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Debatte nach Amokfahrt: Können Betonbarrieren die Städte sicherer machen?


Debatte nach Amokfahrt
Können Betonbarrieren die Städte sicherer machen?

Von afp, rtr, dpa
Aktualisiert am 09.04.2018Lesedauer: 3 Min.
Betonbarrieren am Potsdamer Platz in Berlin: In Deutschland könnte es künftig deutlich mehr solcher Absperrungen geben.Vergrößern des BildesBetonbarrieren am Potsdamer Platz in Berlin: In Deutschland könnte es künftig deutlich mehr solcher Absperrungen geben. (Quelle: Paul Zinken/dpa-bilder)
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Hätten Betonsperren Schlimmeres verhindern können? Nach der Amokfahrt in Münster diskutieren Politiker über mehr Betonpoller in den Innenstädten. Doch deren Nutzen ist umstritten.

Nach der Amokfahrt von Münster hat innerhalb der Union eine Debatte um den Nutzen zusätzlicher Betonsperren gegen Fahrzeugattacken begonnen. Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul äußerte sich am Montag allerdings skeptisch. Der CDU-Politiker mahnte im Südwestrundfunk eine differenzierte Betrachtung der Lage an. "Die Antwort kann nicht sein, dass wir unsere Städte zubetonieren", sagte er. Es müsse nun vielmehr "klug" nachgedacht werden, wie Sicherheit erhöht werden könne. "Es nutzt kein Poller, wenn jemand mit dem Messer herumläuft."

Im Deutschlandfunk sagte Reul, Sicherheit werde in seinem Bundesland unter anderem auch dadurch verstärkt, dass Polizei und Verfassungsschutz mehr Personal erhielten. Gemeinden täten zudem bereits viel für die Sicherheit auf öffentlichen Plätzen.

Sicherheit beim Katholikentag auf dem Prüfstand

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte nach der Tat von Münster der "Bild"-Zeitung gesagt, dass Poller in Münster hätten helfen können. Die Behörden müssten die Aufstellung von Betonsperren "überall prüfen und wenn möglich verbessern". Der CDU-Innenexperte Philipp Amthor begrüßte die Idee Seehofers in der "Bild"-Zeitung als "guten Vorschlag". Dagegen äußerte sich der innenpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Volker Ullrich, skeptischer. Es könne durch Poller "nicht jeder Anfahrtswinkel" völlig blockiert werden, sagte er.

In Münster soll derweil das Sicherheitskonzept des Katholikentages in der Stadt nochmals auf den Prüfstand kommen. Zum größten Laientreffen der katholischen Kirche werden vom 9. bis 13. Mai mehrere Zehntausend Gäste in Münster erwartet. Das gesamte Konzept will der Veranstalter am 24. April vorstellen. In den fünf Tagen im Mai soll es mehr als 1000 Veranstaltungen in Münster geben. Darunter sind auch mehrere Großveranstaltungen wie der Eröffnungsgottesdienst auf dem Domplatz und mehrere Gottesdienste auf dem Schlossplatz, der für rund 35 000 Besucher Platz bietet. Auf dem Platz sollen Poller, für die noch Bauarbeiten laufen, vor Angriffen mit Fahrzeugen schützen.

Die gesamte Berichterstattung auf t-online.de:
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Gastwirt schildert, wie er die Amokfahrt von Münster erlebte
- Amokfahrer von Münster hinterließ Lebensbeichte
- Reporter Jonas Schaible über den Umgang mit der Gewalt
- Überwältigender Andrang beim Blutspenden

Seit bald zwei Jahren beschäftigt die Gefahr von Anschlägen mit Autos die Sicherheitsbehörden in ganz Europa. Im Juli 2016 raste ein islamistischer Attentäter im französischen Nizza über eine Promenade und tötete 86 Menschen. Mehrere ähnliche Attacken gab es seither. Behörden und Organisatoren von Großveranstaltungen rüsten sich seitdem mit Sperrvorrichtungen gegen solche Taten.

Keine Einheitliche Lösungen

Dabei gibt es keine einheitlichen Lösungen. Je nach Einsatzort und konkreten Anforderungen kommen Betonquader mit und ohne Stahlseilverbindungen, Wassertanks oder mit Sand und Kies gefüllte schwere Bauschuttsäcke zum Einsatz. Eine wichtige Rolle spielen außerdem Lastwagen oder Polizeifahrzeuge. Sie können bei Bedarf weggefahren werden, etwa um Krankenwagen Platz zu machen. Einem ähnlichen Zweck dienen mobile absenkbare Stahlbarrieren.

Wurden anfangs vor allem Großveranstaltungen mit vielen Menschen mit solchen Sperren gesichert, finden sich inzwischen zunehmend auch dauerhaft improvisierte Blockaden an Zufahrten zu belebten Plätzen oder Fußgängerzonen. Nicht immer handelt es sich dabei um Komplettabsperrungen. Einige Städte errichteten Schikanen aus Betonquadern, die Lastwagen zum Slalomfahren zwingen. Das soll zumindest Angriffe mit höherer Geschwindigkeit verhindern, ohne zugleich Lieferanten oder die Müllabfuhr komplett auszusperren.

Zahlreiche Städte prüfen inzwischen dauerhaftere Lösungen, etwa mittels hydraulisch versenkbarer Stahlpoller. Vereinzelt wurden diese schon gebaut. Gesucht wird vielerorts auch nach Sperren, die sich besser ins Stadtbild einfügen als die Barrieren der ersten Generationen. Dass die Sperren dabei stets keinen vollständigen Schutz bieten können, ist allerdings klar.

Betonquader können Lkws nicht abfangen

So halten Betonquader oder Wassertanks kleinere Fahrzeuge zwar auf, können die Wucht schwerer Lastwagen mit hohem Tempo aber eher nicht abfangen. Die Fahrzeuge würden laut Experten zwar mehr oder weniger stark beschädigt, könnten aber unter Umständen weiterfahren und doch bis auf Veranstaltungsflächen gelangen.

Die Behörden betonen daher stets, dass Sperren nur ein Element im Rahmen vielschichtigerer Sicherheitskonzepte sind. Teilweise wird inzwischen auch mit mehrstufigen Barrieren gearbeitet, etwa mit vorgelagerten Einlassstellen - oder bei Großveranstaltungen wie Straßenfesten gelten gleich größerräumige Fahrverbotszonen für Lastwagen, die bei der Einfahrt in Städte kontrolliert werden.

Verwendete Quellen
  • AFP
  • Reuters
  • dpa
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