Jemen agierende und mit dem Iran verbündete Huthi-Miliz beschießt im Roten Meer aktuell regelmäßig internationale Handelsschiffe und will damit ein Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen erzwingen. Große Reedereien meiden durch die Angriffe zunehmend den Seeweg durch das Rote Meer und den Suezkanal, obwohl er die kürzeste Seeverbindung zwischen Asien und Europa ist. Das hat Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Lesen Sie hier, was das für die Automobilindustrie bedeutet.

Ziel der EU-Mission und damit auch der Fregatte "Hessen" ist es, diese Angriffe abzuwehren. "Das ist also keine reine Seeraumüberwachungsmission", sagt Peters. Die Militärschiffe sind gegen "eine real existierende Bedrohung durch Flugkörper" im Einsatz, was die Mission deutlich gefährlicher mache als vorherige Einsätze der Marine.

(Quelle: Institut für Sicherheitspolitik)

Zur Person

Johannes Peters ist Leiter der Abteilung für Maritime Strategie und Sicherheit am Institut für Sicherheitspolitik Kiel. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem in der maritimen Sicherheit und der Piraterie.

Dennoch sei es kein hochintensives Gefecht, in das sich die Marinesoldaten begeben haben, merkt der Marine-Experte an. Die Huthis seien zwar fortschrittlich bewaffnet, aber trotzdem technologisch unterlegen. Die Fregatte "Hessen" sei dafür gebaut, auch in einem hochintensiven Seegefecht zu bestehen. "Diesen Einsatz kann das Schiff und auch die Besatzung also absolut leisten", so Peters.

Zu dem abgewehrten Angriff von Dienstagabend betont der Marine-Experte, dass noch nicht klar sei, wem der Angriff gegolten hat – einem Handelsschiff in der Nähe der deutschen Fregatte oder der Fregatte selbst.

Wahrscheinlichkeit für einen Schaden am Schiff eher gering

Das US-Regionalkommando erklärte auf der Onlineplattform X lediglich, die in der Nacht abgeschossenen Drohnen seien aus von der Huthi-Miliz kontrollierten Gebieten im Jemen losgeschickt worden. Sie hätten eine "unmittelbare Bedrohung" für Handelsschiffe, die US-Marine und verbündete Schiffe dargestellt.

Wenn ein solcher Angriff der Fregatte "Hessen" selbst gelten würde, werde immer versucht, die Bedrohung so weit wie möglich vom Schiff entfernt zu bekämpfen, erklärt Peters. Ein solches Kriegsschiff habe ein mehrschichtiges Verteidigungssystem für den Fern-, Mittel- und Nahbereich, und im Fall eines Angriffs würden die Systeme für den Fernbereich möglichst als Erstes eingesetzt. Erst dann kämen die des näheren und des Nahbereichs zum Einsatz.

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"Und erst, wenn sämtliche Systeme überwunden wären, würde im schlimmsten Fall das Schiff von einem Flugkörper getroffen werden und Schaden nehmen". Die Wahrscheinlichkeit dafür hält Peters allerdings für gering, denn in den vergangenen Monaten der Huthi-Angriffe seien keine militärischen Einheiten der USA oder Großbritanniens in eine solche Bedrängnis gekommen. Die theoretische Möglichkeit bestehe aber dennoch.

"Das wäre beschämend gewesen"

Trotz der Gefahr sieht Peters die deutsche Beteiligung an der Mission als notwendig an. "Das wäre beschämend gewesen, wenn Deutschland als größte Volkswirtschaft in der EU nicht in der Lage oder nicht willens gewesen wäre, an der Mission teilzunehmen."

Die Fregatte "Hessen" ist Teil des rein defensiv ausgerichteten EU-Militäreinsatzes zum Schutz der Handelsschifffahrt. 18 Länder sind daran beteiligt. Neben Deutschland schicken unter anderem Belgien, Italien und Frankreich Schiffe ins Rote Meer. Darüber hinaus sind Streitkräfte der USA und Großbritanniens in einer eigenen Mission in der Region im Einsatz.

"Nur aus rein militärischer Perspektive wäre eine zentral geführte Operation natürlich sinnvoller", sagt Peters. Dennoch hält er es auf politischer Ebene für wichtig, dass die EU als eigener außen- und sicherheitspolitischer Akteur auftritt und eine eigene EU-geführte Operation aufbaut. "Im Zuge der sicherheitspolitischen Emanzipierung der EU ist das richtig und wichtig."

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Johannes Peters
  • mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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