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Norwegen | Oslo: Zwei Menschen vor Nachtclub erschossen – Verletzte


Schüsse in Oslo
Geheimdienst spricht von islamistischem Terror

Von t-online, afp, dpa, rtr, wan

Aktualisiert am 25.06.2022Lesedauer: 3 Min.
Absperrungen rund um den Tatort in Oslo: Zwei Menschen sind ums Leben gekommen. (Quelle: Glomex)
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Ein Mann hat in Oslo zwei Menschen vor einem Nachtclub erschossen und weitere verletzt. Nun hat Norwegen die Terrorwarnstufe erhöht.

Nach den tödlichen Schüssen in Oslo hat Norwegen die nationale Terrorwarnstufe auf die höchste Stufe angehoben. Die Gefahr einer terroristischen Bedrohung sei "außergewöhnlich" hoch, teilte der norwegische Geheimdienst PST am Samstag mit, wie der Sender NRK berichtete. Man betrachte die Tat als islamistischen Terroranschlag. Nun gilt Terrorwarnstufe fünf. Bisher war es Stufe drei.

Im Zentrum der norwegischen Hauptstadt erschoss ein mutmaßlicher Einzeltäter in der Nacht zum Samstag zwei Menschen. Mindestens 21 weitere wurden nach Angaben der Polizei verletzt, zehn davon schwer. Ermittelt wird jetzt auch wegen Terrorverdachts. Man gehe stark von Hasskriminalität aus, sagte Inspektor Tore Soldal. Bei dem Angreifer soll es sich um einen Norweger mit iranischen Wurzeln handeln. Er gilt demnach als mutmaßlicher Islamist.

Der Nachtclub "London Pub" – das Hauptziel der Angriffe – gilt in Oslo als beliebter Treffpunkt für Schwule, Lesben und andere Angehörige der queeren Szene. Auf der eigenen Internetseite beschreibt sich der Club als beste "Gay Bar" der Stadt und "Schwules Hauptquartier seit 1979". Eigentlich wollten dort viele ins Wochenende hineinfeiern: Am Samstag hätte in Oslo nach Absagen wegen der Corona-Pandemie erstmals wieder eine "Pride-Parade" stattfinden sollen – sie fiel jetzt wieder aus.

42-Jähriger schon vorher straffällig

Das "London Pub" war nicht der einzige Tatort – auch an anderen Orten der Partymeile fielen Schüsse. Noch in der Nacht nahm die Polizei einen Verdächtigen in der Nähe des Tatorts fest. Dabei hätten anwesende Zivilisten geholfen. Ermittler Christian Hatlo sagte der norwegischen Zeitung "VG", der 42-Jährige sei zuvor schon straffällig geworden. Wegen Drogendelikten sei er zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt worden. In der Nacht durchsuchte die Polizei seine Wohnung.

Am Nachmittag wurde der Festgenommene erstmals verhört. Dieser sei misstrauisch gegenüber der Polizei, sagte sein Verteidiger John Christian Elden danach dem Sender NRK. Man müsse vorsichtig mit Spekulationen sein, was das Motiv angehe. Auch der mentale Gesundheitszustand des Mannes soll untersucht werden.

Entsetzen in Norwegen

In Norwegen löste die Tat Entsetzen aus. König Harald V. (85) rief seine Landsleute auf, zusammenzustehen. Es gelte, gemeinsame Werte wie Freiheit, Diversität und Respekt füreinander hochzuhalten, damit alle sich sicher fühlen könnten. Ministerpräsident Jonas Gahr Støre sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl nach einem "grausamen und zutiefst schockierenden Angriff" aus. Der queeren Gemeinschaft versicherte der Sozialdemokrat: "Wir stehen an eurer Seite." Die frühere konservative Regierungschefin Erna Solberg sagte, die Freiheit, zu lieben, wen immer man möge, sei attackiert worden.

Umringt von einer großen Menschentraube legte Kronprinz Haakon von Norwegen am Nachmittag gemeinsam mit Ministerpräsident Støre am Tatort Blumen nieder. Das Glockenspiel des Rathauses spielte "Somewhere over the Rainbow". Am Sonntag wollten die Royals an einem Trauergottesdienst in der Kathedrale von Oslo teilnehmen.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz brachte auf Twitter seine Betroffenheit zum Ausdruck. Er schrieb, der Kampf gegen den Terror eine Deutschland und Norwegen.

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"Pride-Parade" abgesagt

Die Organisatoren von Oslos "Pride Parade", die eigentlich am Samstag ihre 40. Parade feiern wollten, sagten auf Anraten der Polizei die gesamte Veranstaltung ab. "Wir werden bald wieder stolz und sichtbar sein", sagte "Pride"-Chefin Kristin Haugsevje. Nun wolle man aber innehalten und den Angehörigen der Opfer Liebe und gute Wünsche senden. Oslos Bürgermeisterin Marianne Borgen hatte erst am Freitagabend davon berichtet, wie sehr sich die Stadt nach Jahren der Pandemie auf die Parade freue. Regenbogenfahnen waren auch am Samstag noch in ganz Oslo zu sehen – nicht nur Restaurants und Bars, sondern auch Botschaften und offizielle Gebäude.

Am Vorabend des geplanten Spektakels hatte es in der Stadt vielerorts bereits Feiern bis tief in die Nacht gegeben. Selbst kurz vor Mitternacht war es in der Juni-Nacht noch nicht ganz dunkel. Im "London Pub" verwandelte sich die ausgelassene Stimmung dann aber in Panik, nachdem die ersten Schüsse fielen. Ein Augenzeuge berichtete dem Sender NRK, er sei ins Innere geflohen und habe so viele Menschen mitgenommen wie möglich.

Am Samstagmorgen war auf der Feiermeile im Zentrum statt "Pride"-Kostümen viel Absperrband zu sehen. Die Polizei sperrte die Gegend um die "London Bar" großräumig ab. Der norwegische Geheimdienst PST schrieb auf Twitter, es gebe keine Anzeichen auf weitere geplante Gewalttaten.

Verwendete Quellen
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