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Probleme im Ukraine-Krieg: Jetzt wütet Putin gegen die eigenen Generäle


Probleme im Ukraine-Krieg
Jetzt wütet Putin gegen die eigenen Generäle

Von Patrick Diekmann

18.03.2022Lesedauer: 3 Min.
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Ukraine-Krieg: Der Militärexperte Petri Mäkelä hat die größten Schwachstellen der Russen verraten – und ihre Reaktion darauf. (Quelle: t-online)

Der Angriff auf die Ukraine wird für Russland zum Desaster. Wladimir Putin greift nun offenbar durch und lässt Generäle festnehmen oder feuern. Wurde der Präsident schlecht beraten – oder droht ihm ein Putsch?

Seine Invasion hat er sich wohl ganz anders vorgestellt: Im Ukraine-Krieg kommt Wladimir Putins Armee nicht wirklich voran, keine der größeren Metropolen konnte bisher erobert werden. Die ukrainischen Truppen und die Zivilbevölkerung leisten erbitterten Widerstand. Gleichzeitig verdichten sich auf russischer Seite die Zeichen, dass die Logistik miserabel ist und die Moral in den eigenen Reihen schwindet. Es droht ein langer Abnutzungskrieg.

Deshalb zerfällt in Russland langsam die Propaganda, dass die "Spezialoperation" nach Plan verlaufe. Und es gibt keinen Zweifel daran, dass Putin mittlerweile wütend nach Verantwortlichen sucht. Mehrere Quellen berichten, dass der Kremlchef russische Generäle verhaften, unter Hausarrest stellen oder feuern ließ, vor allem die Geheimdienste stehen im Fokus. Treibt ihn dabei nur die Unzufriedenheit – oder steckt mehr dahinter?

Generäle werden gefeuert und unter Hausarrest gestellt

Am Freitag verdichten sich Meldungen, dass der russische Geheimdienst FSB Roman Gawrilow, den Vize-Chef der Nationalgarde Rosgvardia, verhaften ließ. Laut Christo Grozev, Russland-Experte des Recherchenetzwerks "Bellingcat", wird ihm vorgeworfen, beim Angriff auf das Nachbarland "Treibstoff verschwendet" zu haben. Das russische Nachrichtenportal "Ura.ru" berichtete nur von einer Entlassung Gawrilows aus unbekannten Gründen, "möglicherweise Kompromittierung".

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Verrat oder Versagen? Das sind offenbar die Gründe für die Absetzung von Gawrilow. Fest steht nur, dass seine Nationalgarde bei dem russischen Vormarsch große Verluste in den eigenen Reihen erlitten hat. Das hing offenbar auch damit zusammen, dass sie in den ersten Kriegstagen oftmals in ungepanzerten Fahrzeugen vorrückte und ein leichtes Ziel für die ukrainische Panzerabwehr war. Das steht sinnbildlich für die Naivität der russischen Generalität, die Putin einen schnellen und leichten Sieg in Aussicht stellte.

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Anzeichen für Unzufriedenheit sieht auch der russische Kremlkenner und Geheimdienstexperte Andrei Soldatow. "Jetzt ist offiziell: Die russische Tageszeitung 'Kommersant' bestätigte den Rücktritt von Gavrilov (seine Verhaftung muss noch bestätigt werden)", schreibt er auf Twitter.

Putin habe in den ersten drei Kriegswochen Sergei Naryschkin, Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR, öffentlich gedemütigt. Er stellte außerdem zwei FSB-Generäle unter Hausarrest und ließ Wiktor Solotow, Chef der Nationalgarde und Mitglied des russischen Sicherheitsrates, feuern.

Russische Generäle getötet?

Ob es auch Widerstand im inneren Kreis des Kremls gegen den Präsidenten gibt, lässt sich momentan noch nicht sagen. Doch eines ist klar: Putins Regime zeigt erste Risse.

Insgesamt hat der Präsident schon acht Generäle im Zuge des Krieges entlassen, weil "sie ihre Aufgaben nicht erfüllt" hätten, heißt es aus dem Kreml. Die ukrainische Armee gab außerdem am Donnerstag auf Facebook bekannt, dass ein russischer Kommandoposten zerstört worden sei und dass dabei auch russische Generäle getötet worden seien.

Die Richtigkeit dieser Darstellung lässt sich nicht überprüfen, aber es würde das Führungsproblem, das die russische Armee im Norden der Ukraine hat, noch weiter verschärfen. Dafür spricht, dass es der Ukraine im Nordwesten von Kiew gelungen ist, Gegenoffensiven zu starten. Man wolle die "Desorganisation" des Gegners nutzen, erklärte Olexij Arestowytsch, Berater des ukrainischen Präsidenten, am Donnerstag. Putin gehen nicht nur die Soldaten aus, sondern auch die Generäle.

Putin bricht mit einem Tabu im Krieg

Mit jedem weiteren Kriegstag steht Putin auch in Russland mehr unter Druck. Selbst im russischen Inlandsgeheimdienst FSB scheint es Unzufriedenheit zu geben, was aufgrund von Putins eigener Geheimdienstvergangenheit bemerkenswert ist.

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So habe der Kremlchef bei einem Treffen des Sicherheitsrates die Auslandverantwortlichen des FSB scharf attackiert, berichtete Soldatow. Der Leiter der FSB-Abteilung Sergei Beseda und sein Stellvertreter wurden unter Hausarrest gestellt, weil sie angeblich Informationen für Putin vor dem Krieg frisiert hätten.

Das ist ein erneuter Anhaltspunkt dafür, dass sich Putin mit seiner Invasion komplett verrechnet hat. Der Kreml schätzte im Vorfeld weder den Widerstand der ukrainischen Bevölkerung noch die scharfen Sanktionen des Westens richtig ein.

Der "Schlamassel" für Putin sei so groß, dass er "mitten im Rennen auf andere Pferde setzt – ein Tabu im Krieg", schreibt "Bellingcat"-Journalist Grozev. Dieses Urteil könnte der Ukraine zumindest etwas Hoffnung geben, auch wenn Putin seine Kriegsziele noch immer mit Gewalt erreichen will und noch kein ernsthaftes Interesse an Verhandlungen zeigt.

Auf jeden Fall gerät der Präsident unter Zugzwang, auch wenn es noch keine sicheren Berichte über Widerstand im inneren Kreis des Kremls gibt. Innenpolitisch braucht er, auch vor der eigenen Bevölkerung, dringend Erfolge. Erfolge, die in der Ukraine bislang ausbleiben.

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