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Spionageballons: Droht jetzt eine Eskalation zwischen China und den USA?


Ballons und ein verdächtiger Zylinder
Droht jetzt eine Eskalation zwischen China und den USA?

Von dpa, afp, reuters, te

Aktualisiert am 13.02.2023Lesedauer: 3 Min.
USA weisen Anschuldigungen zurück: "Wir lassen keine Ballons fliegen". (Quelle: Glomex)
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Die USA haben mehrere Ballons vom Himmel geschossen. Die Vermutung der Amerikaner: Systematische Spionage durch China. Droht jetzt eine Eskalation des Konflikts?

Seit Anfang Februar mehren sich die Sichtungen von mutmaßlichen Spionageballons. Sie tauchen vor allem im Luftraum der Vereinigten Staaten und Kanada auf, wurden aber auch schon über Lateinamerika gesichtet.

Die USA haben am Sonntag bereits das vierte Flugobjekt mit Kampfjets abgeschossen. Aber was fliegt dort eigentlich über die USA hinweg? Und wie reagieren die Chinesen? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist bisher passiert?

Am 2. Februar meldeten die USA erstmals die Sichtung eines chinesischen Spionageballons über dem dünnbesiedelten US-Bundesstaat Montana. Er flog in einer Höhe von zwölf Kilometern – eine ungewöhnlich niedrige Höhe für einen Ausspähflug.

Zunächst debattierte man in Washington darüber, ob und wie der Ballon abgeschossen werden sollte. Präsident Joe Biden entschied sich dafür, den Ballon einige Tage durch den US-Luftraum ziehen zu lassen und ihn dann über dem Atlantik abzuschießen. Am 4. Februar holte ein Kampfflugzeug über der Küste von South Carolina den Ballon vom Himmel.

Doch dabei sollte es nicht bleiben. Am vergangenen Wochenende rückten US-Kampfjets drei weitere Male aus, um Ballons über den Bundesstaaten Michigan, Alaska und über dem kanadischen Yukon-Territorium abzuschießen. Die Sicherheitsbehörde FBI hat Teile der abgeschossenen Ballons als Beweisstücke gesichert und untersucht die Trümmer.

Was ist Neues über die Ballons bekannt?

Über den ersten gesichteten Ballon ist mehr bekannt als über die weiteren abgeschossenen Flugobjekte. Er soll auf einer Höhe von etwa zwölf Kilometern geflogen sein. Das Pentagon erklärte zudem, der Ballon sei in etwa so groß "wie drei Busse". Außerdem sei er laut US-Außenministerium in der Lage gewesen, Kommunikationssignale abzuhören.

Das Flugobjekt, das die Amerikaner am Sonntag über Michigan vom Himmel holten, soll einem Vertreter der US-Regierung zufolge achteckig gewesen sein, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Das Objekt sei in einer Höhe von sechs Kilometern unterwegs gewesen und habe keine erkennbare Ladung gehabt. Mehr ist bislang offiziell noch nicht bekannt.

US-Senator Chuck Schumer sagte im Gespräch mit AP, dass es sich bei diesem und den beiden weiteren Flugobjekten, die in den letzten drei Tagen über den USA und Kanada abgeschossen wurden, ebenfalls um Ballons handele. Der über Alaska abgeschossene Ballon soll etwa so groß "wie ein Kleinwagen" gewesen sein.

Einen weiteren Ballon zerstörten die US-Streitkräfte über Kanada. Laut Regierungsangaben hatte er eine "zylindrische Form" und flog ebenfalls in einer Höhe von etwa zwölf Kilometern. Woher das verdächtige Flugobjekt kommt, ist unklar. Er soll kleiner sein als der erste Spionageballon.

Warum musste der Abschuss sein?

Der Ballon sei eine "ernsthafte Bedrohung" für die Sicherheit der kanadischen Bürgerinnen und Bürger, erklärte Kanadas Premier Justin Trudeau am Sonntag auf einer Pressekonferenz. Daher habe er in Abstimmung mit den Vereinigten Staaten den Befehl zum Abschuss gegeben.

Auch die USA begründen die Abschüsse der Ballons mit Sicherheitsbedenken – und einem Bruch es Völkerrechts. "Es ist unser Luftraum. Sobald es in unseren Raum kommt, können wir damit machen, was wir wollen", erklärte US-Präsident Biden am Samstag. Völkerrechtlich gehört der Luftraum über dem Landgebiet eines Staates zu dessen Hoheitsgebiet. Dementsprechend gelten in der Luft die gleichen Gesetze wie am Boden.

Hat die Überwachung mit Ballons System?

Ja, sagen zumindest die USA. Demzufolge gebe es eine ganze Flotte an chinesischen Überwachungs- und Spionageballons. Sie sollen bislang etwa 40 Länder auf fünf Kontinenten überflogen haben.

Die Ausrüstung der Ballons unterscheide sich von Wetterballons, auch die Flughöhe sei dafür zu gering. China bestreitet diese Anschuldigungen und behauptet, die Ballons seien für zivile Einsätze gedacht gewesen und vom Weg abgekommen. Wozu zivile Ballons Ausrüstung zum Abfangen von Telekommunikation dabei hätten, kommentierte Peking nicht.

Droht jetzt eine Eskalation zwischen den USA und China?

Unmittelbar nach dem Abschuss des ersten Ballons schien es so, als würde sich die Stimmung zwischen Washington und Peking deutlich verschlechtern. Noch am vergangenen Donnerstag hatte China ein Gespräch mit US-Verteidigungsminister Austin abgelehnt: "Die unverantwortliche und ernsthaft irrtümliche Herangehensweise der USA hat keine passende Atmosphäre für den Dialog und Austausch zwischen den beiden Armeen geschaffen", hieß es aus Peking.

Mittlerweile scheint es diesen Dialog zumindest wieder zu geben. Am Sonntag habe es trotz des neuerlichen Abschusses über Michigan Kontakte zur Volksrepublik China wegen des Höhenballons gegeben, sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Melissa Dalton am Sonntag vor Journalisten.

Nichtsdestotrotz sind die Wogen zwischen den geopolitischen Kontrahenten keineswegs geglättet. Wang Winbin, stellvertretender Sprecher des chinesischen Außenministeriums, erklärte am Montag auf einer Pressekonferenz, amerikanische Spionageballons seien seit 2022 mindestens zehnmal in den chinesischen Luftraum eingedrungen. Die Aussage konnte nicht unabhängig verifiziert werden. Wang ermahnte die USA weiterhin, "ihr Verhalten zu reflektieren" und keine Konfrontation zu provozieren, berichtet die "New York Times".

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