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Wie die Presse auf Merkels Klartext-Rede reagiert


"Deutschland wird die dominante Kraft"

Von afp, dpa, rok

Aktualisiert am 29.05.2017Lesedauer: 3 Min.
Angela Merkel hat sich bei ihrer Rede in einem Bierzelt auf der Truderinger Festwoche klar von Trump distanziert.Vergrößern des BildesAngela Merkel hat sich bei ihrer Rede in einem Bierzelt auf der Truderinger Festwoche klar von Trump distanziert. (Quelle: dpa)
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Donald Trumps Konfrontationskurs beim G7-Gipfel hat bei den Verbündeten für heftige Irritationen gesorgt. Angela Merkel reagierte unmissverständlich und erklärte bei ihrem Bierzelt-Auftritt in München, die USA seien kein verlässlicher Partner mehr. Lesen Sie die internationalen Pressestimmen auf Merkels klare Ansage.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt zu den Konsequenzen aus Trumps Auftritt: "Für die weltpolitische Verantwortung der Vereinigten Staaten hat [Trump] kein Verständnis. Autokraten schmeichelt er auf peinlichste Weise, gegenüber Demokraten wird er grob und beleidigend. [...] Für die Europäer ist das eine bittere Erfahrung. Jetzt sagt sogar Bundeskanzlerin Merkel deutlich: 'Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei. Das habe ich in den letzten Tagen erlebt.' Die Europäer müssen sich weiterhin pragmatisch um einen Interessenausgleich bemühen. Sie können aber die Augen nicht davor verschließen, dass sie in der aufgewühlten Welt des 21. Jahrhunderts für ihre Sicherheit und ihren Wohlstand mehr denn je selbst einzustehen haben. Dabei dürfen sie sich nicht unterschätzen, aber auch nicht überschätzen. Trumps Amerika vollzieht jedenfalls eine Zeitenwende."

"Die Welt ist mit Trump noch unberechenbarer und gefährlicher geworden"

Die "Süddeutsche Zeitung" warnt vor einer kompletten Abkehr von Trumps USA: "Inhaltlich gesehen war die erste G-7-Konferenz mit Trumps Beteiligung ein kapitaler Fehlschlag. Weder in der Flüchtlings- noch in der Klima-, Handels- oder Entwicklungspolitik gab es Fortschritte. Die Kluft zwischen den USA und den übrigen Partnern war in Taormina so groß, dass sich die Frage nach dem Sinn solcher Gipfel stellt. [...] Die Welt ist mit Trump zweifellos noch unberechenbarer und gefährlicher geworden. Und doch gilt: Ohne die USA werden die allermeisten Probleme nicht zu lösen sein. Und gegen sie schon gar nicht."

"Erdbebenartige Verschiebung der transatlantischen Beziehungen"

Die "New York Times" spricht von einer "erdbebenartigen Verschiebung der transatlantischen Beziehungen" und erwartet: "Wenn die Vereinigten Staaten weniger gewillt sind, im Ausland einzugreifen, wird Deutschland in einer Partnerschaft mit Frankreich die zunehmend dominante Kraft." Merkel wolle mit ihrem Statement zu den veränderten Beziehungen zu den USA die Deutschen darauf vorbereiten, dass sie in Zukunft "eine aktivere Rolle in Europa spielen werden - und darauf, dass Berlin bei die Krisen in Europa und in der restlichen Welt mehr eingebunden sein wird".

"Merkel redet schonungslos Tacheles"

Auch die italienische Tageszeitung "La Repubblica" beschäftigt sich mit der Bierzelt-Äußerung von Merkel und schreibt: "Merkel hat Tacheles geredet mit Blick auf das Benehmen des amerikanischen Präsidenten. 'Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei. Das habe ich in den letzten Tagen erlebt', also in der Auseinandersetzung mit Trump während dessen ersten zwei Etappen in Europa, auf dem Nato-Gipfel von Brüssel und beim Gipfel der großen Sieben auf Sizilien. Und die Kanzlerin hat, nicht zufällig, einen Satz wiederholt, den sie bereits anderentags bei der Ankunft von Trump gesagt hatte: 'Wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich in die eigene Hand nehmen'. Ungewöhnlich schonungslose Sätze für die christdemokratische Anführerin, die normalerweise dazu neigt, versöhnliche und mildere Töne anzuschlagen."

Merkel erinnert den US-Präsidenten an die harte Realität

Die Pariser Tageszeitung "Libération" geht auf die zukünftige Zusammenarbeit von Emmanuel Macron mit Merkel und deren Umgang mit Trump ein: "Macron weiß Trump die Hand zu schütteln, die Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen und Freundschaften zu pflegen. Das diplomatische Ballett, das er zusammen mit Merkel aufgeführt hat, zeugt von Können. Die beiden europäischen Partner scheinen bereits ein wahres 'Power Couple' zu bilden [...]. Macron, der kleine Neue, bietet Trump bei der Klimafrage einen möglichen, das Gesicht wahrenden Ausweg an, während Merkel den US-Präsidenten an die harte Realität erinnert. Wir werden diese Woche sehen, ob Trump die ausgestreckte Hand im Namen der gegenseitigen Interessen ergreift."

"Das Bierzelt in München könnte ein Wendepunkt in den transatlantischen Beziehungen sein"

Die belgische Zeitung "De Tijd" kommentiert die Reaktion von Merkel auf den Europa-Besuch von Trump folgendermaßen: "Die Antwort auf den Bulldozer-Präsidenten kam aus einem Bierzelt in München. Die deutsche Kanzlerin hat erkennbar die Nase voll vom amerikanischen Präsidenten. Nach einem bemerkenswerten Besuch im Weißen Haus, bei dem Merkel bereits sichtlich von ihrem Gastgeber genervt war, seinen Auftritten im neuen Nato-Gebäude und beim G7-Gipfel in Taormina, reicht es Berlin nun. Washington wird nicht länger als vertrauenswürdiger Mitstreiter angesehen. Europa muss nun allein weitermachen. In aller Freundschaft übrigens. Merkel ist keine Frau, die Menschen von vornherein ausschließt. Aber sie ist auch jemand, der einmal getroffene Entscheidungen nicht so leicht wieder ändert. Das Bierzelt in München könnte daher sehr wohl ein Wendepunkt in den transatlantischen Beziehungen sein."

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