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Walter Lübcke (✝65) erschossen: Fast 200 Hinweise – aber nur eine Festnahme


Mordfall Lübcke
Was steckt hinter dem SEK-Einsatz an der Nordseeküste?


Aktualisiert am 11.06.2019Lesedauer: 3 Min.
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Walter Lübcke (CDU): Der Regierungspräsident von Kassel wurde aus nächster Nähe auf seiner Terrasse erschossen. (Archivbild)Vergrößern des Bildes
Walter Lübcke (CDU): Der Regierungspräsident von Kassel wurde aus nächster Nähe auf seiner Terrasse erschossen. (Archivbild) (Quelle: Uwe Zucchi/dpa)

Die Ermittler suchen mit Hochdruck nach dem Mörder von Walter Lübcke. Am Wochenende sorgte ein SEK-Einsatz an der Nordsee für Aufregung. In welchem Zusammenhang steht er mit dem Tötungsfall?

Im Fall der Tötung des hessischen Politikers Walter Lübcke gibt es offenbar noch keine heiße Spur. Staatsanwaltschaft und LKA informierten am Dienstag über einen SEK-Einsatz an der Nordseeküste, bei der ein Mann auf einer Fähre festgenommen worden war. Medienberichten zufolge könnte er Spuren am Tatort verändert haben. Die Hinweise gegen ihn erhärteten sich jedoch nicht.

Die Ermittler bestätigten nun erstmals, dass ein Einsatz auf zwei Fährschiffen in Niedersachsen am Samstag in Verbindung zum Fall des erschossenen Kasseler Regierungspräsidenten steht. In Wittmund-Harlesiel, von wo aus die Fähren zur Insel Wangerooge starten, waren Beamte in zivil an Bord der Fähren gegangen, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Kassel t-online.de bestätigte. Die Fährgäste seien anschließend unter einem Vorwand zum Verlassen des Schiffes aufgefordert worden.

"In diesem Zusammenhang wurde eine Person in Gewahrsam genommen und mit dem Ziel der Informationsgewinnung in das Polizeipräsidium Nordhessen nach Kassel verbracht", teilten die Behörden in einer gemeinsamen Mitteilung mit. Der Einsatz sei reibungslos verlaufen, so der Sprecher. Der Fährbetrieb war laut Medienberichten für Stunden unterbrochen.

Bei der Vernehmung des Mannes, die noch in der Nacht zu Sonntag stattfand, hätten sich aber keine Anhaltspunkte ergeben, dass der Mann an der Tat beteiligt war. "Aus diesem Grund wurde die Person in den frühen Sonntagmorgenstunden wieder entlassen", heißt es in dem Statement der Ermittler. Weitere Angaben zu dem Mann oder dem Hintergrund der Polizeiaktion machten sie nicht.

Bereits am Sonntag hatten die Ermittler vermeldet, ein Mann sei am Samstag vorübergehend in Gewahrsam genommen, anschließend befragt worden und am Sonntagmorgen wieder frei gekommen. Weitere Details wurden auch da nicht genannt. Nun ist aber klar, dass es sich bei beiden Angaben um die selbe Person handelt.

Freund des Lübcke-Sohns im Visier?

Unbestätigten Berichten zufolge galt der SEK-Einsatz einem engen Bekannten der Familie Lübcke, der in der Nacht des Mordes als einer der ersten am Tatort gewesen sein soll. Der Mann soll demnach noch vor Eintreffen der Polizei versucht haben, Spuren zu beseitigen. Die "Bild"-Zeitung berichtete, er habe Blut von der Terrasse mit einem Felgenreiniger entfernt.

Nach Angaben der "Hessenschau" soll der Mann wie Lübcke in Wolfhagen-Istha bei Kassel wohnen und ein enger Freund eines Sohnes des ermordeten Politikers sein. Von der Familie habe er demnach in dem Ort ein Haus gekauft, das am Samstag durchsucht worden sei. In der Todesnacht war er laut "Bild" als Sanitäter auf einer Kirmes im Einsatz, die nur wenige Meter vom Haus der Lübckes stattfand. Der Sohn habe den Bekannten nach dem Fund der Leiche dann zu dem Grundstück gerufen.

Durch Kopfschuss getötet

Walter Lübcke, der seit einem Jahrzehnt das nordhessische Regierungspräsidium leitete, war in der Nacht zum vorletzten Sonntag gegen 0.30 Uhr auf der Terrasse seines Wohnhauses mit einer Schussverletzung am Kopf entdeckt worden. Der Schuss war den Ermittlungen zufolge aus nächster Nähe abgegeben worden.

Nach Angaben der Ermittler sind inzwischen fast 200 Hinweise in dem Fall eingegangen, die nun abgearbeitet würden. Laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft würde derzeit in alle Richtungen ermittelt. Keine Hypothese werde ausgeschlossen. Das schließe auch Ermittlungen in Richtung Rechtsextremismus mit ein, sagte er. "Diese Gedanken muss man mitverfolgen. Greifbare Anhaltspunkte gibt es hier aber bislang nicht."


Lübcke war in der Vergangenheit Anfeindungen und Morddrohungen ausgesetzt, weil er sich gegen Schmährufe im Zusammenhang mit der Aufnahme von Flüchtlingen zur Wehr gesetzt hatte. Die Trauerfeier zu seinen Ehren soll am Donnerstag in der Martinskirche in Kassel stattfinden. Als Redner wird unter anderem Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) erwartet. Die Beerdigung im familiären Kreis wird zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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