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Ex-Oligarch Chodorkowski bei "Markus Lanz": "Putin ist ein Gangster"


Ukraine-Talk bei "Markus Lanz"
Ex-Oligarch Chodorkowski: "Putin ist ein Gangster"

Von Charlotte Zink

Aktualisiert am 24.03.2022Lesedauer: 3 Min.
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Michail Chodorkowski schaut in die Kamera: Der Ex-Oligarch kritisiert Wladimir Putin scharf.Vergrößern des Bildes
Michail Chodorkowski schaut in die Kamera: Der Ex-Oligarch kritisiert Wladimir Putin scharf. (Quelle: ap)

Der ehemalige russische Top-Unternehmer Michail Chodorkowski hat sich bei "Markus Lanz" für harte Sanktionen gegenüber Putins gut betuchten Vertrauten ausgesprochen. Er hält wenig von Verhandlungen und sagt, was der Westen stattdessen tun sollte.

Der Ukraine-Krieg dauert an und damit das Ringen um Frieden. Um dem Blutvergießen ein Ende zu bereiten, bemühen sich westliche Staatschefs seit Wochen in Gesprächen mit Russlands Präsident Wladimir Putin als Vermittler. Bei "Markus Lanz" erklärte der ehemalige Oligarch Michail Chodorkowski am Mittwoch, warum das aus seiner Sicht bisher erfolglos blieb.

Die Gäste:

  • Natalia Klitschko, Sängerin
  • Janis Kluge, Ökonom
  • Sebastian Fiedler, SPD-Politiker
  • Michail Chodorkowski, Unternehmer
  • Solomiya Vitvitska, Journalistin

Das Hauptproblem sei, dass die westlichen Politiker Putin so begegneten, wie sie es aus dem Umgang mit anderen Staatsmännern gewohnt seien. Das sei jedoch kein erfolgversprechender Weg, weil Putin anders ticke. "Er ist ein Gangster und er sieht die Verhandlungen ganz anders", so Chodorkowski.

Wenn Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Putin sieben- oder achtmal anrufe, interpretiere der Kreml-Chef das nicht als den Willen, zu verhandeln, sondern als "Demütigung und Schwäche".

Zu Verhandlungen werde es erst kommen, wenn der Westen dem russischen Präsidenten Stärke demonstriere. Konkret hielt Chodorkowski eine Flugverbotszone über der Ukraine für notwendig. Damit sich Russland jedoch nicht in die Enge getrieben fühle, sollte die Atom-Macht nicht angegriffen werden.

Chodorkowski sprach sich auch für "sehr harte Sanktionen" gegen Putins enges Umfeld aus. So könne verhindert werden, dass das Geld, das aus Oligarchen-Taschen an die Regierung fließe, in Waffen gegen die Ukraine investiert werde.

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Auf Lanz' Nachfrage nach Putins eigenem Vermögen erklärte der Unternehmer, dass der Präsident zwar zweifelsohne zu den reichsten Männern der Welt gehöre, aber anders als Unternehmer wie Bill Gates das Geld nicht auf seinem Privatkonto habe. Stattdessen komme er nur in der Rolle des Präsidenten an sein Vermögen.

Kriminalbeamter Fiedler: "Wie bei anderen Schwerverbrechern"

Sanktionen gegen russische Oligarchen befürwortete am Mittwoch auch der frühere Vorsitzende vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK), SPD-Politiker Sebastian Fiedler. "Sanktionen tun weh, wenn wir sie gut machen", so der Kriminalhauptkommissar.

Chodorkowskis Beschreibung von Putin als Gangster nannte Fiedler "einigermaßen gut und zutreffend". Weil die Machtbasis in Putins System unter anderem durch die riesigen Vermögenswerte der Oligarchen bestimmt werde, sei die Konzentration auf diese aus seiner Sicht "absolut richtig". "So wie es bei anderen Schwerverbrechern richtig ist, ihnen die Kohle wieder abzunehmen", erklärte Fiedler.

Kluge: Sanktionen können Krieg nicht stoppen

Skeptisch zeigte sich hingegen Ökonom Janis Kluge. Der Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik befürwortete Sanktionen gegen superreiche Russen zwar, wies jedoch darauf hin, dass man sich nicht die Hoffnung machen dürfe, den Krieg damit zu stoppen.

Die Macht Putins in Russland sei nicht vom Zugriff auf ausländische Konten durch Oligarchen abhängig. So hätten diese auch nicht die Möglichkeit, auf Putin einzuwirken. Vor dem Hintergrund, den Krieg zu beenden, appellierte Kluge dafür, sich auf Maßnahmen wie ein Energie-Embargo zu konzentrieren.

Klitschko: Brüder werden Ukraine bis zum Schluss verteidigen

Wie sehr das ukrainische Volk unter dem Krieg leidet, berichteten bei Markus Lanz im Studio Natalia Klitschko und per Video die ukrainische Journalistin Solomiya Vitvitska, die in Kiew lebt.

Die ukrainische Sängerin Klitschko, die mit Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko drei Kinder hat, nahm nach der Flucht jüngst Mutter, Schwester und Neffe in ihrem Hamburger Zuhause auf. Über die Klitschko-Brüder Vitali und Wladimir, die beide in Kiew kämpfen, sagte sie: "Man sieht dieses Leid, diese Trauer, diese Wut" in ihren Gesichtern. Sie ist sich sicher, dass beide bis zum letzten Tag die Ukraine verteidigen würden.

Kritik an der Bundesregierung

Journalistin Vitvitska meldete sich aus der Ukraine mit den Worten "vor zehn Minuten war Luftalarm" – sie sei schon fast daran gewöhnt. Ihren Auftritt bei Lanz nutzte die Reporterin für einige deutliche Worte an die deutsche Regierung. "Wir sind hier in der Ukraine erschüttert und entsetzt, dass Deutschland, das stärkste Land in Europa, so schwach reagiert", sagte Vitvitska.

Während Menschen "abgeschlachtet" würden, diskutiere, hoffe und bete die deutsche Regierung. Eine derartige Schwäche habe den Krieg aus ihrer Sicht überhaupt erst möglich gemacht.

"Wir sind verzweifelt, bitte warten Sie nicht mehr mit den Sanktionen", so die Journalistin. Weiter führte sie aus: "Bitte gebt uns alles, was ihr habt! Schickt es schneller!" Die ukrainische Armee kämpfe derzeit schließlich nicht nur für die Ukraine, sondern die Freiheit ganz Europas.

Freundliche Worte richtete Vitvitska an das deutsche Volk. Für die Unterstützung bedanke sie sich "von ganzem Herzen", so die 41-Jährige, die plant, in Kiew zu bleiben. Klitschko erklärte am Mittwoch mit Blick auf die Zukunft ihrer Heimat: "Das Einzige, was bleibt, ist Hoffnung!"

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 23. März 2022
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