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Hamas an der Börse: Verdienen Terroristen mit dem Angriff auf Israel Geld?


Millionen an der Börse
Nutzte die Hamas ihren Angriff für Aktiengeschäfte?

Von Malte Bollmeier

Aktualisiert am 05.12.2023Lesedauer: 3 Min.
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Haben sie Millionen mit dem Angriff auf Israel verdient? Forscher sehen Hinweise auf verdächtige Börsengeschäfte, die womöglich von Hamas-Terroristen gemacht wurden.Vergrößern des Bildes
Haben sie Millionen mit dem Angriff auf Israel verdient? Forscher sehen Hinweise auf verdächtige Börsengeschäfte, die womöglich von Hamas-Terroristen gemacht wurden. (Quelle: t-online)

Unbekannte Investoren haben am Angriff auf Israel Millionen verdient. Eine Studie legt nahe, dass sie von dem bevorstehenden Massaker gewusst haben müssen.

Die Terrororganisation Hamas könnte durch Aktiengeschäfte Millionen US-Dollar an ihrem Angriff auf Israel verdient haben. Das legen US-amerikanische Forscher in einer Studie nahe, die sich mit Investitionen um den Zeitpunkt des Massakers befasst. Denn der Angriff der Hamas hat Israel nicht nur in seinem Sicherheitsempfinden getroffen, sondern auch wirtschaftlich geschadet. So fiel etwa der Aktienindex Tel-Aviv 35, das israelische Pendant zum deutschen Dax, auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren, schreibt die Investmentseite "investing.com".

Von diesem Einbruch scheint jemand im Voraus gewusst und gezielt mit Leerverkäufen an den Börsen in New York und in Tel Aviv gegen den israelischen Markt gewettet zu haben – um so Millionengewinne einzufahren. Wie hoch die Gewinne der unbekannten Investoren genau waren, schreiben die Forscher nicht.

Laut der Studie ist unklar, wer genau die Investoren sind. Angesichts der Untersuchung gilt es aber als wahrscheinlich, dass sie mit der Hamas in Verbindung stehen: "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Investoren über den Angriff informiert waren und von den tragischen Ereignissen profitierten", schreibt das Forschungsteam um die Juraprofessoren Robert J. Jackson Junior und Joshua Mitts.

Kein Zufallstreffer

Mitts ist Experte für Leerverkäufe. Bei diesen grundsätzlich legalen Transaktionen leiht sich ein Investor Aktien, verkauft sie, kauft sie später wieder ein und gibt sie dem Verleiher zurück. War der Verkaufspreis höher als der Einkaufspreis, macht der Investor Gewinn. Im Rahmen dieses Mechanismus hätten unbekannte Käufer in Aktienfonds wie den EIS an der New Yorker Börse investiert. Der EIS bildet die wichtigsten israelischen Aktienindizes ab. Wer also gegen EIS wettet, wettet gegen die israelische Wirtschaft.

Am 2. Oktober sei ein Volumen von 227.000 Einheiten gehandelt worden, im Vergleich zu normalerweise wenigen Tausend am Tag. Das deute darauf hin, dass es sich weder um Zufall noch um eine normale Risikoinvestition handelte, sondern dass die Investoren großes Vertrauen darauf hatten, dass die Kurse fallen und sie Gewinne machen würden.

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Und so kam es auch: Der Wert des EIS fiel um 17,5 Prozent in den ersten 20 Tagen nach dem Massaker. Wenn sich also ein Investor EIS-Anteile lieh, sie für 54 US-Dollar pro Stück vor dem Angriff verkaufte und sie nach dem Angriff für 44,50 US-Dollar wieder einkaufte und dem Verleiher zurückgab, machte er einen Gewinn von 9,50 US-Dollar pro Einheit.

Ähnliche Investitionsmuster im Frühjahr

Um zu prüfen, ob die Leerverkäufe möglicherweise ein Glückstreffer waren, verglichen die Forscher in ihrem 67 Seiten langen Bericht die Investitionen in den EIS mit Transaktionen bei anderen Wirtschaftskrisen. Die Zahl der Leerverkäufe mit EIS-Anteilen sei dieses Mal deutlich höher als bei der Finanzkrise 2008, beim Israel-Gaza-Krieg 2014 oder während der Corona-Pandemie. Auch die geplante Justizreform von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, die in Israel große Proteste ausgelöst hatte, habe keine vergleichbaren Investitionen hervorgerufen.


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Ganz im Gegenteil: Zum Zeitpunkt der Investitionen am 2. Oktober habe es in Israel keine bemerkenswerten wirtschaftlichen Entwicklungen gegeben, denn zu der Zeit waren die jüdischen Feiertage des Laubhüttenfestes. Obendrein seien Leerverkäufe eine riskante Angelegenheit: Investoren gingen solche Risiken normalerweise vor allem dann ein, wenn sie Anhaltspunkte für eine negative Marktentwicklung hätten. Der israelische Aktienmarkt entwickelte sich vor dem Angriff aber positiv.

Der Verdacht einer Investition aus Hamas-Kreisen verdichtet sich dadurch, dass es im Frühjahr ein ähnliches Investitionsmuster gegeben habe. "Das Volumen von Leerverkäufen beim EIS-Fonds erreichte am 3. April ein ganz ähnliches Volumen wie am 2. Oktober", schreiben die Forscher. Kurz darauf habe Israel herausgefunden, dass die Hamas für den 5. April einen Angriff geplant, aber kurzfristig abgebrochen hatte.

Behörden könnten Gewinne einfrieren

Der israelischen Zeitung "Haaretz" zufolge sei es für Investoren legal, das Wissen von einem bevorstehenden Terroranschlag wirtschaftlich auszunutzen. Nur wenn US-amerikanische und israelische Behörden nachweisen können, dass die Hamas als Terrororganisation an den Transaktionen beteiligt war, könnten sie gegen die Investitionen vorgehen und beispielsweise Gewinne einfrieren.

Tausende Terroristen der Hamas und anderer Gruppierungen hatten Israel am 7. Oktober überfallen und ein Massaker angerichtet. Rund 1.200 Menschen wurden ermordet, der Großteil davon Zivilisten. Rund 240 Menschen wurden an dem Tag in den Gazastreifen verschleppt. Vergangene Woche wurden während einer Feuerpause 105 Geiseln im Austausch gegen 240 palästinensische Gefängnisinsassen freigelassen.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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