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Terroranschläge in Sri Lanka: Was bisher über die Attacken bekannt ist


310 Tote in Sri Lanka
Was bisher über die Attacken bekannt ist

Von afp, dpa, nhr

Aktualisiert am 23.04.2019Lesedauer: 4 Min.
Eine Straße in Colombo: Eine srilankanische Frau, die in der Nähe des St-Antonius-Kirche wohnt, läuft in Sicherheit. Am Ostermontag fand die Polizei weitere Sprengsätze in einem in der Nähe der Kirche geparkten Fahrzeug.Vergrößern des BildesEine Straße in Colombo: Eine srilankanische Frau, die in der Nähe des St-Antonius-Kirche wohnt, läuft in Sicherheit. Am Ostermontag fand die Polizei weitere Sprengsätze in einem in der Nähe der Kirche geparkten Fahrzeug. (Quelle: dpa-bilder)
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Die Regierung machte am Montag eine einheimische Islamistengruppe für die Bluttaten mit rund 310 Toten in Sri Lanka verantwortlich. Was bisher bekannt ist.

Binnen kurzer Zeit erschütterten am Morgen des Ostersonntags mächtige Explosionen drei Fünf-Sterne-Hotels in Colombo sowie drei christliche Kirchen in Colombo, dem nahegelegenenen Küstenort Negombo und der Ostküstenstadt Batticaloa.

Was ist geschehen?

Gegen 08.30 Uhr wurde das Hotel Cinnamon Grand getroffen, nach Angaben eines Mitarbeiters sprengte sich der Attentäter am Frühstücksbuffet im Hotel-Restaurant in die Luft. Kurz darauf folgten Anschläge auf das Shangri-La und das Kingsbury, beide ebenfalls Luxus-Hotels.

Weitere Ziele waren Colombos historische Kirche St. Antonius, die Kirche St. Sebastian im Fischer- und Badeort Negombo sowie die Zionskirche in Batticaola. Die Kirchen waren zu dem Zeitpunkt vollbesetzt mit katholischen Gläubigen, die die Ostermesse feierten. Alle sechs Anschläge wurden von Selbstmordattentätern verübt.

Stunden später erschütterten Explosionen in Vororten von Colombo zwei Gebäude, die von Polizisten gerade durchsucht wurden. Bei einer der Detonationen werden drei Polizisten getötet. Am Abend dann wurde in der Nähe der Flughafens eine Rohrbombe entdeckt und entschärft.

In der Nähe der St.-Antonius-Kirche in Colombo ist ein Sprengsatz in einem geparkten Auto gefunden worden. Bombenentschärfer sprengten das Fahrzeug am Montag. An einem anderen Ort der Stadt seien an einer Bushaltestelle 87 Zünder sichergestellt worden. Der Fund des Sprengsatzes und die Sprengung lösten in der Umgebung eine Panik aus.

Wer sind die Opfer?

Am Dienstagmorgen stieg die Zahl der Todesopfer auf 310, mehr als 500 Menschen wurden verletzt. Viele der Opfer sind Katholiken – es waren die bisher schwersten Anschläge in Sri Lanka auf die Minderheit, die sieben Prozent der Bevölkerung ausmacht.

Mindestens 37 der Opfer sind Ausländer. Nach Angaben der Regierung in Colombo waren unter ihnen drei Briten, zwei Türken, ein Portugiese und zwei Urlauber mit britischen und US-Ausweisen. US-Außenminister Mike Pompeo sprach von mehreren getöteten US-Bürgern. Den Anschlägen zum Opfer fielen zudem drei Dänen, ein Japaner, zwei Chinesen und mindestens fünf Inder, wie deren Regierungen bestätigten.


Laut dem niederländischen Außenminister Stef Blok kam auch ein Niederländer ums Leben – einem Zeitungsbericht zufolge handelt es sich um eine 54-jährige Frau. Das Auswärtige Amt gab an, dass ein Todesopfer einen deutschen sowie einen amerikanischen Pass besaß. Es soll sich um einen Mann handeln. Es gebe derzeit keine Informationen über weitere deutsche Opfer.

Wer steht hinter den Anschlägen?

Die Regierung von Sri Lanka machte am Montag eine einheimische Islamistengruppe verantwortlich. Hinter den Anschlägen stehe die Gruppe National Thowheeth Jama'ath (NTJ), sagte ein Regierungssprecher. Nach seinen Angaben glauben die Behörden aber nicht, dass eine kleine Organisation wie die NTJ allein derartig verheerende, koordinierte Angriffe verüben kann. Deshalb werde geprüft, ob die Gruppe "internationale Unterstützung" hatte, welche anderen Verbindungen sie hatte und wie sie zu den Sprengsätzen für die Selbstmordattentate kam.

In einem Schreiben an führende Sicherheitsvertreter hatte Sri Lankas Polizeichef Pujuth Jayasundara bereits am 11. April vor Plänen der NTJ gewarnt, Anschläge auf Kirchen und die indische Botschaft zu verüben. Er berief sich dabei auf einen ausländischen Geheimdienst.

Bislang ist über die Gruppierung nur wenig bekannt. Im vergangenen Jahr wurde sie verdächtigt, für die Beschädigung buddhistischer Statuen verantwortlich zu sein.

Wie reagieren Regierung und Behörden?

Zehn Jahre nach einem blutigen Bürgerkrieg mit tamilischen Rebellen ist die Sorge einer erneuten Eskalation zwischen den verschiedenen Volksgruppen und Religionen groß. Regierungschef Ranil Wickremesinghe rief die Menschen im Land deshalb auf, "unsere Einheit als Srilanker zu wahren". Er versprach, "diese Bedrohung ein für alle Mal auszulöschen".

Die Behörden verstärkten unterdessen die Sicherheitsmaßnahmen – vor allem am Flughafen wurde scharf kontrolliert. Um Falschmeldungen und Gerüchte zu verhindern, wurden Online-Netzwerke gesperrt.

Eine unmittelbar nach den Anschlägen verhängte Ausgangssperre wurde am Montag zunächst ausgesetzt, galt aber erneut für die Nacht zum Dienstag. Ab Mitternacht trat zudem ein Ausnahmezustand mit zusätzlichen Befugnissen für die Sicherheitskräfte in Kraft. Mit den Regelungen erhalten Sicherheitsbehörden erweiterte Befugnisse, etwa für Durchsuchungen und zur Festnahme. Sirisena berief zudem ein dreiköpfiges Untersuchungsteam ein, auch Interpol will Experten entsenden.

Das von Sirisena einberufene dreiköpfige Team soll die Anschlagsserie untersuchen und in zwei Wochen einen ersten Bericht vorlegen. Die internationale Polizeiorganisation Interpol kündigte die Entsendung von Spezialisten mit Expertise in den Bereichen Tatortuntersuchung, Sprengstoff, Terrorismusbekämpfung und Opferidentifizierung an. Einem Bericht der "Washington Post" zufolge entsandte auch die US-Bundespolizei FBI Ermittler nach Sri Lanka und bot offiziell Unterstützung an, etwa bei Laboruntersuchung von Sprengstoffresten. Die Zeitung beruft sich auf Ermittlerkreise. Gleichzeitig rief die Regierung zwei Feiertage aus, Schulen und die Börse blieben geschlossen, um den Straßenverkehr zu verringern.


Regierungen anderer Länder riefen Reisende zu besonderer Vorsicht auf. Vor allem die USA warnten vor weiteren Anschlägen. Unterdessen sorgen sich deutsche Politiker um die Lage der Christen in aller Welt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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