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Wladimir Putin: Die beunruhigende Botschaft hinter seinem Zaren-Vergleich


"Zurückholen, was Russland gehörte"
Die beunruhigende Botschaft hinter Putins Zaren-Vergleich

Von t-online, mk

Aktualisiert am 10.06.2022Lesedauer: 3 Min.
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Ukraine-Krieg: Anlässlich des 350. Geburtstages von Peter dem Großen zieht der russische Präsident Putin Parallelen zwischen sich und dem Zar. (Quelle: t-online)
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Wenn Wladimir Putin über die russische Geschichte redet, hat er stets die Gegenwart im Blick. Sein jüngster Exkurs über Zar Peter den Großen liest sich wie eine Drohung gegen den Rest Europas.

In einem wortreichen Artikel behauptete Wladimir Putin im Juli 2021, dass die Ukraine gar keine von Russland unabhängige Nation sei. Die Trennung der beiden sei ein historischer Fehler, vorangetrieben von äußeren Feinden und schwachen Führern im Innern. Bis ins 17. Jahrhundert ging der Kremlchef zurück, um seinen vermeintlichen Anspruch auf das Nachbarland zu rechtfertigen. Neun Monate später fielen russische Truppen in die Ukraine ein. Wenn Putin sich jetzt mit Peter dem Großen vergleicht, ist also Aufmerksamkeit geboten.

"21 Jahre lange führte Peter der Große den Großen Nordischen Krieg gegen Schweden", so Putin am Donnerstag bei der Eröffnung einer Ausstellung zum 350. Geburtstag des Zaren. "Und auch wenn es so aussieht, als hätte er Schweden etwas weggenommen, hat er doch in Wahrheit nur zurückgeholt, was Russland gehörte. Offenbar ist es auch unser Los: zurückzuholen und das Land zu stärken. Wenn wir dies als Grundlage unsres Daseins akzeptieren, werden wir die vor uns liegenden Aufgaben lösen."

Krieg gegen Schweden machte Russland zur Großmacht

Der Krieg, über den Putin hier spricht, dauerte von 1700 bis 1721 und begründete Russlands Status als Großmacht. In mehreren Friedensverträgen wurde die europäische Landkarte neu gezeichnet, Russland löste Schweden als Vormacht in der Ostsee ab und verleibte sich Estland, Livland und Karelien ein. Die Region gehörte bis dahin zu Schweden, jetzt gründete der Zar dort das nach ihm benannte Sankt Petersburg.

Der Krieg leitete auch den Niedergang der Königlichen Republik Polen-Litauen ein, die seit dem 14. Jahrhundert einen gemeinsamen Staat bildeten, der das heutige Litauen, Lettland und Belarus sowie große Teile der heutigen Ukraine und kleinere Teile des heutigen Russlands, Estlands, Rumäniens und der Republik Moldau umfasste.

Putin missbraucht das Trauma der Fremdbestimmung

Aber was will uns Putin damit sagen? Der Hinweis auf den 21 Jahre dauernden Krieg dürfte sich an das heimische Publikum richten. Nach 107 Tagen "militärischer Spezialoperation in der Ukraine" wachsen auch in Russland Skepsis und Unzufriedenheit über den Verlauf des Krieges, der eigentlich nur drei Tage dauern sollte. Die Botschaft scheint klar: Genau wie Peter der Große befinde sich auch Putin auf historischer Mission zur Wiederherstellung russischer Größe. Nur Geduld, und wenn es Jahre dauert!

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Wie eine Drohung liest sich dagegen der Hinweis auf den Sieg Peters des Großen über Schweden, zu dem damals auch Finnland gehörte. Nach dem Überfall auf die Ukraine wollen beide Länder ihre Neutralität aufgeben und der Nato beitreten – der Kreml spricht von einer direkten Bedrohung russischer Interessen in der Ostsee und droht bereits mit der Stationierung weiterer Truppen. Wenn Putin sich jetzt mit Peter vergleicht, heißt das: Wir haben euch einmal besiegt, wir können es wieder tun!

Die Drohung dürfte aber nicht nur in Skandinavien verstanden werden. Die baltischen Länder und Polen gehören zu den entschiedensten Unterstützern der Ukraine. Mehr Waffenhilfe leisten nur die USA und Großbritannien. Das Trauma von Teilung und Fremdbestimmung ist in den Ländern zwischen Deutschland und Russland besonders ausgeprägt und wurzelt in eben jener Epoche, auf die sich Putin nun beruft. Erst am Donnerstag stellte Putins Partei "Einiges Russland" die seit 1991 geltende Unabhängigkeit Litauens in Frage. Auch hier scheint die Botschaft klar: Ihr habt keine Chance gegen Russland, nicht einmal, wenn ihr euch verbündet.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
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