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Perfide Täuschung: Ebay entlarvt Propaganda um Ukraine-Kennzeichen


Perfide Stimmungsmache
Ebay entlarvt Propaganda um Ukraine-Kennzeichen


Aktualisiert am 03.05.2022Lesedauer: 3 Min.
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Ukrainische Kennzeichen auf Ebay: Die Kleinanzeige, mit der Aufregung geschürt wird, gab es nie.Vergrößern des Bildes
Ukrainische Kennzeichen auf Ebay: Die Kleinanzeige, mit der Aufregung geschürt wird, gab es nie. (Quelle: Imago Images, Wikimedia)

Jetzt wird sogar mit angeblichen Ebay-Anzeigen Stimmung gegen Flüchtlinge aus der Ukraine gemacht. Die irre Behauptung: In Deutschland würden ukrainischen Autokennzeichen gehandelt, weil man damit Verkehrsregeln ignorieren könne.

Eine vermeintlich beim Onlinehändler Ebay veröffentlichte Kleinanzeige wird genutzt, um Unmut gegen Geflüchtete aus der Ukraine zu schüren. In Russland und Deutschland verbreitet sich in den sozialen Netzwerken die Behauptung, dass bei Ebay ukrainische Kennzeichen angeboten würden, mit denen man sich nicht an die Verkehrsregeln halten müsse. Das ist doppelt falsch.

Erstmals tauchte der Screenshot einer solchen angeblichen Anzeige vor einer Woche bei Facebook auf. Inzwischen wurde die Falschinformation auch von reichweitenstarken russischen und deutschen Kanälen in Umlauf gebracht. Die Anzeige soll zeigen, dass ein Anbieter aus Mannheim für 150 Euro ein Kennzeichen anbot, mit dem man sich dann im Straßenverkehr alles erlauben könne. Nur: "Die Anzeige ist bei uns nie veröffentlicht worden", erklärt ein Sprecher von Ebay Kleinanzeigen. Das Unternehmen hat seine Datenbank durchforstet. Es gab auch keine anderen Anzeigen in diese Richtung.

Nutzer reagierten empört und verwundert

Viele Nutzer sind auf die Täuschung hereingefallen und haben sie entsprechend verwundert oder empört kommentiert. Im Anzeigentext heißt es in Großbuchstaben: "Sie können und dürfen überall kostenlos parken. Sie können so schnell fahren, wie Sie möchten. Sie werden nicht bestraft."

Verbreitet hat den Screenshot etwa die in Donbass lebende Deutsche Alina Lipp, die bereits mit zahlreichen Propaganda-Fakes aufgefallen ist. Sie hat das Bildschirmfoto von einem russischen Propagandakanal, wo er allein rund 100.000 Mal gesehen wurde.

In Russland wurde die Darstellung auf diversen Portalen ungeprüft übernommen und zudem suggeriert, dass es in Deutschland deshalb wachsenden Unmut gebe. Auf "Moskau-News" heißt es etwa: "Offensichtlich sind die Deutschen nicht glücklich mit den auf ihrem Territorium angekommenen Ukrainern, die in einer fremden Heimat machen, was sie wollen und wie sie wollen." So könne es früher oder später zu Demonstrationen und Verärgerung über die Regierung kommen. Renommierte russische Medien griffen die Anzeige aber nicht auf.

Anzeige wurde nie veröffentlicht

Und es gab sie nie: Die Anzeige könnte zwar bei Ebay Kleinanzeigen erstellt worden sein, müsse dann aber nach einem Screenshot noch vor dem eigentlichen Veröffentlichen wieder gelöscht worden sein, erklärt ein Sprecher von Ebay: "Die Anzeige war nie im System." Und wenn jemand eine solche Anzeige geschaltet hätte? "Sie wäre als Verstoß gegen gute Sitten entfernt worden. Das ist reine Polemik." In den vergangenen Tagen erschien demzufolge auf dem Kleinanzeigenportal lediglich eine Anzeige, die offensichtlich ein Sammler von internationalen Nummernschildern aufgegeben hatte.

Das in der Fake-Annonce zu sehende Kennzeichen ist ein Kennzeichen-Muster, das auch zur Bebilderung in der Wikipedia eingesetzt wird. Die Kombination "AK-..." zeigt das Nummernschild eines Fahrzeugs aus der Krim. Diese Kennzeichen werden von der Ukraine seit deren Annexion 2014 gar nicht mehr vergeben.

Fall in Lörrach diente offenbar als Blaupause

Nicht ganz unbeteiligt an der Entstehung der Behauptung ist die Stadt Lörrach. Sie hatte das Körnchen Wahrheit geliefert, dessen sich die Fake-Propaganda oft bedient. Aus Lörrach war ein Video bekannt geworden: Ein deutscher Autofahrer hatte sich beklagt, dass ein Fahrzeug mit ukrainischem Kennzeichen keinen Strafzettel bekommen habe, er hingegen schon.

Tatsächlich hatte die Stadt in den vergangenen vier Wochen "einzelfallabhängig" bei ukrainischen Fahrzeughaltern geprüft, ob kulanter reagiert wird. Ein Sprecher der Stadt zu t-online: "Das galt nicht bei bestehenden Verkehrsgefährdungen, wie beispielsweise Parken in einer Feuerwehrzufahrt, und die Regelung war zeitlich befristet und ist nicht mehr gültig".

Lörrach scheint dabei aber ein Einzelfall gewesen zu sein. Aus anderen Kommunen wurden Beschwerden laut, dass die Stadtverwaltungen beim Ahnden von Parkverstößen selbst bei gerade angekommenen Ukrainern keine Ausnahmen machten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Telefonat mit dem Sprecher von Ebay Kleinanzeigen
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