Ex-Außenminister Joschka Fischer: Putin "will die ganze Ukraine"

Wie sollte Deutschland und Europa auf Putins Krieg reagieren? Der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer schlägt eine Doppelstrategie vor. Auch eine Stärkung des Militärs sei erforderlich.

Der ehemalige Außenminister Joschka Fischer hat vor weiteren Invasionsgedanken des russischen Präsidenten Wladimir Putin gewarnt. "Er will die ganze Ukraine, weil das in seinem Weltbild die Voraussetzung für die Wiedergewinnung der russischen Hegemonie in Osteuropa ist", sagte Fischer der Deutschen Presse-Agentur. Danach schließe Fischer nicht aus, dass Putin Russland auch noch weiter ausdehnen könnte.

Als Grund gab Fischer Putins häufig ausgedrücktes Bedauern über den Zerfall der Sowjetunion an. Das sei aus Fischers Sicht "Kern seines Weltbilds". Dementsprechend müsse man die russischen Expansionsgelüste weiter ernst nehmen. Als Konsequenz müsse der Westen sowohl entschlossen, als auch vorsichtig reagieren. "Insofern finde ich die Herangehensweise der Nato sehr richtig zu sagen: Kein Zentimeter Nato-Territorium, aber wir werden keine direkte militärische Konfrontation auf dem Boden der Ukraine suchen."

"Ohne militärische Stärke wird es nicht gehen"

Auch deshalb reagiere die Europäische Union bisher richtig auf Putins Krieg. Fischer sehe die EU in Zukunft auf dem Weg, die Außen- und Sicherheitspolitik stärker zu bündeln. "Ohne militärische Stärke wird es nicht gehen. Insofern sind die Entscheidungen, die der Bundestag treffen wird, von entscheidender Bedeutung. Die Erfahrungen, die jetzt gemacht werden, sind sehr, sehr wichtig für das Entstehen einer neuen EU."

Fischer war von 1998 bis 2005 der erste Außenminister der Grünen unter dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Danach zog er sich aus der aktiven Politik zurück und ist unter anderem als Berater und Lobbyist tätig.